Auszug: Wir hatten uns schon allzu lange vom Zauber des neapolitanischen Frühlings fesseln lassen. Nun aber mußte endlich geschieden sein, wenn wir die Freunde in Rom noch antreffen wollten. Doch die Fahrt nach Norden anzutreten, ohne unser geliebtes Capri wenigstens im Fluge wieder zu begrüßen, konnten wir nicht übers Herz bringen. Die goldenste Sonne leuchtete über jenem Pfingstsamstagmorgen, als wir am Quai von Santa Lucia den kleinen Dampfer bestiegen, der uns nach dem »schroffen Gestade des felsenumgürteten Eilands« hinübertragen sollte. Uns war, als hätten wir nie zuvor die Luft, die um diese gesegneten Küsten spielt, in festlicherem Glanz erzittern, die kleinen Städte längs der Bucht bis nach Sorrent hinüber aus dem bleichen Grün der Oliven- und Orangengärten nie so blank und feiertäglich hervorschimmern sehen. Und nun gar unsere Insel in ihrem veilchenfarbenen Duft ? è una magia! sagte selbst der Kapitän des Schiffes, der dies Schauspiel doch zum wie viel hundertsten Male vor Augen hatte. Auch litt es die Passagiere des ersten Platzes nicht lange auf den Bänken unter dem großen Leinwanddache. Einer nach dem andern zog sich nach dem Vorderdeck, und selbst der alte Schotte mit den zwei rothblonden Töchtern, den wir sonst an den schönsten Punkten standhaft in sein Reisehandbuch vertieft gesehen hatten, klappte das Buch zu und suchte sich vorn am Bord einen freien Aussichtswinkel, um einmal ohne die Bevormundung seines Murray die Wunder des Himmels und der Erde zu genießen.
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