Ein etwas anderer Krimi - Spannung inklusive facettenreichem Lokalkolorit
„Mörder Pointen“, der zweite Kriminalroman aus der Feder von Leo Lukas spielt diesmal in seinem ureigensten Milieu, nämlich jenem der Kabarettisten.
Worum geht es?
Ein Serienmörder hat es auf Kabarettisten abgesehen.
Chefinspektor Fux wird bei ihren Ermittlungen von Peter Szily, der sich in der Szene auskennt,…mehrEin etwas anderer Krimi - Spannung inklusive facettenreichem Lokalkolorit
„Mörder Pointen“, der zweite Kriminalroman aus der Feder von Leo Lukas spielt diesmal in seinem ureigensten Milieu, nämlich jenem der Kabarettisten.
Worum geht es?
Ein Serienmörder hat es auf Kabarettisten abgesehen. Chefinspektor Fux wird bei ihren Ermittlungen von Peter Szily, der sich in der Szene auskennt, unterstützt, und dessen Freund Bravo, der Auftragskiller, verfolgt seinerseits diverse Spuren, um sich selbst vom Verdacht zu befreien.
Der Schreibstil ist flüssig, die immer wieder eingeflochtenen typischen Wienerischen Ausdrücke, wie aufganseln, ausfratscheln oder jemanden häkerln, vermitteln wunderbar das Lokalkolorit, ebenso wie die Beschreibungen sehenswerter Plätze u.a. in Wien, Linz oder Graz, angefangen vom Böhmischen Prater über den Wurstelprater und die Liliputbahn bis zum Kalvarienberg, die Alte Donau oder die Jugendstil-Toilette am Graben, die Murinsel, den Grazer Uhrturm oder das Linzer Hafengelände. Darüber hinaus steckt viel Wissenswertes in dem Text, teils irrelevant für die Mordfall, teils irreführend - Historisches, Skurriles, Skandalöses aus österreichischer Politik und Wirtschaft.
Der Roman erschien 2022, die Pandemie wird leicht gestreift. Ungewöhnlich ist der Aufbau des Krimis, nämlich analog einer Minigolfanlage verfügt er über 18 Kapitel, betitelt jeweils mit der entsprechenden Bahn, ergänzt mit der Information über die von Profis dafür bevorzugten Bälle. Ein Witz pro Kapitel dient zur spaßigen Auflockerung, wissenserweiternd fand ich die verschiedenen Definitionen rund um das Wort Pointe.
Da ich auch Band 1 kenne, waren mir die handelnden Personen von Anfang an vertraut und ich kam auch problemlos in der Geschichte hinein. Ich kann mir aber vorstellen, dass Quereinsteiger die ungewöhnliche Beziehung zwischen Peter Szilly (Pez) und Bravo, immerhin ist er ein Auftragskiller, nicht sofort durchschauen. Positiv fiel mir auf, dass im Vergleich zum Vorgängerband diesmal den polizeilichen Ermittlungen mehr Raum gegeben wurde, inklusive Informationen über den österreichischen Polizeiapparat.
Die Handlung nimmt nur langsam Fahrt auf, die Ermittlungen gehen realitätsnah zäh voran. Die offiziellen Untersuchungen und Recherchen basieren nun einmal auf mühevoller Kleinarbeit. Hinzu kommt auch noch Kompetenzgerangel, weil der Fall Bundesländer übergreifend ist. Man tappt allgemein im Dunkeln, die Ermittler ebenso wie die Leserschaft. Miträtseln erweist sich als schwierig, mangelt es doch an Verdächtigen. Dadurch, dass Chefinspektorin Fux, Pez und Bravo kaum direkt kommunizieren und voneinander unabhängig agieren, ergeben sich drei abwechslungsreiche Handlungsstränge. Neben der Polizeiarbeit eröffnen Pez und Bravo einen Blick auf die österreichische Kabarettszene – es blieb wohl keine der namhaften Kabarettbühnen unerwähnt – und führen den Leser bis in die tiefe Wiener Unterwelt. Reales vermischt sich mit Fiktiven. Als sich erste Spuren verdichten, steigert sich die Spannung, die Protagonisten geraten in brenzlige Situationen, bis letztlich in einem dramatischen Showdown der wahre Täter gefasst wird und sich das wahre Motiv offenbart. Eine überraschende, aber schlüssige Lösung.
Die Charaktere der Protagonisten sowie wesentlicher Nebendarsteller sind anschaulich dargestellt, sie zeigen so manche Eigenart und Schwäche, sogar romantische Gefühle.
„Mörder Pointen“ (wie auch zuvor „Mörder Quoten“) sticht aus der Masse der Krimis dahingehend hervor, dass man abgesehen von der Mördersuche sehr viel an österreichischer Atmosphäre vermittelt bekommt. Gerne empfehle ich das Buch für jene, die einmal einen etwas anderen Krimi lesen möchten.