Dieses Buch stand, das muss ich zugeben, eine Weile bei mir im Regal, bevor ich angefangen habe, es zu lesen. Dann aber hat es mich richtig beeindruckt, geradezu überwältigt. Mit so einem Feuerwerk der Sprache hätte ich nicht gerechnet. „Mein heller Abgrund“ ist ein Buch voller Poesie und tiefer
Wahrheiten, das mich immer wieder zutiefst berührt hat. Es ist ein Buch voller Schmerz und Hoffnung,…mehrDieses Buch stand, das muss ich zugeben, eine Weile bei mir im Regal, bevor ich angefangen habe, es zu lesen. Dann aber hat es mich richtig beeindruckt, geradezu überwältigt. Mit so einem Feuerwerk der Sprache hätte ich nicht gerechnet. „Mein heller Abgrund“ ist ein Buch voller Poesie und tiefer Wahrheiten, das mich immer wieder zutiefst berührt hat. Es ist ein Buch voller Schmerz und Hoffnung, voller Trauer , Angst und Freude. Christian Wiman benutzt eine unvergleichliche Sprache, um uns auf uns selbst zurückzuwerfen.
Das Thema: Der Autor, welcher nach eigener Aussage jahrelang überhaupt nicht an Gott dachte, bekommt die vernichtende Krebsdiagnose. Diese ändert alles und führt unter anderem zu dieser wunderbaren Sammlung von Gedichten, Zitaten und Überlegungen, über viele Jahre hinweg geschrieben, immer vor dem Hintergrund des Bewusstseins des eigenen möglichen Todes. Der Autor spricht dabei auf eine Art und Weise von Gott und seinem Glauben, die ganz anders ist als die, welche man sonst meistens antrifft. Aber, wie ich finde, auch sehr viel echter und ehrlicher. Da sind keine unumstößlichen Gewissheiten, außer der einen: Gott ist Kontingenz, ist Ungewissheit.
„In der Minute, in der man anfängt, mit Gewissheit über Gott zu sprechen, ist er fort.“
Was ihn zum Glauben geführt hat, ist die Erkenntnis, dass seine alten Vorstellungen nicht ausreichen für das, was das Leben an Trauer und Schmerz, aber auch an Freude zu bieten hat. Eine sehr schöne Beschreibung: Gott, der nicht wie ein Sturm in unser Leben hineinbricht, sondern ihm einfach mehr Sinn verleiht als alles andere. Der Autor hat dabei eine sehr intensive Art, von Gott zu sprechen bzw. zu schreiben, die mich sehr berührt hat und die ich so noch in kaum einem anderen Buch gefunden habe. Abseits von überzogenen Erwartungen und Klischees, Sätzen, die so viel leichter dahergesagt sind als gefühlt. Gott ist immer bei uns? Ich bin mir sicher, niemand fühlt das immer so, wir alle müssen auch mit Gottes Abwesenheit in unserem Leben klarkommen und Christian Wiman hat dies nicht nur erkannt, sondern versucht in einem immer wieder auch verzweifelten Ringen, dafür eine Sprache zu finden. Was er letztlich sucht, ist eine Sprache für das Gefühl des Verlorenseins, das mit unserem Leben untrennbar verbunden ist. Er schreibt von einem Gott, den er als einen Gott der Trauer und der Liebe, der Abwesenheit und des Beständigen, aber auch des vernichtenden Schweigens erlebt.
Christian Wimans Art, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, ist die vielleicht beste und bewegendste, die man sich vorstellen kann, sodass am Ende vor allem eines bleibt: Hoffnung und Ermutigung. Gleichzeitig berichtet er auch von seiner nie enden wollenden Suche nach Gott, welche im Titel des Buches wunderschön zusammengefasst ist. Er gibt auf die Frage, warum er trotzdem Christ ist, eine ebenso einfache wie überzeugende Antwort: wegen jenes Momentes am Kreuz, in dem Jesus rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“ Dies lässt, so Wiman, nur den Schluss zu, dass die Einsamkeit in menschlichem Leid eine Illusion ist, denn Gott ist bei uns. Diese Erkenntnis hat nichts zu tun mit oft gehörten und zitierten Beteuerungen auf diese altbekannte Frage, sondern hat einen anderen, viel tieferen Klang.
Auf dieses Buch muss man sich einlassen, viele Abschnitte vielleicht sogar mehrmals lesen. Und wahrscheinlich wird man trotzdem bei nochmaligem Lesen immer wieder Neues entdecken. Vieles ist kompliziert, aber nicht auf abschreckende Weise, sondern eher so, dass es zum Nach- und Weiterdenken anregt.
Fazit: Dieses Buch muss man selbst gelesen zu haben, denn es in wenigen Sätzen zusammenzufassen ist unmöglich. Wir haben es hier mit einem Autor zu tun, der anerkennt, dass man nicht alles verstehen kann und wird, und der das auch gar nicht erst versucht. Der von Gottes Liebe sprechen kann, ohne pathetisch zu werden und den mahnenden Zeigefinger zu erheben. Ein philosophisches, theologisch