Examensarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,7, Universität Rostock, Sprache: Deutsch, Abstract: Die mittelalterliche Literatur ist bekannt für die Verwendung immer wiederkehrender Erzählelemente, welche in den verschiedenen Dichtungen auftauchen und von den unterschiedlichsten Autoren benutzt wurden. Brach der Autor diese Schemata durch absichtliches Abweichen von der gewohnten inhaltlichen Grundstruktur, durch neue, ungewöhnliche Handlungsweisen der Personen, so vermittelt er thematische Relevanz. Durch den Bruch wird signalisiert, welche Normen und Werte zur Diskussion stehen. Es ließ sich so gezielt auf spezielle Probleme hinweisen, ohne diese explizit auszuformulieren. Daher ist das Auffinden von Schemabrüchen bei der Interpretation mittelalterlicher Texte von besonderer Bedeutung. Diese Arbeit ist der Versuch, die Funktion und die Bedeutung eines besonders komplexen und vielseitigen Schematismus, den der Minnekonzeptionen, im Nibelungenlied zu erfassen. Die vorliegende Arbeit will die Motive der Minnenden erforschen, welche zu den Eheschließungen führten, der Frage auf den Grund gehen, warum diese Verbindungen geschlossen werden, wie sich diese Entscheidungen für die handelnden Personen und ihr Umfeld auswirken – auf persönlicher und politischer Ebene. Welche Schemata nutzt der Autor und durchbricht er sie an bestimmten Stellen? Ebenfalls soll die Frage nach Erotik und Politik in der Minne beantwortet werden. Ein Ansatz, der wiederum die Motivation des Minne-Affektes hinterfragt. Treffen die Minnenden eine subjektive Entscheidung für den Partner oder wird im Kollektiv des Hofes aus politischen und ständisch-sozialen Gründen eine Entscheidung getroffen? Und vor allen Dingen: Unterscheiden sich die Minne-Beziehungen des Nibelungenliedes grundlegend und wie äußert sich dies?