Spitzbergen live
Ein Reiseführer über die Antarktis beginnt mit den Worten: „Fahren Sie nicht dorthin!“ Und das war bevor das große Kreuzfahrtschiffzeitalter vor Corona begonnen hatte. Gleiches gilt wohl auch von Spitzbergen.
Diese Buch wurde von einer Journalistin geschrieben, die mit ihrer
Familie auf Spitzbergen lebt. Der Anfang des Buches ist beeindruckend. Ein Klimawandelleugner müsste…mehrSpitzbergen live
Ein Reiseführer über die Antarktis beginnt mit den Worten: „Fahren Sie nicht dorthin!“ Und das war bevor das große Kreuzfahrtschiffzeitalter vor Corona begonnen hatte. Gleiches gilt wohl auch von Spitzbergen.
Diese Buch wurde von einer Journalistin geschrieben, die mit ihrer Familie auf Spitzbergen lebt. Der Anfang des Buches ist beeindruckend. Ein Klimawandelleugner müsste wohl das ganze Skript in Frage stellen, so schlagend sind die Beweise auf dieser norwegischen Polarinsel.
Weil selbst im Winter auf den Fjorden das Eis fehlt, kann das warme Atlantikwasser die Luft erwärmen und frühere Temperaturen von -20 Grad gehören der Vergangenheit an. Spitzbergen gehört zu den Orten mit dem größten Temperaturanstieg auf der Erde. Hinzu kommt, dass die wärmere Luft auch mehr Wasser aufnehmen kann. Aus einem Ort in der arktischen Polarwüste, wo die Häuser nicht einmal Dachrinnen haben, ist innerhalb weniger Jahre ein niederschlagsreicher Ort geworden.
Eindrücklich wird über die Folgen einer Lawine aus dem Jahr 2015 berichtet, bei der zwei Menschen starben. Es hätten aber noch viel mehr sein können. Seitdem bemüht sich die Inselregierung um Lawinenschutz und hat die erste Häuserzeile unterhalb des Berges dauerhaft evakuiert.
Die Autorin hat einen alten Robbenjäger gesprochen, der auf einer einsamen Hütte den dunklen Winter verbracht hat. Sie ging mit Wissenschaftler*innen auf Forschungsreise rund um Spitzbergen und erklärt uns, dass die östlichen Inseln aufgrund des fehlenden Atlantikwassers ein deutlich kühleres Klima haben. Sie berichtet über die politischen Verträge, die die Inselgruppe an Norwegen bindet, aber russische Orte zulässt. Sie schreibt über den Kohleabbau, das viele Fliegen, das Saatgutarchiv, den Schutz vor Eisbären, von Mikrobakterien im auftauenden Permafrostboden und nicht zuletzt über störende Touristen, die die Familie selbst verfolgt haben, als sie vor ihnen aus der Hauptstadt geflüchtet ist.
All das hätte die Bestnote verdient, wenn nicht zwischendurch immer allgemeine und bekannte Erklärungen zum Klimawandel die spannende Beschreibung Spitzbergens unterbrechen würde. Auch würde ich mich freuen, mal ein Buch zum Klimawandel zu lesen, ohne mit dem Grünen* konfontiert zu werden. Offenbar gibt es ihn auch in Norwegen. Also 4 Sterne.