Mein Sommer mit Memé ist ein Familienroman, der zwar alle Zutaten für eine süffige Geschichte hat, insgesamt aber nicht überzeugen kann. Die Authentizität, das Talent und das Können im erzählerischen Bereich haben mir hier arg gefehlt. Zu sehr wirkte auf mich das Ganze wie
„möchte-gerne-kann-aber-nicht-recht-mir-fällt-auch-nichts-Gescheites-ein.“
Die Protagonistin Paula schaffte es kaum, mich in…mehrMein Sommer mit Memé ist ein Familienroman, der zwar alle Zutaten für eine süffige Geschichte hat, insgesamt aber nicht überzeugen kann. Die Authentizität, das Talent und das Können im erzählerischen Bereich haben mir hier arg gefehlt. Zu sehr wirkte auf mich das Ganze wie „möchte-gerne-kann-aber-nicht-recht-mir-fällt-auch-nichts-Gescheites-ein.“
Die Protagonistin Paula schaffte es kaum, mich in ihren Bann zu ziehen. Zu konstruiert kam sie mir vor, sowie die Konflikte, die sie an den Tag legte, größtenteils an den Haaren vorbei. Paula will keinen Familienurlaub auf dem Anwesen im Burgund, sie hat ganz andere Pläne, die ihr viel wichtiger erscheinen, aber ihre Großmutter Memé weiß sie zu überzeugen, wie alle in dieser Familie. Der Bruder hofft aufs Erbe und viel Geld, das er dringend braucht. Seine Frau und Tochter haben sich unterzuordnen. Am Ende gibt es eine von Memé von langer Hand vorbereitete Lösung. Wie überraschend. Sie hat sie alle voll im Griff und lässt Dinge tun, die ihr passend erscheinen. So gesehen, gibt es nur eine Heldin hier: Memé, der Rest besteht aus charakterlosen wie klischeehaften Marionetten.
Es gab ein Sammelsurium an typischen Themen, die von einem Familienroman zum anderen gereicht werden, und woanders doch schon viel besser und beeindruckender gebracht wurden. Das Themenarrangement ähnelte einer Patchworkdecke: hier kommt ein Thema, z.B. Eheprobleme des Bruders, dann das nächste an der Kante des Vorigen, z.B. seine pubertierende Tochter, usw.
Es wird gemeinsam und allein gekocht, über veganes Essen Vorträge gehalten, die Art der Infoversorgung ist hier dürftig wie im gesamten Roman, regionale Weine eingekauft, in alten Familiengeheimnissen, die eher flach und wenig spektakulär ausfallen, gekramt. Hier wird versucht den Hauch von Nichts aufzubauschen. Es bleibt seicht und langatmig bis zum Schluss. Die Auflösung verdient bloß ein Kopfschütteln. Happy Ends dieser Art sind schlicht abgedroschen und sollten längst passé sein.
Vom Stil/Ausdruck her war ich auch herzlich wenig angetan. Überflüssige Adverbien, zu reger Gebrauch von Hilfsverben („war“ ist das liebste Wort der Autorin) und zu viele Erklärungen, denen ich kaum Glauben schenken konnte, haben mir die Lesefreude vergällt, genauso wie überzogene Männerfiguren und ihr unglaubwürdiges Verhalten. Manche sind wie romantische Helden aus Groschenromanen und lediglich dazu da, um enspr. Effekte beim weiblichen Publikum zu erhaschen. Die Versuche, den ehem. Verlobten von Memé als einen Rüpel darzustellen, scheiterten kläglich, da wenig kunstfertig dargeboten, was auch zur allg. Unglaubwürdigkeit beitrug.
Die Zutaten sind zwar da, aber zu einer Geschichte, die auch Lesevergnügen mitbringt, kommt es wohl kaum. Ich habe mich geärgert, mit dem Buch angefangen zu haben. Die Geschichte erwies sich als zigster Abwasch von schon mal in zig Variationen dagewesenen und viel besser erzählten Familienstories. Kaum lesenswerte Ansätze, Ideen oder auch Art der Darbietung. Es gibt durchaus spannende Interpretationen von Wohlbekanntem. Dazu muss man Talent haben und schreiben können. Hier ist der nicht der Fall. Das schöne Cover und unbekannter Name haben mich Bewegt, zum Buch zu greifen. Leider erwies es sich als keine besonders gute Idee.
Ich mag gerne gute Familiengeschichten. Leider erschien mir diese in jeder Hinsicht zu primitiv und nicht der Rede wert.