Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Universität Leipzig (Insitut für Germanistik), Sprache: Deutsch, Abstract: Thüring von Ringoltingens Werk „Melusine“ ist einer der ersten deutschen Prosaromane des Spätmittelalters. Es ist durch die Bearbeitung und Adaptation des französischen Werkes „Le Roman de Mélusine ou Histoire de Lusignan“ Couldrettes entstanden. Die vorliegende Hausarbeit soll folgenden Problemaspekt beleuchten: Melusine als typische und atypische Frau des Mittelalters. Bei der Analyse der Figur Melusine wird die allgemeine Vorstellung von der Frau im Mittelalter, besonders von der Adligen und Herrscherin, berücksichtigt. Besonders werde ich meine Aufmerksamkeit auf die Intention des Textes, durch die Verflechtung des Mythischen und Faktografischen die Entstehung des Geschlechtes Lusignan zu zeigen, richten. Jacques Le Goff sagte, dass Melusine die Schöpferin eines feudalen Gemeinwesens und Gebärerin der Herrschergenealogie der Fürsten von Lusignan sei. Einerseits gibt es diese mythische Geschichte, die aus Zypern stammt, über eine Fee, die ungewöhnliche Mächte besitzt, andererseits aber auch die Erzählung über einen französischen Adeligen, der von einer armen Familie abstammt und der dank der Adoption einen adeligen Status erwirbt. Die Eheschließung zwischen Melusine und Reymund ist sicherlich für dieses Geschlecht, aber auch für die Vorstellung von dessen eigenartigen Eigenschaften, die dank Melusine, die nicht eine gewöhnliche Frau, sondern ein außerirdisches Wesen mit ungewöhnlichen Mächten ist, errungen sind, von großer Bedeutung. Im Roman wird leicht vom Fantastischen ins Realistische und umgekehrt übergegangen. Das Erzählen ist gelegentlich märchenhaft, nimmt aber auch den Charakter einer Chronik an, bzw. realisiert sich im Geiste historischen Erzählens, besonders in der Geschichte von Melusines und Reymunds Söhnen. Es ist bekannt, dass es im Mittelalter eine Tendenz gab, die Herkunft der Herrscher oder des Adels gerade durch die Erwähnung solcher ungewöhnlichen Vorfahren hervorzuheben. Dies ist nichts Ungewöhnliches, da schon in der Antike die Tendenz vorhanden war, gewisse Eigenschaften der Herrscher durch die Unterstreichung ihrer mythischen Herkunft zu erklären. In dem mittelalterlichen Alexanderroman Pseudo-Kallisthenes‘ wird für Alexanders Vater der Zauberer Nectanebus bekannt gemacht, der auch ägyptischer König und Zauberer ist; es wird verneint, dass sein Vater makedonischer König Phillipp II ist. Die ungewöhnliche Stärke des Helden und seine Wahrnehmung der Ereignisse werden in Verbindung mit dieser Herkunft gebracht.