Die Spatzen an der Straßenecke, die Wanderfalken über der Stadt, der Neuntöter in der Flur, die Stieglitze im Garten - das neue Buch der Brüder Roth wendet sich den Vögeln in unserer nächsten Umgebung zu. Von Bedeutung sind einzig Unmittelbarkeit, Anschauung, Wahrnehmung, das Beiläufige, das Zufällige, das Zufallende, das Banale, das Bewegende. Hauptsache, es läßt sich beschreiben, was Meise, Blauracke, Specht, Kordillerenadler, Amsel oder Uhu so veranstalten - Unfug, Häßliches, Berührendes. Vögel im Hier und Jetzt, vielleicht auch Vögel aus der Erinnerung, verschwundene Vögel. Die »Minima Ornithologica«, dem Titel nach durchaus dem Denken Theodor W. Adornos verpflichtet, ist ein Prosabuch von geradezu bescheuerter Hingabe und schier haltloser Verehrung der Gefiederten. Geschmückt wird es mit wunderbaren, zerbrechlichen, ingeniösen Zeichnungen aus dem Nachlaß des großen F. W. Bernstein. Nach »Kritik der Vögel« folgt der nächste ornitho-philosophische Streich der Brüder Roth »Das Buch des Jahres« (Süddeutsche Zeitung über «Kritik der Vögel«)