Die Peter Handke- Biografie von Malte Herwig erschien bereits 2010 in der Deutschen Verlags-Anstalt; nun liegt nach zehn Jahren eine erweiterte und aktualisierte Auflage im Pantheon Verlag vor.
Peter Handke (Jg. 1942) gilt einerseits als einer der schillernden Vögel des deutschen
Literaturbetriebs, andererseits ist er einer der letzten großen deutschen Schriftsteller. Sein Bild in der…mehrDie Peter Handke- Biografie von Malte Herwig erschien bereits 2010 in der Deutschen Verlags-Anstalt; nun liegt nach zehn Jahren eine erweiterte und aktualisierte Auflage im Pantheon Verlag vor.
Peter Handke (Jg. 1942) gilt einerseits als einer der schillernden Vögel des deutschen Literaturbetriebs, andererseits ist er einer der letzten großen deutschen Schriftsteller. Sein Bild in der Öffentlichkeit war seit den 60er Jahren von Extremen geprägt: Hohepriester der Literatur und einsamer Rufer. Besonders die Skandale um seine Kunst haben Handke so berühmt gemacht. Dabei richteten sich seine Angriffe gegen das Establishment in Kultur und Politik, gegen die herrschenden Schreibweisen und gegen den etablierten bürgerlichen Theaterbetrieb. In den letzten Jahren löste sein schriftstellerischer Einsatz für Serbien einen Aufschrei nicht nur in Deutschland sondern in ganz Europa aus.
Der Literaturwissenschaftler Malte Herwig, der mehrere Jahre Kulturredakteur beim „Spiegel“ war und heute als freier Journalist in Hamburg lebt, hat nun eine bemerkenswerte Biografie des eigenwilligen literarischen Genies Handke vorgelegt. Er führte lange, intensive Gespräche mit dem Dichter, dessen Verwandten, Weggefährten und Dichterkollegen. Dabei sparte Herwig auch Handkes oft problematischen Umgang mit Kontrahenten nicht aus.
Daneben hatte Herwig uneingeschränkten Zugang zu den Notizbüchern und der Korrespondenz von Peter Handke. Eine höchst interessante Quelle, denn die Notizbücher entpuppten sich als die Waffe des Dichters gegen die Wirklichkeit. Diese Aufzeichnungen zeugen aber auch immer wieder von Angstgefühlen und Selbstzweifeln. Bis heute führt Handke immer ein Notizbuch bei sich.
Wie kein anderer deutschsprachiger Dichter hat Peter Handke stets die Idee von einer literarischen Existenz verkörpert, dabei ringt er immer um die Aufhebung der Gegensätze von Kunst und Leben. In seinen Werken beschäftigte er sich meist mit zeitgenössischen Themen, doch am Ende waren es individuelle und zeitlose Gedanken. Durch genaues Beobachten gewann er der Welt neue Eindrücke ab („Schreiben kann ein Versuch sein, die Welt zu erobern.“) und fasste sie in eine lebendige Sprache. Eine vom Alltag abhebende Sprache, die Handke jedoch nicht nur schreibt, sondern auch spricht.
Herwigs Handke-Biografie führt an den Texten des Dichters entlang, immer wieder wird ausführlich daraus zitiert. So zeichnet der Autor neben Handkes Lebenslauf auch ein Stück deutschsprachiger Literaturgeschichte nach.
Drei Jahre lang hat Herwig für „Meister der Dämmerung“ recherchiert und es ist ihm gelungen, Höhen und Tiefen von Peter Handke zu zeigen. Dieser Handke-Kosmos wird durch zahlreiche Abbildungen komplettiert: unveröffentlichte Fotos, Faksimiles von Tagebuchseiten sowie Zeichnung und Skizzen vom Dichter selbst. In dem neuen Kapitel „Der Erwählte“ setzt sich Herwig mit der Nobelpreisverleihung auseinander, mit der Kritik und der Zustimmung, aber auch, wie der Dichter selbst damit umgeht.