Bachelorarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - 1848, Kaiserreich, Imperialismus, Note: 1,3, Universität zu Köln, Sprache: Deutsch, Abstract: Als im August 1914 der Erste Weltkrieg in Europa ausbrach, jubelten weite Teile der europäischen Bevölkerung mit Euphorie und Siegeswillen über den Ausbruch des Kriegs. Diese kampfeslustige Stimmung wird in Deutschland auch als „Augusterlebnis“ und in Frankreich als „l’esprit d’août 1914“ beschrieben. Besonders Deutschland und Frankreich waren spätestens seit dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 traditionell verfeindet, und von einem erneuten Krieg zwischen den beiden Nationen war seit der deutschen Reichsgründung und der Krönung von Wilhelm I. zum deutschen Kaiser in Versailles immerzu die Rede. Dass die Völker von der Aussicht in einen Krieg zu ziehen nicht völlig abgeschreckt waren, erscheint uns aus der heutigen Sicht unbegreiflich, doch hatte das Militär zu dieser Zeit eine außerordentliche Präsenz. Thomas Nipperdey erklärt es damit, dass in „allen imperialen Gesellschaften der Zeit die Geltung des Militärs und seiner Repräsentanten (…) stark zunahm und dass Militärfreudigkeit überall als nationale Tugend galt.“ In den letzten Jahren vor dem Krieg hatten sich die Beziehungen zwischen den europäischen Staaten erheblich verschlechtert und der Nationalismus und Militarismus verstärkt. Dies drückte sich in einer andauernden militärischen Konkurrenz um Einfluss und ein nationales Aufrüsten aus. Die enge Verknüpfung der Armee und der Bevölkerung zeigte sich auf verschiedenen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens. Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland zogen militärische Gedenktage die Massen in ihren Bann, Uniformen imponierten und faszinierten. Soldatische Ideale wie Disziplin, Vaterlandsliebe und Gehorsam entwickelten sich zu Volksidealen. Jakob Vogel hebt hervor, dass die gesellschaftliche Militärbegeisterung „nicht als Ausdruck einer Indoktrination“ beurteilt werden sollte, sondern die Faktoren untersucht werden müssen, die „’von unten’ eine eigenständige militärische Folklore hervorbrachten und eine weitgehend unpolitische Militärbegeisterung verbreiteten.“ Diese Haltung weiter Kreise des Volks gegenüber dem Militär bezeichnet Vogel als „Folkloremilitarismus“. Nipperdey sieht ihre Ursache auf der deutschen Seite ebenfalls nicht in einer „Manipulation von oben, sondern Enthusiasmus des Sieges und der Reichsgründung“. Der populäre Militarismus hat sich schon während des 19. Jahrhunderts entwickelt. Der deutsch-französische Krieg markierte jedoch auf beiden Seiten einen Einschnitt.