Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Universität Potsdam, Sprache: Deutsch, Abstract: Gegen Ende des 12. und zunehmend im 13. Jahrhundert beginnen sich gegenläufige Tendenzen zum Hohen Sang durchzusetzen. Der Tannhäuser, ein Vertreter des sogenannten späthöfischen Minnesangs, steht neben Dichtern wie Neidhart von Reuental „für eine erste Stufe einer literarischen und ideologischen Ablösung vom Minnesang und der ihn tragenden Kultur“. Der III. Leich des Tannhäusers „Der winter ist zergangen“ zeigt das Besondere und Innovative der Minnedichtung dieser Zeit. Tannhäuser kontrastiert in ihm Elemente der höfischen Minnelyrik mit einem außerhöfischen Kontext. In der Form des Leichs werden Motive und Handlungszüge der traditionellen Pastourelle umgesetzt und variiert. Der Handlungsaufbau weist typische Strukturelemente der Pastourelle wie Natureingang, Minnegespräch und Liebesvereinigung im Freien auf. Auf der Grundlage der pastourellenähnlichen Struktur erschließt Tannhäuser die Möglichkeit, ein Minneverhältnis zu thematisieren, das auf Gegenseitigkeit beruht. Der Leich endet mit einem Tanzteil, der ihn als Tanzleich auszeichnet, eine Sonderform des Minneleichs. Tanzleichs wurden wahrscheinlich als Gesangstück mit Instrumentalbegleitung aufgeführt und zum Vortrag beim Reigentanz verfasst. Das vom Tannhäuser dargestellte erotisch-beschwingte Treiben beim Maitanz drückt Lebensfreude und Sinnlichkeit aus, zentrale Themen dieses Leichs. Im folgenden soll durch eine Analyse des Leichs verdeutlicht werden, wie Tannhäuser konstituierende Elemente des Hohen Sangs wie Minnewerbung, Minnedienst und Frauenpreis neu nuanciert und mit der Pastourellenhandlung zu einer neuen Form der Minnelyrik zusammengefügt.