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Die Geschäfte in Nashville waren abgeschlossen, nun wollte Wolfgang Lauterbach ausspannen, eine Woche lang ohne Terminkalender durch den Süden der USA bummeln. Doch in dem Motel an der Autobahn gerät er in eine rätselhafte Geschichte, von der er nur eines begreift: Leute, die er nie zuvor gesehen hat, trachten ihm nach dem Leben. "

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Produktbeschreibung
Die Geschäfte in Nashville waren abgeschlossen, nun wollte Wolfgang Lauterbach ausspannen, eine Woche lang ohne Terminkalender durch den Süden der USA bummeln. Doch in dem Motel an der Autobahn gerät er in eine rätselhafte Geschichte, von der er nur eines begreift: Leute, die er nie zuvor gesehen hat, trachten ihm nach dem Leben. "

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Autorenporträt
Hans Werner Kettenbach, geboren 1928, war Journalist und zuletzt stellvertretender Chefredakteur beim 'Kölner Stadt-Anzeiger'. Mit fünfzig schrieb er seinen ersten Roman. Insgesamt sind fünfzehn Romane erschienen, von denen fünf verfilmt wurden. Die Kritik hat sie mit den Werken von Sjöwall / Wahlöö ('Plärrer'), Simenon und Patricia Highsmith (FAZ) verglichen. 2009 erhielt Kettenbach den »Ehrenglauser« für sein Lebenswerk. Er starb am 5. Januar 2018 in Köln.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.11.2006

Band 47
Die Hölle ist schwarz und weiß
Hans Werner Kettenbachs „Minnie oder ein Fall von Geringfügigkeit”
Irgendwo in Tennessee stellt Wolfgang Lauterbach fest, dass hier die Uhren anders gehen. Das ist nichts Besonderes, er hat auf seiner Fahrt durch die USA lediglich die Grenze einer Zeitzone überschritten – doch dieser Grenzübertritt ist tief symbolisch. Denn irgendwo zwischen Chattanooga und Alabama verliert er nicht nur einfach eine Stunde, sondern alle Koordinaten, alle Gewissheiten seines Lebens. Es ist, als fiele der rechtschaffene Jurist aus dem Rheinland in ein schwarzes Loch, in eine surreale Zwischenwelt voller Raubüberfälle, minderjähriger Huren und breitschultriger Ganoven. Ausgerechnet Dr. Lauterbach. Lauterbach verkörpert die fade Seite der an sich nur mäßig glamourösen Welt der Countrymusic: Er handelt Lizenzverträge aus. Gerade hat er Verhandlungen in Nashville abgeschlossen und mietet einen Wagen, um die Orte zu besuchen, die er nur aus Songs kennt: Alabama, Atlanta, Georgia. Doch schnell stellt er fest, dass dies nicht das Amerika der Countrymusic ist. Hier reiten keine Marlboro-Männer in den Sonnenuntergang, hier stehen blutjunge Huren an der Straße.
In dem üblen Loch, in dem er in der ersten Nacht absteigt, schreckt ihn ein Streit im Nebenzimmer aus dem Schlaf und dann ein dumpfes Geräusch und ein Splittern. Lauterbach ist sich sicher, Ohrenzeuge eines Mordes geworden zu sein und macht sich aus dem Staub. Doch damit beginnen seine Probleme erst, denn die Mörder sind ihm wohl auf den Fersen. Das Amerika, das ihm auf seiner Flucht begegnet, ist grotesk, bedrohlich – und vor allem schwarz. Jura und Countrymusic gehen bei ihm eine verhängnisvolle Liaison ein, Welten, in denen es nur noch Gut und Böse gibt, Weiß und Schwarz – und das wortwörtlich. Denn was den Protagonisten dieses beklemmenden Krimis so schwer erträglich macht, ist dessen Rassismus: Von Schwarzen spricht er nur als „Neger”. Atlanta wird ihm zu einem „Dschungel”, in dem er sich von einer gesichtslosen Masse schwarzer Leiber bedroht sieht. Wenn ihm die farbige Herumtreiberin Minnie ein Gefühl von Sicherheit gibt, dann vor allem, weil er sie dominieren kann. Minnie, das klingt nach „Minnie Mouse”, nach Comicfigur, niedlich und geringfügig. Und genau so sieht sie Lauterbach: Als kleines, verdorbenes Ding, das Sex für zehn Dollar anbietet. Dabei ist es ausgerechnet sie, die ihm durch Liebe zur Freiheit verhilft – doch nicht einmal das will Lauterbach sehen.
So wird in Kettenbachs subtiler Prosa der Süden der USA, die Traumwelt der Countrymusic, zum Albtraum rassistischer Verbohrtheit. Und die ganze verwickelte Geschichte von Raub, Mord und Verfolgung entpuppt sich am Ende als das Paralleluniversum von Lauterbachs Phantasie, die ihm aus Vorurteilen ein Gefängnis zimmert.
RALF HERTEL
Hans Werner Kettenbach
Foto: Mosimann, Diogenes
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