Der junge Javier Torzek steht gemeinsam mit seiner Mutter Mirabel im Januar 1979 im Hamburger Hafen. Beide werden mit einem alten Frachter nach Venezuela fahren. In ein Land, dem Mirabel vor zwanzig Jahren unfreiwillig den Rücken kehrte, um in Deutschland einen wichtigen Punkt im Familienplan zu erfüllen – sich einen wohlhabenden Mann zu angeln. Stattdessen heiratete sie den mittellosen Deutschlehrer und Journalisten Hanns Torzek. Ihre chaotische Beziehung bildet den Mittelpunk von Manuel Karaseks Debütroman "Mirabels Entscheidung". Er beschreibt die Fremdheit und die soziale Unsicherheit, die diese Ehe prägen. Beide versuchen, auf unterschiedliche Weise das grundlegende Gefühl von Fremdheit abzulegen und ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Dabei werden die Gegensätze ihres Hintergrunds deutlich: Hier das wohlhabende, hochmoderne Industrieland, in dem Hanns Karriere machen wird. Dort eine junge lateinamerikanische Gesellschaft, die das unerwartete Geschenk ihres Erdölreichtums allmählich als Fluch begreift. Manuel Karasek erzählt in diesem großen Familienporträt von kleinen Hoffnungen und großen Träumen, schildert das Leben zwischen zwei Kulturen und wirft die Frage auf, wo "Heimat" ist.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Chaim Noll ist voll des Lobes über Manuel Karaseks Debütroman. Die Erfahrungen des Fremdseins und der Einsamkeit aus der Sicht eines Kindes kann ihm Karasek mit "schmerzhafter Schärfe", glaubhaft und unterhaltsam vermitteln. Hinter der Kindheitsgeschichte zwischen Hamburg und Caracas, die der Autor hier spinnt, erkennt Noll unschwer autobiografische Elemente, die vor allem den Vater des Autors, Daniel Karasek, und dessen Karriere beim "Spiegel" betreffen, wie Noll erklärt. Bemerkenswert an diesem Text sind für Noll vor allem die Frauenfiguren, die der Autor mit laut Rezensent mit seltener Überzeugungskraft zu porträtieren weiß, sowie Karaseks zügige, klare und dennoch atmosphärische Schreibe.
© Perlentaucher Medien GmbH
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