Louis-Armand de Lahontan (1666-1716), Kolonialoffizier und Verfasser umfangreicher Reiseschriften, hatte einen bemerkenswerten Einfluss auf die französische Frühaufklärung und nahm manche Grundgedanken des siècle des lumières vorweg. Ohne den Hintergrund eines Philosophen oder homme de lettres erarbeitete er noch vor Lafitau, Charlevoix und Prévost eine Synthese der Sitten und Gebräuche der "Wilden" Nordamerikas. Dabei fasste er seine persönlichen Erfahrungen als Kolonist und Offizier in der Neuen Welt zusammen, die ihm einen kritischen Blick auf die eigene Gesellschaft ermöglichten. Gegenstand der Arbeit ist die systematische Analyse seiner publizierten Reiseschriften als einem umfangreichen Textkonvolut anhand zentraler Aspekte, die gleichsam als symptomatisch für die Frühaufklärung zu sehen sind. Dabei wird einerseits die Vielschichtigkeit der Textgruppe berücksichtigt, um die darin transportierten, inhaltlich breitgefächerten sozialen und aus heutiger Sicht kulturhistorischen Thesen sichtbar zu machen. Andererseits werden das Verhältnis Lahontans zu seinen Texten analysiert und sein Rollenverständnis als Verfasser erörtert, das Aufschluss über die Entwicklung seiner Schreibtätigkeit gibt, die zudem Ausdruck eines sich während der Aufklärung herausbildenden Typus halbliterarischen, dilettantischen Schreibens ist.
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