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Dass die Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben auch in der Rückschau eine immer noch jugendlich bewegte Tätigkeit sein kann, lässt sich hier nachlesen: in einem Gedicht, einem Gespräch und in zwei Erinnerungen an die Literatur. Autobiografie ist bei Michael Krügers Selbstporträt mit Dichtern auch da präsent, wo die Erinnerung bewunderten Kollegen wie dem polnischen Dichter Zbigniew Herbert gilt oder jenen Autoren und Freunden, mit denen er in den 70er Jahren den Petrarca-Preis begründete. Der Lyriker Krüger ist ein Freund und Orchestrator naturbelassener Einsamkeit. Zugleich hat er stets…mehr

Produktbeschreibung
Dass die Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben auch in der Rückschau eine immer noch jugendlich bewegte Tätigkeit sein kann, lässt sich hier nachlesen: in einem Gedicht, einem Gespräch und in zwei Erinnerungen an die Literatur. Autobiografie ist bei Michael Krügers Selbstporträt mit Dichtern auch da präsent, wo die Erinnerung bewunderten Kollegen wie dem polnischen Dichter Zbigniew Herbert gilt oder jenen Autoren und Freunden, mit denen er in den 70er Jahren den Petrarca-Preis begründete. Der Lyriker Krüger ist ein Freund und Orchestrator naturbelassener Einsamkeit. Zugleich hat er stets die geistige Weite und das Sprachgewirr der internationalen Literatur unserer Zeit gesucht. Hier sieht man, wie Behutsamkeit und Zurückhaltung, Anspruch und Selbstbewusstsein ein Leben für die Literatur geprägt haben.
Autorenporträt
Michael Krüger, geboren 1943, lebt in München. Er leitete viele Jahre lang den Carl Hanser Verlag und war Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Er hat mehrere Gedichtbände, Erzählungen, Novellen, Romane und Übersetzungen veröffentlicht. Für sein schriftstellerisches Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, für seine Verdienste um die Kultur 2014 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

So richtig warm scheint Rezensent Tobias Lehmkuhl mit Michael Krügers Erinnerungsbuch nicht zu werden. Zwar erfährt er einiges über den betont exklusiven Zirkel der Petrarca-Preisverleihungen, Krügers Kindheit und seine Freundschaft zum polnischen Dichter Zbigniew Herbert und über die heute zwar eher "männerbündisch" wirkenden, doch aber freundschaftlichen Verhältnisse im Literaturbetrieb der BRD. Bis allerdings eine wirklich "geschlossene" Krüger-Biografie erscheint, liest Lehmkuhl dann doch lieber dessen Gedichte.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.03.2021

Männer
und Medaillen
Sind Vögel die besseren Dichter?
Michael Krügers Erinnerungen
Liest man von Michael Krüger über den einst von Hubert Burda gestifteten Petrarca-Preis, staunt man, wie anders es noch vor wenigen Jahren im Literaturbetrieb zugehen konnte: In der Jury des Preises saßen nur Männer, und unter den 29 ausgezeichneten Dichtern finden sich nur zwei Dichterinnen. Eine von ihnen, Sarah Kirsch, musste sich den Preis zudem mit Ernst Meister teilen. Der Männerzirkel war doppelt exklusiv, wollten doch, so berichtet Krüger, an den vom Verleger Burda großzügig ausgestatteten Preisverleihungen soviele Menschen teilnehmen, dass man sich geradezu abschotten musste. Vor allem die hämisch über den Prunk herziehenden Journalisten hätten sich bei den Pasta-Festen und Wein-Gelagen besonders hervorgetan und wurden nicht wieder zugelassen. Nun denn.
Einer der Preisträger war der polnische Dichter Zbigniew Herbert, dem Krüger den zweiten längeren Text in diesem Büchlein widmet. Auch der Titel, „Meteorologie des Herzens“, stammt aus einem Gedicht, das der polnische dem deutschen Dichter gewidmet hat. Entstanden ist es am Starnberger See, wo Herbert eine Weile untergekommen war und der König von Bayern ertränkt wurde; „jetzt beweinen ihn / die schwäne“. Die Beziehungen waren immer eng zwischen großen Verlegern und großen Autoren, wobei Suhrkamp der Verlag Zbigniew Herberts war und nicht der von Krüger geleitete Hanser Verlag. Zum Glück, so Krüger, denn Herbert versank mit zunehmendem Alter in Depression und Paranoia. Als Nicht-Verleger, so könnte man mutmaßen, fiel es Krüger in solchen Phasen sicher leichter, die Freundschaft weiter zu pflegen.
Die Erinnerungen an die Frühzeit des Petrarca-Preises wie an Zbigniew Herbert zeigen, wie sehr man zwischen Autoren und Verlegern, aber auch zwischen Verlegern und Verlegern – zumindest in der Vor-Wende-BRD – das Gefühl hatte, an derselben Sache, an der schönen Literatur eben zu arbeiten. Die Übereinstimmungen waren groß, Freundschaften ergaben sich wie von selbst, wenn sie aus heutiger Sicht auch etwas arg Männerbündisches an sich hatten. Persönliches und Berufliches waren da wohl kaum zu trennen, und so ist es nur folgerichtig, dass den beiden Essays in „Meteorologie des Herzens“ ein biografisches Gespräch vorangestellt ist, dass Matthias Bormuth mit dem Verleger-Dichter geführt hat, ein Gespräch über die Kindheit bei den Großeltern, die Verbundenheit mit der Natur, über die augenöffnende Reise mit einer christlichen Jugendgruppe aus ins mondäne Paris und an die frühen Jahre als Buchhändler in London.
Eine geschlossene (Auto-)Biografie liefern die 144 Seiten (inklusive eines recht redundanten Nachworts) allerdings nicht. Da wird der historisch interessierte Literatur- und Krüger-Fan wohl noch eine Weile drauf warten müssen. Am besten liest man so lange Krügers Gedichte, wie das dem Band voranstellte „Wo ich geboren wurde“ aus dem Jahr 2003: „Mein Großvater konnte über hundert Vögel/ an ihren Stimmen erkennen, nicht gerechnet/ die Dialekte, die in den Hecken gesprochen wurden,/ dunklen Schulen hinter dem Hof,/ wo die Braunkehlchen Aufsicht hatten.“
TOBIAS LEHMKUHL
Michael Krüger:
Meteorologie des
Herzens. Über meinen Großvater, Zbigniew Herbert, Petrarca
und mich. Berenberg Verlag, Berlin 2021,
144 Seiten, 20 Euro.
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