Protestantische Missionen erlebten am Ende des 19. Jahrhunderts einen wahren Boom. Ab 1893 unterhielt die lutherische Leipziger Mission ein Missionsgebiet am Kilimandscharo. Karolin Wetjen nimmt diese Missionierung der Chagga in der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika als Ausgangspunkt einer Untersuchung von Aushandlungsprozessen des Religiösen. Sie zeigt in einer Verflechtungsgeschichte, die sowohl theologische Debatten im Kaiserreich als auch die Vorgänge im Missionsgebiet berücksichtigt, wie Missionare, lokale Christinnen und Christen, Theologen, Religionswissenschaftler und Ethnographen um Definitionen und Grenzziehungen des Religiösen, des Säkularen und sogenannten Heidnischen rangen und wie in der Mission auch Kernaspekte des Christentums immer wieder verhandelt werden mussten. Die im Missionsgebiet gesammelten Erfahrungen wurden schließlich als Ergebnisse aus dem Missionslaboratorium im deutschen Kaiserreich als Lösungsansätze zur Überwindung der 'Krise', in der sich die protestantischen Kirchen um 1900 sahen, propagiert. In einer Verbindung von Kolonial-, Wissens- und Religionsgeschichte geht Wetjen so der Bedeutung von Mission für Religion und Christentum in der Moderne nach. Karolin Wetjen ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Kassel. Sie forscht zu Missions- und Religionsgeschichte, Global- und Kolonialgeschichte.
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