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Wir beide - der Seemann und ich - sind unterwegs zu einem Treffen mit ihr, und ich für meinen Teil bin gespannt wie sie aussieht, habe ich doch noch nie ein funkelnagelneues, ein jungfräuliches Schiff zu Gesicht gekriegt. Ein Schiff, auf dem vom "Keller" bis zur Mastspitze noch alles in neuem Glanz erstrahlt. Auf dem der Rost noch nirgendwo sein zerstörerisches Werk begonnen hat. Dem noch nie die mörderische Kraft der Wassermassen oder die von Eisschollen die Farbe vom Bug radiert hat. Dessen Deck noch niemals bei schwerer See unter Wellenbergen begraben wurde. Bei dem die Aufbauten in einem…mehr

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Produktbeschreibung
Wir beide - der Seemann und ich - sind unterwegs zu einem Treffen mit ihr, und ich für meinen Teil bin gespannt wie sie aussieht, habe ich doch noch nie ein funkelnagelneues, ein jungfräuliches Schiff zu Gesicht gekriegt. Ein Schiff, auf dem vom "Keller" bis zur Mastspitze noch alles in neuem Glanz erstrahlt. Auf dem der Rost noch nirgendwo sein zerstörerisches Werk begonnen hat. Dem noch nie die mörderische Kraft der Wassermassen oder die von Eisschollen die Farbe vom Bug radiert hat. Dessen Deck noch niemals bei schwerer See unter Wellenbergen begraben wurde. Bei dem die Aufbauten in einem makellosen Weiß erstrahlen, die Flaggen noch nie Sturm und Wind haben trotzen müssen. Ein Schiff, das noch niemals mit Rauhreif überzogen oder mit einer dicken Schneeschicht eingepudert war, dem noch nie klirrender Frost Eiszapfen hat wachsen lassen. Dessen Vorschiff sich noch nie bei eisiger Kälte in eine einzigartig schöne, pittoreske Winterlandschaft verwandelt hat. Bei dem das Messingschild mit dem Namen der Werft aussieht, als würde es für die Werbung eines neuen Poliermittels herhalten und wo sämtliches Tauwerk noch niemals mit Salzwasser oder mit dreckiger Hafenbrühe in Berührung gekommen ist. Ein Dampfer, auf dem Maschinenraum und Brücke soviel Atmosphäre ausstrahlen wie die Renommierstücke eines Schiffahrtsmuseums, der noch nie die Flüche der Mannschaft gehört und noch von keiner mitreisenden Ehefrau heimgesucht wurde. Ein Schiff, so gänzlich ohne die dekorativen Farb-, Öl- und Schmierflecken - mit einem Wort ein totes Stück Stahl und Kunststoff, das darauf wartet endlich mit Leben erfüllt zu werden, endlich dahin zu kommen wohin es gehört: in das tosende Meer, in die wogenden Wellen. Und das an den Festmacherleinen zerrt um endlich loszukommen, um seiner Bestimmung nachzugehen: nämlich der - wie wir Eingeweihte inzwischen alle wissen -, eine Ladung von A nach B zu bringen. Nichts anderes tue ich an diesem 2. Januar auch. Ich befördere meinen geliebten Ehemann sowie den halben Hausstand zur Werft nach Hamburg-Neuenfelde. Also: "Schiff Ahoi!" - NEIN! - bloß das nicht. Den Schlachtruf kann man allenfalls "Hein Mück" um die Ohren donnern. Sie wissen schon, das ist der von der Reeperbahn, der im Leben noch kein Schiff betreten hat und nicht ahnt, was Schiffsplanken einem bedeuten können!

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Autorenporträt
Neben dem Schreiben ihrer Seefahrtsbücher (Verheiratet mit einem Seebären) - (Mein Mann? - Der fährt zur See!) widmet sich Maria Rohmer auch den Themen "Krankheit", "Sterben", "Trauer" und "Abschiednehmen". Gedanken , die sie in "Am Ende des Regenbogens" zusammenfasst. Auszüge aus dem seit mehr als zwanzig Jahren bestehenden Briefwechsel zwischen ihr, der Seemannsfrau und Autorin aus dem Westen und Amelie, der Ärztin aus dem Osten erscheinen regelmäßig unter dem Titel: "Liebe Amelie!"