Literaturgeschichtsforschung kann die Texte aus alter Zeit nicht einfach in die Gegenwart übersetzen. Historische Epochen sind ohne den Blick auf die gegenwärtige Lage nicht darstellbar, weil die Vorstellungen und Interessen der Forschenden die Arbeit daran von Anfang an bestimmen. Georg Gottfried Gervinus wusste das, und dieses Buch erinnert uns an seiner Botschaft: Wer heute nicht versteht den Geist fremder Zeiten und Nationen wie seiner eigenen zu fassen, sich jeder Beschränktheit in Religion und Volksthümlichkeit völlig zu entäußern, wer das Leben vergißt über dem Buch, und des Buches Geist über dem Wort, wer die Geschichte der Menschheit versäumt über der der einzelnen Völker und Zeiten, wer nicht das Ganze umfaßt und mit gleich großer Kühnheit wie Sicherheit das Treiben von Jahrhunderten mit Einem Blick überschlagen kann, sondern am kleinen Maaß seiner persönlichen oder nationellen, seiner gelehrten oder dogmatischen Beschränktheit die Welt ausmessen will, der darf nicht wagen nach der Palme in der Geschichtschreibung zu ringen. Gervinus, Geschichte der poetischen Nationalliteratur [der Deutschen]. 1835.
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