Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: sehr gut, Freie Universität Berlin (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie), Veranstaltung: HS Sprach- und Dichtungstheorien in der Romantik, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Jahre 1831 beendete Wilhelm von Humboldt an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften seine Vortragsreihe zu Fragen der Sprache, die er am 29. Juni 1820 mit der Vorlesung des Referats „Über das Sprachstudium in Beziehung auf die verschiedenen Epochen der Sprachentwickelung“ eröffnet hatte. In dieser letzten Schaffensphase seines Lebens beschäftigte sich Humboldt fast ausschließlich mit dem Sprachstudium, wobei er seine sehr ausführlichen Grundgedanken in dem ersten Akademie-Vortrag kontinuierlich weiterentwickelte, oder um sich der Humboldt-Terminologie anzunähern, weiterwebte. Im Mittelpunkt seiner Betrachtungen stand dabei immer der Mensch, dessen elementarste Wesenseigenschaft es ist zu sprechen: „Der Mensch ist nur Mensch durch Sprache...“ . Die drei Aspekte, die im ersten Teil meiner Arbeit näher betrachtet werden sollen, sind die teleologische Funktion von Sprache, fokussiert auf den Sprachursprung, die praktische Funktion von Sprache, also wie sie als Kommunikationsmittel benutzt wird und schließlich die erkenntnistheoretische Funktion von Sprache. Im Anschluss daran werde ich im zweiten Teil Humboldts Dichtungstheorie eingehend beleuchten, verstand Humboldt Dichtung doch als spezifischen Gebrauch von Sprache: „Dichtung ist .. im Lichte der reifen Humboldtschen Sprachtheorie nicht mehr ... Überwindung der als bloß verstandesmäßig und willkürlich aufgefassten Sprache, sondern eine der Natur der Sprache gerade wesentlich entsprechende Art des Gebrauchs der Sprache.“ Ging es bei der Darstellung der Sprachtheorie also um den ontologischen Aspekt des Untersuchungsgegenstandes, so wird bei den Ausführungen über die Humboldtsche Dichtungstheorie die konkrete Realisation von Sprache beschrieben und die Poetologie Humboldts geklärt. Zwar beschäftigte sich Humboldt mit Kunst und Dichtung viele Jahre bevor er zu einem Studium der Sprache gelangte. Doch soll die chronologische Reihenfolge zu Gunsten der argumentativen Folge vernachlässigt werden. In einem abschließenden Teil werde ich dann Humboldts Sprach- und Dichtungstheorie einer Kritik bezüglich ihrer gesellschaftlichen Konsequenzen unterziehen.