Endlich nach Jerusalem! Palästina sehen, das Evangelien-Land! Im Toten Meer schwimmen! Den Jordan entlang zum See Genezareth fahren! Das wünscht sie sich schon sehr lange. Jedoch erst, als sie Mitte 50 ist, ergibt sich die Chance einer solchen Reise. Dass in Palästina und Israel 1988 gerade die erste Intifada herrscht, ein heimtückischer, verzweifelter Partisanenkrieg, kann sie nicht aufhalten. Sie packt ihren Rucksack und ist weg! Und dann, 33 Jahre später: Im Alter von 90 Jahren findet sie den verstaubten Rucksack wieder und darin ihr Reise-Tagebuch von einst. Beim Lesen fragt sich die alte Frau, ob es damals wohl Naivität oder Mut gewesen ist, sich einer solchen Gefahr auszusetzen in jenen Ländern der Widersprüche, wo es lodernden Hass und unverbrüchliche Treue gab, Stolz und Verachtung, List und Liebe, bedingungslos Gläubige dreier Religionen, aber auch deren manipulative Kraft . Und das alles im eng nachbarschaftlich brodelnden Misstrauen zwischen Israel und Palästina, dem Westjordanland und dem Gazastreifen, von denen bis heure nur Israel eine richtige Regierung hat. Doch erinnert sie sich genau an ihr großes Glücksgefühl auf dieser Reise, an ihre Dankbarkeit und an ihre Trauer beim Abschied von Jerusalem, dieser einzigartigen Stadt. Sie hatte das herrliche Land lieben gelernt und sich dort vor Gefahren an jedem einzelnen dieser 14 Tage geführt und beschützt gefühlt. Beschützt? Von wem? Darauf hat die alte Frau noch immer keine klare Antwort.
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