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Claudia Rusch wurde 1971 auf Rügen geboren. Im September 1976 zog sie mit ihren Eltern nach Grünheide bei Berlin. Sie hatte sofort Heimweh nach dem Meer. Als ihr kürzlich eine Freundin sagte, sie habe seit einigen Wochen Sehnsucht nach der Ostsee, schrieb sie zurück, sie habe seit fünfunddreißig Jahren Ostseesehnsucht. Die Geschichte erzählt uns Frau Rusch, bekannt geworden durch ihre Bücher "Aufbau Ost" und "Meine freie deutsche Jugend", in ihrem wunderbaren Buch über Rügen. Es ist eine Mischung aus Autobiographie, Sach- und Reisebuch - im Grunde abzulehnen. Aber dieser Autorin folgt man gern. Ihren kleinen Überheblichkeiten, wenn sie auf der Fahrt zwischen Hiddensee und Stralsund einem Saarländer den Unterschied zwischen Meer und Bodden erklärt. Ihren Abschweifungen, wenn sie Manfred Krug als Sänger verehrt wie ein Backfisch seinen Star. Ihren seltsamen Vergnügungen, wenn sie der Entstehung des Wortes Hühnergott nachsinnt. Ihrem Staunen, wenn sie noch etwas über Rügen lernt: Vom alten Hafen in Sassnitz, früher Saßnitz, hatte sie noch nie gehört. Er war ja auch in der DDR-Zeit so gut wie vergessen, um sich heute umso freundlicher zu präsentieren - mit der längsten Mole Europas. Natürlich kommt sie in Sassnitz auf Fontane zu sprechen. "Nach Rügen heißt nach Saßnitz reisen", so steht es in "Effi Briest". Ist das nun eine Wahrheit Fontanes oder eine ironische Bemerkung, weil doch Instetten den Satz spricht? Effi mag das ewige Rauschen des Meeres nicht. Der Urlaub wird zum Desaster, wenn auch nicht deswegen. Frau Rusch dazu: "Mir kann es gar nicht genug Rauschen und Dünen und See geben. Ich muss allerdings auch nicht mit Geert von Instetten zusammenleben." Schön gesagt!
F.P.
"Mein Rügen" von Claudia Rusch, Mare-Verlag, Hamburg 2010. 192 Seiten. Gebunden, 18 Euro.
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