Studienarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 2, Freie Universität Berlin (Institut für Theaterwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Begleitet von seinem Konzept des "globalen Realismus", bemüht sich Milo Rau von Anfang an für sein politisches Engagement entsprechende ästhetische Ausdrucksformen zu entwickeln. In den vergangenen Jahren hat er drei Formate künstlerisch erforscht und weiterentwickelt: das Reenactment oder die Erforschung von Bildern, Diskursen und gesellschaftlichen Handlungsweisen anhand ihrer detaillierten szenischen Nachahmung, das der nicht selten umstrittenen Gerichtsprozesse und Tribunale und eine dritte Form, die sich mit dem Erzählen beschäftigt. Für eine tiefere Analyse seiner Theaterpraxis muss man sich neben dem Prozess der Rezeption auch mit dem phänomenologischen Aufbau seiner Kunst auseinandersetzen. Geankert zwischen Kunst und Wissenschaft, versteht seine Arbeit sich als eine Kollaboration mit anderen KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen, JournalistInnen, SchauspielerInnen und TeilnehmerInnen seiner Projekte, die in einen Netzwerk agieren und über dem International Institut for Political Murder verbunden sind. IIPM versteht sich als Mischung aus einem wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und diplomatischen Unternehmen, das in seiner Personalstruktur in ein ,"Executive Committee", "Departments" und "Ambassadors" geteilt ist, um die notwendigen Schritte der Projekte durchzuführen. In seinem wissenschaftlichen Verständnis, versucht IIPM institutionelle Grenzen wie zwischen Praxis und Theorie zu überschreiten, in beiden Formen der Arbeit und der Ergebnisse. Aus verschiedenen Formen, Formaten, Genres und Medien, eingebunden in einen theoretischen Rahmen, die eine Form des Realismus nimmt, wird ein Netzwerk des Ästhetischen erstellt, dessen Prozesse nicht nur als eine diskursive Bereicherung der laufenden Debatten über die Dynamik einer materiellen Welt betrachtet werden sollen. Der Künstler führt eigentlich die Welt, die er sich vorstellt, auf. In diesem Zusammenhang ist seine künstlerische Praxis nur im Rahmen einer menschlich-materiellen Verwicklung, einer materiellen agency zu untersuchen, die mit sozio-technisch-materiellen Bedingungen verschränkt sind. Auch wenn alien agency ein auf Forschung basiertes Studium der Produktion der Kunst ist, liegt mein Fokus auf der Untersuchung der affektiven und empirischen Aspekte, die folgende Frage aufwerfen: Wie entstehen Erfahrungen in der Welt durch Milo Raus Praxis und was bewirken sie?