Zutiefst menschlich aber auch philosophisch mit Rückgriff auf eine lange abendländische Kulturtradition geht es zu in den lyrischen"Metamorphosen", den Wandlungen alter Gedanken, Ideen und Ereignisse ins Jetzt. Eine Näherung an alte Sentenzen, die zehn Gebote, die Sulamith des Hohen Liedes, alte Mythen vom Weltuntergang und historische Gestalten, verwoben mit zutiefst Eigenem, Persönlichem des Autors. Stets geschrieben in Achtung vor der Macht der Sprache und der Kraft historischer Tradition. Im ersten Moment erscheint beispielsweise der "Sonnengesang" als fast szenische Darstellung eines alten Mythos, auf den zweiten Blick entpuppt er sich als ein Durchgang durch die Poetik von antiken Metren hin zu freirhythmischen und wieder streng strophischen Formen in der Tradition der Weimarer Klassik, und auf der dritten Ebene steht der Aufruf zum Bewahren der Schöpfung und der Warnung vor unbedachter Hybris. Alle Zyklen spielen in vergleichlicher Weise mit Tradition und Gegenwart. Ein großer Lesegenuss für Emotion und Intellekt. Ein Lesebeispiel: memento mori (3) Abend senkt sich, Nachtigallen schlagen melodiös die Nacht hervor. Klagen wird so manche Stimme in dem Dunkel, dem kein Ohr geschenkt. Fragen graben tief ins Herz, und hervor quillt Schmerz, noch unerhört. Und der Vorhang senkt zum letzten Mal sich - kein Applaus.
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