Elizabeth George gehört zu den erfolgreichsten Krimiautoren der Welt. Ihre Stories sind bis ins Detail stimmig, ihre Figuren lebendig und der Spannungsaufbau hält den Leser bis zum Schluss in Atem. Aber wie schafft sie das? „Meisterklasse“ macht jedenfalls kein Geheimnis daraus: Genie ist auch bei
Elizabeth George 1 % Inspiration und 99 % Transpiration. Schreiben ist einfach unglaublich viel…mehrElizabeth George gehört zu den erfolgreichsten Krimiautoren der Welt. Ihre Stories sind bis ins Detail stimmig, ihre Figuren lebendig und der Spannungsaufbau hält den Leser bis zum Schluss in Atem. Aber wie schafft sie das? „Meisterklasse“ macht jedenfalls kein Geheimnis daraus: Genie ist auch bei Elizabeth George 1 % Inspiration und 99 % Transpiration. Schreiben ist einfach unglaublich viel Arbeit. Der Aufwand, den George in die Recherche steckt, in die verschiedenen Vorarbeiten, die Entwurfsfassungen, die Personensteckbriefe und die Ausarbeitung der Szenen erklärt jedenfalls sehr nachvollziehbar, warum ihre Geschichten so gut funktionieren. Sehr strukturiert und mit zahlreichen Beispielen und Übungsideen geht sie vom Allgemeinen zum Speziellen, vom ersten Gedanken bis zum Lektorat der Endfassung.
Dabei stellt Elizabeth George stets klar, dass dieses Vorgehen für SIE das Richtige ist. Jeder Autor muss letztlich seinen eigenen Weg finden, nur das Ergebnis muss bestimmten Kriterien gehorchen, damit aus einer guten Idee auch ein guter Roman wird. Diese Prinzipien gelten für alle fiktionalen Bücher und man kann sie getrost als die 10 Gebote der Schriftstellerei bezeichnen (obwohl es mehr als 10 Regeln sind, die man beherrschen sollte). Genau vor diesem Hintergrund ist „Meisterklasse“ nicht nur ein Buch, das angehende Autoren mit Gewinn lesen können, sondern jeder, der Krimis mag. Wie oft habe ich mich gefragt: Was stimmt mit dieser Szene nicht? Warum nimmt mich die Story nicht gefangen? Was stört an einer bestimmten Person? Ja, woran macht es sich fest, ob ein Krimi gut ist, oder nicht? Elizabeth Georges anschauliche Erklärungen, kombiniert mit vielen Beispielszenen aus ihrem Krimi „Doch die Sünde ist scharlachrot“, an denen ihre Arbeitsweise sichtbar wird, lassen mich jetzt auch andere Romane mit ganz anderen Augen lesen. Es ist ein bisschen wie in der Musik: Je mehr man über Instrumentierung und Komposition weiß, umso genauer hört man hin und umso mehr Feinheiten entdeckt man. Genießen kann man Musik selbstverständlich auch ohne diese Kenntnisse, aber zu wissen, wie es „funktioniert“ macht einen ganz eigenen Reiz aus. Und steigert die Bewunderung für die, die es meisterhaft beherrschen.
Ich habe „Meisterklasse“ in wenigen Tagen verschlungen, ein Buch, das mir im wahren Sinn die Augen geöffnet hat. Man muss kein Schriftsteller werden wollen, um daraus dauerhaften Nutzen zu ziehen. Genauso, wie man kein Huhn sein muss, um ein faules Ei unter frischen zu erkennen.