Examensarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Französische Philologie - Literatur, Note: 1,0, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (Romanistik), Veranstaltung: Interkulturelle Studien – Romanistik, Sprache: Deutsch, Abstract: Auch mit seinem sechsten Roman landet Houellebecq einen für Aufruhr sorgenden Bestseller, der beinahe die Nation spaltet. Diesmal steht eine der größten Ängste eines stetig wachsenden Teils der konservativen französischen Bevölkerung im Mittelpunkt des Romans: Die Islamisierung des (Abend-)Landes. Die politische Fiktion zeichnet das Bild einer sukzessive erwachsenden islamischen Republik Frankreich und hinterfragt die französisch-okzidentale Identität grundlegend. Soumission erscheint am 7. Januar 2015 und wird von dem tragischen Anschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo, auf deren Titelseite an diesem Tag eine Houellebecq-Karikatur figuriert, überschattet. Durch das Zusammenfallen mit dem islamistisch motivierten Attentat und durch die in der Vergangenheit von Houellebecq getätigten islamfeindlichen Aussagen verstärkt, entsteht eine explosive Mischung. Wie ein Damoklesschwert schwebt der Vorwurf der Islamophobie über dem Werk. Die Meinungen der Kritiker schwanken zwischen einem ernstzunehmendem Islampamphlet und einer rein satirischen Provokation. Wo ist Soumission im Spannungsfeld zwischen einer auf der Realität fußenden Antizipation und einer fiktiven Nachgegenwartsutopie zu situieren? Um dieser zentralen Frage nachzugehen, muss zuerst dem Entstehungskontext des Romans Rechnung getragen werden. Dazu erfolgt ein summarischer Einblick in die politische und soziokulturelle Lage Frankreichs zum Erscheinungszeitpunkt des Romans. Besondere Beachtung erfahren aufgrund der Romanthematik dabei der Islam sowie die muslimische Bevölkerung. Schließlich soll untersucht werden, wie es dem Autor im Rahmen seines Zukunftsszenarios gelingt, die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschmelzen zu lassen. Dazu wird einerseits das houellebecqsche Literaturverständnis (in realistisch-naturalistischer Tradition) herausgearbeitet, aber auch auf diejenigen Realitätsbezüge verwiesen, welche nahelegen, Soumission als realistische Erzählung zu rezipieren. Dabei wird auch auf die Rolle Huysmans und die emblematische Funktion des Romans für das kontemporäre Frankreich verwiesen. Im Anschluss daran wird die Frage aufgeworfen, inwiefern es sich bei dem Roman um eine realitätsnahe literarische Antizipation oder gar um eine Prophezeiung handelt. Andererseits werden jedoch auch diejenigen Elemente in den Blick genommen, welche Soumission vielmehr als eine fiktive Nachgegenwartsutopie mit sowohl eutopischen als auch dystopischen Elementen erscheinen lassen.