Der viel beschworene "Dialog der Kulturen" bleibt so unverbindlich wie "Toleranz" ohne das Interesse am Anderen, das auch das eigene Denken, Fühlen und Handeln verändert. Alle müssen wir lernen für die Aufgaben der gegenwärtigen und der zukünftigen Welt, jede Kultur für sich und alle mit einander gegen die Gefährdungen des Lebens auf dieser Erde. Unsere Einseitigkeiten werden erst im Blickwechsel offenbar. Zugleich haben Andere - Andere neben uns oder Andere vor uns - manche praktische Haltungen und grundsätzliche Erfahrungen entwickelt, die den gesuchten Ausgleich bewirken können, gerade wo es um den Schutz von Leben und Beziehungen geht, etwa Verteilungsgerechtigkeit und Achtung der Vielfalt. Provoziert durch die globalen Strategien seit der Industrialisierung können die Zerstörungen von Erde, Luft und Wasser nur von der Menschheit gemeinsam angegangen werden. Aber auch bei der Gestaltung unserer Lebensformen können wir manches von und manches mit einander lernen. Vielleicht wichtiger noch müssen wir zunächst einander aus dem Lebens- und Denkstil der anderen heraus wahrzunehmen lernen. Wenn uns dies gelingt, so wäre das der Beginn einer neuen Aufklärung. Einer Aufklärung in Wechselseitigkeit. Mit Beiträgen von Sheikha Nur Artiran, Boutros Boutros-Ghali, Volker Gerhardt, Ranjit Hoskoté, Ryosuke Ohashi, Maria Todorova, Ilija Trojanow, Wim Wenders u. a.
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