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Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2021 Ein großer Familienroman, der die Spuren deutscher Geschichte sichtbar macht Seit sieben Generationen in Folge bewirtschaften die Leebs ihren Hof in der niedersächsischen Provinz. Schließlich gilt es, das Familienerbe zu wahren - allen historischen Umbrüchen zum Trotz. Doch über die Opfer, die jeder Einzelne erbringen muss, wird geschwiegen. Henning Ahrens erzählt den Roman einer Familie und entwirft ein Panorama der ländlich-bäuerlichen Welt des 20. Jahrhunderts. Gerda Derking kennt sich aus mit dem Sterben. Seit Jahren richtet sie die Toten...
Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2021 Ein großer Familienroman, der die Spuren deutscher Geschichte sichtbar macht Seit sieben Generationen in Folge bewirtschaften die Leebs ihren Hof in der niedersächsischen Provinz. Schließlich gilt es, das Familienerbe zu wahren - allen historischen Umbrüchen zum Trotz. Doch über die Opfer, die jeder Einzelne erbringen muss, wird geschwiegen. Henning Ahrens erzählt den Roman einer Familie und entwirft ein Panorama der ländlich-bäuerlichen Welt des 20. Jahrhunderts. Gerda Derking kennt sich aus mit dem Sterben. Seit Jahren richtet sie die Toten des Dorfes her, doch in jenem August 1962 würde sie die Tür am liebsten gleich wieder schließen. Denn vor ihr steht Wilhelm Leeb - ausgerechnet er, der Gerda vor so vielen Jahren sitzen ließ, um sich die Tochter von Bauer Kruse mit der hohen Mitgift zu sichern. Wilhelm, der als überzeugter Nazi in den Krieg zog und erst nach Jahren der Kriegsgefangenschaft aus Polen zurückkehrte. Der gegen Frau und Kinder hart wurde, obwohl sie jahrelang geschuftet hatten, um Hof und Leben zu verteidigen. Doch nun zeichnet sich auf seinem Gesicht ein Schmerz ab, der über das Erträgliche hinausgeht. Und Gerda Derking ahnt: Dieser Tragödie sind die Leebs ohne sie nicht gewachsen. In seiner epischen Familienchronik rückt Henning Ahrens den Verwundungen des vergangenen Jahrhunderts auf den Leib und erzählt ebenso mitreißend wie empathisch vom Verhängnis einer Familie.
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Henning Ahrens, 1964 in Niedersachsen geboren, lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Frankfurt. Er übertrug unter anderem die Werke von Jonathan Safran Foer, Colson Whitehead, Meg Wolitzer und Richard Powers ins Deutsche. Für sein literarisches Werk erhielt er mehrere Auszeichnungen. Zuletzt erschien sein Roman »Mitgift«, der für den Deutschen Buchpreis 2021 nominiert war.
Produktdetails
- Verlag: Klett-Cotta Verlag
- Seitenzahl: 352
- Erscheinungstermin: 21. August 2021
- Deutsch
- ISBN-13: 9783608116724
- Artikelnr.: 61617679
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Henning Ahrens neues Buch "Mitgift" lässt Rezensentin Cornelia Geißler verwirrter zurück als ihrer Meinung nach nötig gewesen wäre. Der 1964 geborene Autor und Übersetzer erzählt darin von einer seit 300 Jahren auf einem Hof in Niedersachsen verwurzelte Familie - vom vermeintlich entnazifizierten, tyrannischen Vater Wilhelm, dessen Frau, seinen ältesten Sohn der traditionellerweise ebenfalls Wilhelm heißt und dessen Geschwister -, als auch von einer kontrastierenden Totenfrau, die diese Familie, in die sie aufgrund ihres mangelnden Mitgifts nicht eingeheiratet werden kann, von außen beschreibt, erklärt Geißler. Die Wilhelm-Charaktere sind aufgrund der gleichen Namen und der wahllos einsetzenden Rückblicke nicht nur etwas verwirrend, sondern auch ein wenig unnahbar, findet die Rezensentin. Doch mit seiner plastischen Sprache und dem beschriebenen, eindrucksvoll erzählten Vater-Sohn-Konflikt kann der Autor sie dennoch überzeugen. Sogar der wirklich unsympathische Vater wird mit menschlichen Erfahrungen konfrontiert - das spreche für die Erzählart des Autors, resümiert die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Henning Ahrens erzählt in seinem Roman 'Mitgift' von Vätern und Söhnen, Gewalt und Auswegslosigkeit. Es ist ein Glanzstück. [...] Nur mit zeitlicher und räumlicher Distanz kann ein so bewegender, einfühlsamer und zugleich in seiner Klarheit unerbittlicher Roman entstehen.« Christoph Schröder, Die Zeit Online, 26. August 2021 Christoph Schröder Die Zeit 20210826
Rezensentin Gisa Funck ahnt, dass Themen wie Kriegsschuld und -traumata noch nicht auserzählt sind. Bei Henning Ahrens bekommt die Erkundung deutscher Hybris eine familiäre Note, erklärt uns die Rezensentin, wenn der Autor von einem großkotzigen niedersächsischen Bauern und Nazi erzählt, der ohne Not an die Front zieht und nach seiner Rückkehr Frau und Sohn tyrannisiert. Immer wieder kommen der Rezensentin beim Lesen Vergleiche zu heutigen Narzissten und Erfolgsmenschen in den Sinn. Ahrens' Figurenensemble und die von ihm für die Geschichte gewählte Form der dialogisch geprägten Short-Cuts-Collage findet Funck überzeugend.
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„Mitgift“, so lautet der Titel des neuen Romans von Henning Ahrens. Es ist ein Gang durch die Jahrzehnte und dem Leben einer Familie, die nach „Traditionen“ lebt. Oberhaupt ist jeweils ein Wilhelm, der mit strenger Hand Frau und Kinder zur Arbeit auf dem Hof antreibt. Sowohl …
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„Mitgift“, so lautet der Titel des neuen Romans von Henning Ahrens. Es ist ein Gang durch die Jahrzehnte und dem Leben einer Familie, die nach „Traditionen“ lebt. Oberhaupt ist jeweils ein Wilhelm, der mit strenger Hand Frau und Kinder zur Arbeit auf dem Hof antreibt. Sowohl Erster als auch Zweiter Weltkrieg spielen eine Rolle. Aber auch dem 18. Jahrhundert und dem Leben damals wird ein Kapitel gewidmet. Das Heute liegt im Jahr 1962 und hier beginnt auch der Roman, der von vielen Rückblicken geprägt ist.
Die Familie Leeb wohnt in Klein Ilsede bei Peine. Es ist ein Dorf, wo jeder jeden kennt und auch geschaut wird, dass der Nachbar nichts Schlechtes über einen erzählen kann. Man trifft sich in der Dorfkneipe und hier werden Wiederaufbau und Politik Deutschlands intensiv und mit vielen Doppelkörnern unterlegt, besprochen. Selbst ernste Themen, wie etwa die Rohheit und Strenge von Vätern und Ehemännern, werden von Herrn Ahrens mit Humor erzählt. Dabei vergisst er allerdings nicht, die Gefühle der Betroffenen so klar zu beschreiben, dass mir als Leser zuweilen die Tränen in den Augen standen.
Die Sprache ist gehoben und viele Adjektive erlauben es, dass Leser sich Häuser und Orte ohne viel Phantasie vorstellen können. Ich las den Roman sehr gerne und empfehle in daher ohne Einwände. Es ist eine gute Zusammenfassung eines bäuerlichen Lebens, wie es dies heute nur noch selten gibt.
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Der Bauernhof der Familie Leeb ist seit Generationen in Familienbesitz, doch nicht jedes Familienoberhaupt findet darin Erfüllung. Vor allen für den jüngsten Nachfahren, Wilhelm (Willem), ist er eine Last. Dennoch führt er ihn (gezwungenermassen als der "Mann im Haus") …
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Der Bauernhof der Familie Leeb ist seit Generationen in Familienbesitz, doch nicht jedes Familienoberhaupt findet darin Erfüllung. Vor allen für den jüngsten Nachfahren, Wilhelm (Willem), ist er eine Last. Dennoch führt er ihn (gezwungenermassen als der "Mann im Haus") durch die Kriegsjahre bzw. die Zeit in dem sein Vater noch in Gefangenschaft ist. Dessen Rückkehr bringt jedoch nicht die von Wilhelm gewünschte und ersehnte Anerkennung. Stattdessen sind seine Geschwister, Mutter und vor allem er Vaters Adresse für seine Wutausbrüche. Es scheint für Wilhelm nur einen Ausweg zu geben...
Ehrlich gesagt hat mich der (doch sehr weit zurückreichende) Sprung zwischen den Generationen anfänglich etwas irritiert. Aber rasch wird deutlich, das diese Schilderungen sehr wichtig sind um die Gründe (und Zwänge) für das Handeln der Leeb-Männer zu verstehen. Zu oft muss(te) der eigene Lebensplan zugunsten die Pflicht für den Hof und die Familie gebrochen werden, was zu latenter Unzufriedenheit führt die ihr Ventil sucht.
Verknüpft mit Schilderungen zum politischen wie auch alltäglichem Geschehen, zeichnet der Autor ein erschreckend authentisches Bild, was umso mehr berührt, da Aspekte aus der eigenen Familie als Inspiration dienten.
Ein lesenswertes Buch, was einen die eigenen Ansichten überdenken lässt!
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Gebundenes Buch
1962. Seid Jahrzehnten ist Gerda Derking für die Verstorbenen in ihrem Dorf zuständig, hat sie gewaschen und zurecht gemacht, sich Kummer, Zorn und Verzweiflung der Hinterbliebenen angehört. Jetzt ist sie über 60 und hat genug. Zu viel hat sie gesehen, die Belastung wiegt schwer. …
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1962. Seid Jahrzehnten ist Gerda Derking für die Verstorbenen in ihrem Dorf zuständig, hat sie gewaschen und zurecht gemacht, sich Kummer, Zorn und Verzweiflung der Hinterbliebenen angehört. Jetzt ist sie über 60 und hat genug. Zu viel hat sie gesehen, die Belastung wiegt schwer. Doch dann steht ihr Nachbar Wilhelm Leeb Senior vor der Tür. Auf seinem Hof ist etwas schreckliches passiert und er bittet Gerda im Namen ihrer Freundschaft und gemeinsamen Vergangenheit, ein letztes Mal ihrer Aufgabe nachzukommen.
In „Mitgift“ führt uns Henning Ahrens, angelehnt an seine eigene Familiengeschichte, durch sieben Generationen der Familie Leeb und ihres Hofes in der Nähe von Peine. Dabei folgt er keiner chronologischen Ordnung, sondern springt durch die Jahrhunderte, gewährt uns oft nur kurze Einblicke, gerade genug, um zu begreifen, was sich wie ein roter Faden durch die Familiengeschichte zieht. Natürlich bringt jede Generation seine eigenen Individuen hervor, die ihre Träume und Wünsche und auch Talente mit sich tragen. Da ist August Wilhelm, der sich zu einem geistlichen Leben berufen fühlt, Carl Wilhelm, in dem eher ein wissenschaftlicher Geist lebt, Wilhelm, der sich vom Nationalsozialismus und von Gerda angezogen fühlt. Aber am Ende werden es immer das Wohl des Hofes und die Tradition sein, die siegen, hinter denen man seine eigenen Ansprüche zurückstellt. Man wird Bauer, wie die Vorfahren, man heiratet die Frau, die Land mitbringt, nicht die, die man liebt. Die Bande sind zu stark, um sie zu brechen.
Henning Ahrens schreibt einfach und nüchtern, passend zu dem norddeutschen Wesen seiner Figuren. Und trotzdem schafft er es, im Leser starke Bilder und Gefühle zu erzeugen. Natürlich weiß man nicht, wie viel Realität und wie viel dramaturgische Freiheit seinen Roman ausmachen, aber seine Zeilen strahlen eine schonungslose Ehrlichkeit aus, die beeindruckt.
Meinem ganz persönlichen Lesegeschmack hätte es besser gefallen, wenn Ahrens die Geschichte chronologisch erzählt und weiter ausgeholt hätte. Aber seine Nominierung für den Deutschen Buchpreis 2021 freut mich, ich habe das Buch nicht nur sehr gerne gelesen, sondern auch schon weiterempfohlen. Sicher werde ich noch mehr von diesem Autor lesen und die Bilder aus „Mitgift“ lange in mir tragen.
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Gebundenes Buch
„Mitgift“ hat mich eher gelangweilt. Am Ende habe ich gewünscht, dieser Kelch wäre an mir vorbeigereicht.
Schon der Einstieg gestaltete sich schwierig: Über die ersten Seiten kam ich nicht hinaus. Diverse Sachbücher erschienen mir spannender.
Aber ich wollte …
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„Mitgift“ hat mich eher gelangweilt. Am Ende habe ich gewünscht, dieser Kelch wäre an mir vorbeigereicht.
Schon der Einstieg gestaltete sich schwierig: Über die ersten Seiten kam ich nicht hinaus. Diverse Sachbücher erschienen mir spannender.
Aber ich wollte zumindest einen Roman aus der Liste der 20 Auserwählten zum Deutschen Buchpreis lesen. Am Ende stoisch durchgehalten. Und mir gewünscht, ich hätte es sein gelassen.
Hier versammelte sich alles, ich in den belletristischen Werken nicht mag. Eine Art möchte-gern historischer Roman mit all den typischen Themen, die eher schemenhaft, wie nach einer Checkliste abgearbeitet wurden: Heirat, Kinderkriegen, Familie haben, eigene Vorstellungen hinter die Pflicht stellen etc.
Die ständigen Sprünge in der Zeit wirkten eher irritierend: mal ist man im Jahr 1962, mal im Jahr 1942, dann 1940, wieder 1962, plötzlich 1755, wieder zurück und wieder hin usw.
Dabei konnte ich mit keiner Figur durch die Geschichte gehen, zu keiner einen emotionalen Bezug aufbauen. Alle blieben auf Distanz.
Oft musste ich denken: Wieder mal zu breit erzählt. Da war doch der Sachverhalt schon in 2 Sätzen abgehandelt. Wozu denn das ganze Kapitel dahinter schalten, das diese illustriert, ohne groß etwas an Substanz hinzuzufügen?
Diese Vorgehensweise ließ an Unsicherheit eines Anfängers denken, und langweilte mich unsäglich.
Zum Schluss kristallisierte sich ein bestimmter Strang heraus. Gewisse Spannung wurde wahrnehmbar. Sie wuchs zunehmend. Und ließ mich doch zu Ende lesen. Aber am Ende musste ich zugeben: Zu deprimierend war mir das Ganze. Und der Schluss erst recht.
Klar hat man hier Abriss der geschichtlichen Ereignisse am Beispiel der Bauernfamilie in Niedersachsen geliefert bekommen. Aber sonderlich viel Neues oder unbedingt Kennenlernenwertes gab es für mich nicht.
Bestimmt kein schlechter Roman. Sprachlich sehr gut.
Ich kann hier „nur“ 3 Sterne vergeben.
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Gebundenes Buch
Henning Ahrens war mir bisher vor allen als Übersetzer begegnet.
Sein Familien- und Gesellschaftsroman zeigt das Schicksal der Bauernfamilie Leeb über einen langen Zeitraum. Startpunkt ist 1962, aber es geht streckenweise stark in die Vergangenheit. Erstaunlich, wie schnell die Zeiten in …
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Henning Ahrens war mir bisher vor allen als Übersetzer begegnet.
Sein Familien- und Gesellschaftsroman zeigt das Schicksal der Bauernfamilie Leeb über einen langen Zeitraum. Startpunkt ist 1962, aber es geht streckenweise stark in die Vergangenheit. Erstaunlich, wie schnell die Zeiten in diesen Roman wechseln. Doch so ganz erreichte mich das Buch nicht.
Erkennbar sind die Auswirkungen der Kriegszeit, speziell im Landwirtschaftsbereich. Die im Mittelpunkt stehende Figur ist ein Großbauer, der in Kriegsgefangenschaft war, danach aber seine Familie tyrannisierte.
Es gibt einige starke Bilder im Roman, aber die Handlung packte mich kaum.
Erzählerische Schwächen sind unübersehbar.
Meiner Meinung nach gab es schon eindrucksvollere Romane dieser Thematik.
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Gebundenes Buch
Klappentext:
„Gerda Derking kennt sich aus mit dem Sterben. Seit Jahren richtet sie die Toten des Dorfes her, doch in jenem August 1962 würde sie die Tür am liebsten gleich wieder schließen. Denn vor ihr steht Wilhelm Leeb – ausgerechnet er, der Gerda vor so vielen …
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Klappentext:
„Gerda Derking kennt sich aus mit dem Sterben. Seit Jahren richtet sie die Toten des Dorfes her, doch in jenem August 1962 würde sie die Tür am liebsten gleich wieder schließen. Denn vor ihr steht Wilhelm Leeb – ausgerechnet er, der Gerda vor so vielen Jahren sitzen ließ, um sich die Tochter von Bauer Kruse mit der hohen Mitgift zu sichern. Wilhelm, der als überzeugter Nazi in den Krieg zog und erst nach Jahren der Kriegsgefangenschaft aus Polen zurückkehrte. Der gegen Frau und Kinder hart wurde, obwohl sie jahrelang geschuftet hatten, um Hof und Leben zu verteidigen. Doch nun zeichnet sich auf seinem Gesicht ein Schmerz ab, der über das Erträgliche hinausgeht. Und Gerda Derking ahnt: Dieser Tragödie sind die Leebs ohne sie nicht gewachsen. In seiner epischen Familienchronik rückt Henning Ahrens den Verwundungen des vergangenen Jahrhunderts auf den Leib und erzählt ebenso mitreißend wie empathisch vom Verhängnis einer Familie.“
Autor Henning Ahrens verarbeitet hier seine ganz persönliche Familiengeschichte. Einen chronologischen Aufbau gibt es nicht, und das ist vielleicht gar nicht mal schlecht. Die Geschichte rund um die Familie Leeb hat eine gewisse Tragik aber auch emotionale Seiten. Ahrens erzählt von Gerda, von Wilhelm, vom Krieg und natürlich von der Mitgift, so wie der Buchtitel es bereits andeutet. Wenn man sich mit solchen Geschichten beschäftigt, könnte man klar sagen: „Kennst eine, kennst alle.“. Hier ist das aber nicht ganz so pauschal zu sagen. Ahrens zeigt mit großen aber sehr ruhigen Worten und Ausdruck das Seelenleben hinter den harten Gesichtern von damals. Als Wilhelm „Witwer“ (seine Frau hat er aus seinem Herzen und aus seiner Seele ausgeschlossen) wird und ein echter Todesfall im Hause Leeb Einzug hält, muss Gerda kommen und sieht alles Leid in seinem Gesicht. Aber ist es wirklich Leid? Gerda muss über ihren Schatten springen, denn das von damals hängt hier schon noch nach. Ahrens beschreibt viele einzelne Geschichten. Man muss hier genau lesen um nichts durcheinander zu schmeißen, bekommt aber viele Puzzleteile präsentiert, die schlussendlich ein großes Ganzes ergeben. Die Beschreibungen der Land- und Bauernwelt ist Ahrens sehr geglückt. Er hat eine gewisse stoische Art und einen gewissen nüchternen Eindruck hinterlassen und genau das wirkt authentisch. Man war noch nicht Mal auf der Welt, stand schon fest, wenn es ein Junge wird, wird er den Hof übernehmen…kein leichtes Los und das schlimme, man wird noch nicht mal gefragt ob man es will…Wird es ein Mädchen, muss es sehr gut verheiratet werden inkl. Mitgift. Am besten an einen reichen Bauern, eine gute Partie…Denken Sie mal darüber nach, wie es Ihnen dabei ergehen würde!
Ach und eines noch: der Duft von einem bekannten Melissengeist wird hier einem stetig in die Nase steigen. Medizin, die har keine ist, aber manches Mal den Schmerz so betäubt, das man Menschen einfach nur vergessen möchte aus dem eigenen Leben.
Seine komplette Schreibweise passt perfekt. „Mitgift“ hat mir wahrlich gut gefallen und genau deshalb vergebe ich 5 von 5 Sterne.
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Gebundenes Buch
Nichts zu lachen
Auch der neue Roman «Mitgift» von Henning Ahrens ist wieder in der niedersächsischen Provinz angesiedelt, in Klein Ilsede nahe Peine. Anders als seine bisherigen Romane aber weist dieser keine magischen, fantastischen Elemente auf, hier wird im Gegenteil, …
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Nichts zu lachen
Auch der neue Roman «Mitgift» von Henning Ahrens ist wieder in der niedersächsischen Provinz angesiedelt, in Klein Ilsede nahe Peine. Anders als seine bisherigen Romane aber weist dieser keine magischen, fantastischen Elemente auf, hier wird im Gegenteil, für ihn untypisch, sehr realistisch erzählt. Dieses acht Generationen umfassende, autobiografisch inspirierte Familienepos, das bis ins Jahr 1775 zurückreicht und 1962 ein jähes Ende findet, stützt sich, wie der Autor im Nachwort schreibt, auf Briefe und Tagebücher des eigenen Großvaters, der Pate stand für den Protagonisten seines Buches. Der Roman wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert, der bisher größte Erfolg für den Autor.
Wilhelm Leeb sen. bewirtschaftet den Bauernhof der Familie in siebter Generation, er ist ein glühender Nazi, das örtliche SA-Büro befindet sich in seinem Haus. Zum Entsetzen seiner Familie, zu der auch die beiden Großeltern-Paare gehören, meldet er sich zum Militär, obwohl er als Landwirt eigentlich unabkömmlich ist. Begeistert zieht er in den Krieg, für ihn scheinbar nur eine spektakuläre Abenteuer-Reise. Vier Jahre nach Kriegsende kehrt er dann schließlich desillusioniert aus polnischer Gefangenschaft zurück. Und vom ersten Tag an schikaniert der Despot seine Familie wie in alten Zeiten. Sein ältester Sohn Wilhelm jun., von allen nur ‹Willem› genannt, wird traditionell den Hof übernehmen müssen, obwohl er dazu so gar keine Lust verspürt. Und dass er während der Abwesenheit des Vaters, als Jüngling noch, ganz allein mit der Mutter, den Hof geführt hat, wird von dem Tyrannen nur mit maßloser Kritik bedacht, er ist mit nichts zufrieden und nörgelt nur rum. Immer mehr versinkt ‹Willem› nun in seinem Frust, er kommt gegen den Despoten einfach nicht an. Bis der dann eines Tages plötzlich vor der Tür der Nachbarin Gerda steht, seiner Jugendliebe. Er hatte sich damals, der hohen Mitgift wegen, doch lieber eine wohlhabende Bauerntochter zur Frau genommen, während Gerda unverheiratet geblieben ist. Gerade sie aber ist es, die nebenberuflich seit vielen Jahren den Dienst der «Totenfrau» versieht, die also im Dorf die Leichen zur Bestattung herrichtet. Wegen wem aus seiner Familie der Exfreund denn nun Gerda plötzlich in sein Haus bestellen muss, das erfährt der Leser erst ganz am Ende.
Die streng sachlich bleibende Erzählung klammert Emotionen fast völlig aus. Dem harten bäuerlichen Leben mit seinen starren Denkstrukturen angepasst ist auch das umfangreiche Figuren-Ensemble des Romans, das stimmig geschildert wird in seiner derben, weitgehend freudlosen Lebenswirklichkeit. Innige Liebe, aber auch Herzeleid kommen nicht vor, alles ist streng rational begründet. Ehen sind wohl kalkulierte Zweckbündnisse mit einer streng hierarchischen inneren Struktur, die ungeschriebenen Gesetzen folgt und unumstößlich scheint. Nur Willems jüngerem Bruder und auch seiner Schwester gelingt es, einer lebenslangen Fron auf dem Bauernhof zu entfliehen, er selbst zerbricht daran.
Erzählt wird fragmental, in großen Zeitsprüngen, manchmal sogar über Jahrhunderte hinweg. Durch diese in 21 Kapiteln zeitlich vor und zurück wechselnde Erzählweise bringt der Autor Spannung in die ansonsten narrativ ja weitgehend abgearbeitete Thematik. Das Geschehen einer problematischen Vater-Sohn-Beziehung bleibt in dieser Zeitreise mit elf kunstvoll angelegten, parallelen Handlungs-Strängen immer leicht nachvollziehbar. Die eher nüchterne Sprache wird auch durch eine Fülle von alltäglichen Redensarten und Gemeinplätzen geprägt, was die Geschichte sehr realistisch, fast authentisch erscheinen lässt. Auch die Dialoge in diesem Familien-Epos sind durchweg stimmig, man fühlt sich beinahe dazugehörig als Leser und ist nicht nur Zaungast. Die nüchterne Erzählweise lässt allerdings die Figuren sehr blutarm erscheinen, man erfährt, was ihnen geschieht, ohne selbst mitzufühlen, und zu lachen gibt es ja sowieso kaum mal was im freudlosen Alltag der Dörfler aus Klein Ilsede.
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Gebundenes Buch
Es ist ein eindringliches Stück Familiengeschichte, das Henning Ahrens in seinem für den Deutschen Buchpreis 2021 nominierten Roman „Mitgift“ beschreibt. Aber im Gegensatz zu den trivialen Werken dieses Genres hüllt er den Leser/die Leserin nicht in die wohlige Decke von …
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Es ist ein eindringliches Stück Familiengeschichte, das Henning Ahrens in seinem für den Deutschen Buchpreis 2021 nominierten Roman „Mitgift“ beschreibt. Aber im Gegensatz zu den trivialen Werken dieses Genres hüllt er den Leser/die Leserin nicht in die wohlige Decke von Liebe, Verständnis und Zuckerguss, sondern zeigt das bäuerliche Familienleben, reduziert und konzentriert auf ein problematisches Vater-Sohn-Verhältnis. Das ist aber längst nicht das einzige Thema, er schaut auch mit dem Brennglas in die Seelen der einzelnen Familienmitglieder, zeigt die Auswirkungen, die der Zweite Weltkrieg auf sie hatte. Hoffnungen, Wünsche und Träume, die sich nicht erfüllten. Enttäuschungen, die bis in die Gegenwart hinein wirken und Leben zerstören.
Ahrens verkneift sich jegliche Sentimentalität, beschreibt nüchtern, präzise und mit einer gehörigen Portion Distanz diese toxischen innerfamiliären Verhältnisse. In alternierenden Kapiteln zwischen den Jahren 1944 und 1962 wechselt er die Perspektiven, lässt er aber nicht nur die verschiedenen Familienmitglieder sondern auch die Totenfrau Gerda zu Wort kommen, deren Leben ebenfalls mit der Bauernfamilie verbunden ist. Einst die Jugendliebe des alten Wilhelm, von diesem aber zugunsten der Mitgift der Bauerntochter Käthe verlassen, damit Scholle zu Scholle kommt. Es ist dieser Hunger nach Land, das Versprechen der Nationalsozialisten, den Bauern neue Gebiete im Osten zur Verfügung zu stellen, die ihn in die Wehrmacht treibt und schließlich dazu führt, dass er bis 1949 in Kriegsgefangenschaft gerät. Zuhause muss die Familie, heißt im Klartext der älteste Sohn, dafür sorgen, dass der Betrieb weiterläuft. Doch von dem heimkehrenden Vater bleibt die Anerkennung aus, denn jeder hat seinen Platz in der Familie, das ist schon seit Generationen so geregelt, muss wissen, wohin er gehört, wieder zurück ins Glied rücken. Das konfliktbeladene Verhältnis zwischen dem tyrannischen Vater, der sich noch immer nicht von dem Gedankengut der Nationalsozialisten abgewandt hat, und dem Sohn, der für sich einen Ausweg aus diesem bäuerlichen Leben sucht, schaukelt sich allmählich auf, bis es schließlich zu dem finalen Ereignis kommt, das einen der beiden das Leben kostet. Lesen!
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