Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 2, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut der Theaterwissenschaft), Veranstaltung: Hauptseminar Jacques Offenbach, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Second Empire stand 1867 bereits kurz vor seinem Untergang. Doch Bürger Frankreichs nahmen den Ernst der Lage nicht wahr, statt dessen besuchten sie das Theater und verdrängten die eigene Realität, während auf der Bühne z.B. in Offenbachs „La Grande-Duchesse de Gérolstein" eine Karikatur der europäischen Zustände gezeigt wurde. Bereits im gleichen Jahr löste die opéra bouffe in Wien, in England und den Vereinigten Staaten geradezu eine Offenbach-Manie aus. Da aber mit Blick auf Preußen und Napoleon III. die Grundzüge des Librettos nicht ganz aus der Luft gegriffen waren und außerdem die Sensibilität gegenüber der Brisanz des Stoffs zunehmend wuchs, wurde das Stück Ende der 1860er Jahre immer häufiger aus dem Spielplan genommen. Nach der Niederlage der Franzosen gegen die Deutschen 1871 wurde es gar verboten. Schon ein halbes Jahrhundert später galt die opéra bouffe nur mehr als historischer Militärschwank, wurde unbesorgt mitten im ersten Weltkrieg herausgebracht und verursachte keinerlei empörte Reaktionen. Neben „La Grande-Duchesse de Gérolstein" fällt auch „La Périchole" in die Zeit der sogenannten Goldenen Jahre der Offenbach’schen Operettenproduktion In beiden Fällen soll gleichermaßen historischer Stoff plausibel gemacht werden - in „La Périchole“ erinnert man dabei an eine wohl historische Begebenheit, in „La Grande-Duchesse de Gérolstein" ist die Handlung zwar absolut frei erfunden, doch die Anlehnungen an aktuelle Zustände ist unverkennbar. Um keine Angriffsfläche für die Zensur zu bieten spielen beide Werke an einem fernen oder sogar imaginären Ort, hundert Jahre vor der Zeit Offenbachs. Der Spielort von „La Périchole" nämlich Lima, die Hauptstadt Perus bedient jedoch ein weiteres zentrales Klischee der Zeit: den Exotismus. Das Exotische als das ganz Andere, Unbekannte, regte stets die Phantasie stark an, das Interesse gipfelte in den Weltausstellungen von London und Paris ab 1851. Die vorliegende Arbeit stellt allerdings fest, dass „La Périchole" in ihrer Klischeehaftigkeit nicht über sich selbst hinausweist und die opéra bouffe der den Offenbach’schen Werken sonst so eigenen Doppelbödigkeit entbehrt.