Ein beeindruckender und berührender Roman über eine starke Frau, die Liebe zu ihren Kindern und der Willkür des NS-Regimes. Absolut lesenswert.
‚Mein verwundetes Herz‘ von Martin Doerry ist ein berührendes und bewegendes Buch. Erzählt wird, anhand von Briefen, die Geschichte von Lilly Jahn. Die
Jüdin wächst wohlbehütet auf und ahnt lange Zeit nicht, dass ihr Glauben alles zerstören wird, was…mehrEin beeindruckender und berührender Roman über eine starke Frau, die Liebe zu ihren Kindern und der Willkür des NS-Regimes. Absolut lesenswert.
‚Mein verwundetes Herz‘ von Martin Doerry ist ein berührendes und bewegendes Buch. Erzählt wird, anhand von Briefen, die Geschichte von Lilly Jahn. Die Jüdin wächst wohlbehütet auf und ahnt lange Zeit nicht, dass ihr Glauben alles zerstören wird, was ihr wichtig ist. Sie lernt den angehenden Arzt Ernst kennen und als Leserin möchte man ihr zurufen ‚tu es nicht‘, denn Ernst ist ganz offensichtlich ein charakterschwacher und labiler Mensch, der ihr kein Glück bringen kann. Sie selbst ist Jahrgang 1900 und emanzipiert genug, um ihren eigenen Weg zu gehen, zu studieren und als Ärztin ganz in ihrem Beruf aufzugehen, allerdings nur kurze Zeit, denn die Nationalsozialisten verstehen es schon bald Lilli unter entsprechendem Druck an der Ausübung ihres Berufes zu hindern.
Ihr Mann Ernst ist ihr keine grosse Unterstützung, er scheint einfach alles geschehen zu lassen und mehr mit sich und später mit seiner Geliebten beschäftigt zu sein. Bis 1943 ist Lilli Jahn noch durch die Ehe geschützt, aber nachdem Ernst mit seiner Geliebten ein gemeinsames Kind hat, lässt er sich scheiden, wendet sich von Lilli ab und liefert sie damit dem NS-Regime schutzlos aus.
Lilli bekommt mit Ernst 5 Kinder, die ihre ganze Liebe und Aufmerksamkeit erhalten. Sie hadert nicht mit ihrem Schicksal, sondern bleibt hoffnungsvoll, dass diese schweren Zeiten, in denen sie denunziert und geächtet wird, vorübergehen. Leider bleibt es eine nicht zu erfüllende Hoffnung. Sie wird verhaftet und kommt zunächst in ein Arbeitserziehungslager. Immer noch voller Hoffnung schreibt sie in ihren Briefen ihre Gedanken, ohne zu klagen, nimmt regen Anteil am Leben ihrer Familie. Als Leserin weiß man spätestens nach dem Klappentext, was mit Lilli geschehen wird, dennoch ist man geneigt die Hoffnung zu teilen und von einer unerwarteten Wendung zu lesen.
Ihre fünf Kinder berichten beinah täglich in liebevollen Worten wie sehr sie fehlt, welche Entwicklung es gibt und wie sehr sie die Rückkehr der Mutter erhoffen. Monat für Monat vergeht, schließlich wird Lilli in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort umgebracht.
Das Buch ist ein beeindruckendes Zeugnis des Holocausts und der tiefen Liebe zwischen einer Mutter und ihren Kindern.
Der Autor und Enkel von Lilli Jahn, Martin Doerry, hat unglaubliche Recherchearbeit geleistet und es war sicher kein leichtes Unterfangen die Dokumente zusammen zu tragen und Zeitzeugen zum Sprechen zu überreden. Entstanden ist ein beeindruckender und berührender Roman, dem Lilli Jahn sicher Respekt und Achtung entgegengebracht hätte und, sie wäre stolz auf ihren Enkel gewesen.