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Gleich beim ersten Satz von Kafkas Erzählungen und Romanen stürzt jeweils mit dem "Initialereignis" das gerade noch milliardenfach Mögliche aus der Zeit ins nie Geschehene - so lautet der Grundgedanke, der über allen sieben Themenkapiteln dieses Buchs kreist. Josef K. ist nun einmal verhaftet, Gregor Samsa nun einmal ein Käfer - weshalb und woher auch immer. "In Kafkas Erzählungen ist immer alles selbstverständlich und nichts natürlich." Der Autor und Kafka-Übersetzer Georges-Arthur Goldschmidt hat tief in seine Lese- und Arbeitsnotizen gegriffen. Er kombiniert, assoziiert, spekuliert, dass es in der paradoxen Selbstverständlichkeit von Kafkas Geschichten immerfort knackt. Das ist in den zahlreichen Detailbeobachtungen interessant, gerät aber selbst bald in jene Kreisbewegung, die sich ständig einredet, auf Kafkas Texte gebe es nichts zu sagen, deren Sprache verschlucke immerfort sich selbst und nehme jedem Kommentar den Wind aus den Segeln. Auf Französisch hat diese Beredtheit des Nichtsagenkönnens Stil, auf Deutsch tappt sie, trotz allem Talent der Übersetzerin, ins Kreisen ums eigene Selbst, nicht unähnlich dem, das Goldschmidt bei Kafkas Figuren ausmacht: "Ich bin, was mich bewegt, ich komme nicht voran, ich bin mir voraus, uneinholbar." (Georges-Arthur Goldschmidt: "Meistens wohnt der den man sucht nebenan". Kafka lesen. Aus dem Französischen von Brigitte Große. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010. 141 S., geb., 16,95 [Euro].) han.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
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