Bachelorarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Koblenz-Landau, Sprache: Deutsch, Abstract: In der Arbeit wird der Individuationsprozess von Harry Haller aus Hermann Hesses „Steppenwolf“ im Hinblick auf die Theorien der Psychoanalyse nach Carl Gustav Jung untersucht. Des Weiteren wird erörtert, inwiefern diese Theorien Hesse für seine Arbeit und seine Figuren beeinflusst haben. Hesses „Der Steppenwolf“ wird in einer seiner größten Krisenzeiten verfasst und beschreibt Harry Hallers Konflikt der Spaltung in zwei Wesen sowie seine Entwicklung und seinen Werdegang. Er trifft auf verschiedene Charaktere, welche ihn auf seinem Weg begleiten. Hermann Hesse ist in seinem Leben den Weg der Suche seines eigenen Ichs gegangen. Schicksalsschläge, aber auch sein Elternhaus und eine streng religiöse Erziehung haben ihn in seinem Werden geprägt. Hesse ist davon überzeugt, dass der Mensch eine Krise benötigt, eine Möglichkeit des Scheiterns, um sich weiterzuentwickeln, seelisch zu reifen und Mensch zu werden. Durch die Möglichkeit der Weiterentwicklung existiert auch immer ein Risiko des Scheiterns, doch auch die Bereitschaft, eine Krise mitsamt Leiden anzunehmen, hat für Hesse eine große Bedeutung. Durch das Wehren gegen das Schicksal wird nur noch mehr Leid entstehen; der Mensch muss es akzeptieren. Die eigene Person zu akzeptieren und das wahre Selbst zu sein, wird für Hesse zu einer Lebensaufgabe, denn nur so kann der Mensch seinen eigenen Weg gehen und sich entwickeln. Die Menschwerdung kann somit durch die Aufarbeitung des Inneren der eigenen Seele, mitsamt aller dunklen und unheimlichen Seiten erfolgen.