Der Diogenes Verlag hat seine erfolgreiche Reihe der „Meistererzählungen“ mit einem weiteren Band fortgesetzt. Nunmehr sind bereits zwanzig Bände erschienen: von Ambroce Bierce bis H.G. Wells, zuletzt Jack London und Cervantes.
Nun liegt mit den „Meistererzählungen“ des amerikanischen Autors
Herman Melville (1819-1891) ein Band vor, der die Lücke zwischen seinen unvergleichlichen Romanen…mehrDer Diogenes Verlag hat seine erfolgreiche Reihe der „Meistererzählungen“ mit einem weiteren Band fortgesetzt. Nunmehr sind bereits zwanzig Bände erschienen: von Ambroce Bierce bis H.G. Wells, zuletzt Jack London und Cervantes.
Nun liegt mit den „Meistererzählungen“ des amerikanischen Autors Herman Melville (1819-1891) ein Band vor, der die Lücke zwischen seinen unvergleichlichen Romanen schließt. Sein Hauptwerk „Moby Dick oder Der Wal“ ist einer der Gipfel der amerikanischen Literatur, ja ein Klassiker der Weltliteratur überhaupt. Auch seine Südsee-Romane haben ihn zu einem der meistgelesenen Abenteuerschriftsteller gemacht, obwohl er zu Lebzeiten nicht von Erfolg verwöhnt wurde. Selbst sein berühmtester Roman wurde von seinen Zeitgenossen lange ignoriert.
Mit seinen Erzählungen, die er in den Jahren 1853 bis 1856 in verschiedenen Literaturzeitschriften veröffentlichte, wurde er noch am ehesten bekannt. Die vorliegende Auswahl versammelt insgesamt sechs, recht unterschiedliche Erzählungen von Herman Melville. Die Auftaktgeschichte „Die Veranda“ erzählt von einer märchenhaften Reise durch ein Elfenland.
Mittelpunkt der Sammlung bilden die beiden bekannten Erzählungen „Bartleby“ und „Benito Cereno“. „Bartleby“ führt in die New Yorker Wall-Street der damaligen Zeit. Sie berichtet von dem jungen Kanzleischreiber Bartleby, der bei einem Rechtsanwalt angestellt ist. Aus heiterem Himmel verweigert er die Anweisungen seines Chefs, dabei führt er immer das gleiche Argument an: „Ich möchte lieber nicht!“. Diese mysteriöse Verweigerung steigert sich immer mehr, sodass Bartleby nur noch stumm die Wände anstarrt. Im anschließenden Stadtgefängnis zieht er sich vollends in sich selbst zurück und stirbt.
In „Benito Cereno“ begegnet im Jahre 1799 einem amerikanischen Robbenfängerschiff ein merkwürdiges spanisches Handelsschiff mit seltsamen Gestalten, darunter der junge Spanier Don Benito. Melville gestaltete hier das Verhältnis von eigener und fremder Kultur unter dem besonderen Gesichtspunkt der Sklaverei.
Der Band wird durch ein aufschlussreiches Nachwort des Literaturwissenschaftler Karl-Heinz Wirzberger ergänzt, das anlässlich des 100. Todestages von Herman Melville in der Süddeutschen Zeitung erschien.
Manfred Orlick