Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Pädagogik - Geschichte der Pädagogik, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Erziehungswissenschaften/Abteilung Historische Erziehungswissenschaft), Veranstaltung: Pädagogische Theorien im historischen Kontext des 18. Jahrhunderts, Sprache: Deutsch, Abstract: Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) lebte in der Epoche der ‚Aufklärung’. Nach ihrem prominentesten Denker, Immanuel Kant, bezeichnet diese den „Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit [sei] das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“ Was hier wie ein Punkt oder besser: ein Ausrufungszeichen am Ende eines Satzes steht, markiert zum einen tatsächlich den vorläufigen, vor allem theoretischen Höhepunkt eines bereits in der Renaissance des 15. Jahrhunderts begonnenen Prozesses. Zum anderen jedoch befand sich die praktische Umsetzung jenes als Aufklärung bezeichneten Ideals zu dieser Zeit gerade in ihren blutigen Anfängen. Der theoretische und die Praxis regelnde Rahmen hierfür wurde von der sich parallel etablierenden wissenschaftlichen Disziplin der Pädagogik gesteckt; die entsprechenden Handwerkzeuge nannten sich Erziehung und Bildung. Mit seiner Erziehungs-Utopie "Emile oder Über die Erziehung" legte Rousseau gleichsam den Grundstein für diese Entwicklung, indem er die Kindheit erstmals als einen eigenständigen Lebensabschnitt (an)erkannte und sie zudem mit einer Bedeutung jenseits des bloßen Heranwachsens zur Arbeits- oder Regierungsfähigkeit versah: der Möglichkeit und Not-wendigkeit des ‚positiven’ Einwirkens durch einen Erzieher. Die historischen Rahmenbedingungen spielten auch hierbei eine entscheidende Rolle... Als gesellschaftliche Organisationsform schien offenbar allein ein an die antike Polis angelehnter (National-)Staat vorstellbar; im Geiste der Aufklärung nun jedoch ein Staat mündiger Bürger. Da solche Bürger seinerzeit nicht existierten und in anbetracht der, laut Rous-seau: generell ‚entarteten’ Menschheit, war es nach dessen Ansicht zunächst einmal nötig, den Menschen gewissermaßen zu ‚renatuieren’, d.h. ihn in jener Lebensphase namens Kindheit naturgemäß zu erziehen... Rousseaus Erziehungs-Konzept vorzustellen und die darin aufgeworfene Mensch-Bürger-Problematik zu beleuchten, soll das Anliegen dieser Arbeit sein. Zudem werde ich der aus dieser Problematik resultierenden Frage nach der menschlichen Identität nachgehen. Als Reibungsfläche werde ich hierbei Alfred Schäfers "Jean-Jacques Rousseau. Ein pädagogisches Portrait." aus dem Jahre 2002 hinzuziehen, in dem der Verfasser die Zwiespältigkeit des Rousseauschen Erziehungs-Konzepts anhand der darin (hypothetisch) angestrebten ‚Identität’ des natürlichen Menschen ‚mit sich selbst’ darstellt. [...]