Von Legenden überwuchert, durch Sprachregelungen entstellt, von Denkverboten verdunkelt, so zeigt sich dem Wissbegierigen das Bild Mohammeds. Ist er überhaupt eine historische Gestalt? Er ist es! So lautet das Ergebnis langjähriger Forschungsarbeit, die nicht nur die muslimischen Standardquellen einer kritischen Prüfung unterzogen hat, sondern auch die vielschichtige "Nebenüberlieferung". Mohammed erweist sich als der Exponent einer im 4. Jahrhundert einsetzenden hochreligiösen Durchdringung des arabischen Heidentums, die sich nicht nur im Koran niedergeschlagen hat. Der historische Mohammed kämpfte zunächst vergeblich um die Macht in Mekka und setzte dann von Medina aus eine Eroberungswelle in Gang, die durch die politischen Verhältnisse der Zeit begünstigt wurde. Zwei Jahrzehnte nach seinem Tod kam sie zum ersten Mal zum Stillstand, die übergroßen Erwartungen der Beteiligten wurden enttäuscht. Der Blick zurück verklärte nun die Zeit, in der Mohammed unter den Lebenden geweilt hatte - der Islam, untrennbar verknüpft mit der idealisierten Gestalt des Propheten, betrat die Bühne der Geschichte. "Mir kommt es in meinen Büchern ,Mohammed. Leben und Legende' und ,Allahs Liebling. Ursprung und Erscheinungsformen des Mohammedglaubens' nicht auf eine Abbildung der muslimischen Biographie Mohammeds an, sondern auf die geschichtswissenschaftliche Erfassung seiner Gestalt und seines Wirkens vor dem Hintergrund der spätantiken vorderasiatischen Ereignis-, Gesellschafts- und Religionsgeschichte sowie auf die Schilderung der Genese und Weiterentwicklung des muslimischen Mohammedglaubens." Tilman Nagel
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"stupende Gelehrsamkeit - auch für Laien lesbar", Kathrin Meier-Rust, NZZ am Sonntag, 27.06.2010 "Dieses pointierte, aufschlussreiche Buch sei allen empfohlen, die sich der schwierigen Materie möglichst umfassend und unideologisch nähern wollen. Ein Gewinn." Deutschland Radio Kultur "Zum Glück hat Tilman Nagel im Jahre 2010 in einem gut lesbaren Abriss von immer noch 336 dichtgedruckten Seiten die Grundidee und die Hauptergebnisse der beiden genannten Bände aus dem Jahre 2008 für einen weiteren Leserkreis zugänglich gemacht." CIBEDO-Beiträge, Nr. 4/2011
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Sehr zufrieden zeigt sich Rezensentin Katajun Amirpur mit dieser Biografie Mohammeds, die der Islamwissenschaftler Tilman Nagel vorgelegt hat. Sie bescheinigt ihm, anhand zahlreicher Quellen ein Bild des historischen Mohammed zu zeichnen und dabei dessen tatsächliches Leben von den Legenden zu trennen. Nagel arbeite die "belastbaren Tatsachen" heraus und komme im Unterschied zu Hans Jansen, Autor einer gleichfalls aktuellen Mohammed-Biografie, zu dem Schluss, es habe Mohammed als historische Figur tatsächlich gegeben. Wohltuend empfindet sie an Nagels Arbeit, dass sie - auch im Unterschied zu der von Jansen - ohne Polemik auskommt. Auch wenn die Lektüre von Nagels wissenschaftlich-fundiertem Werk bisweilen etwas trockener ausfällt, zieht sie es dem Buch Jansens vor.
© Perlentaucher Medien GmbH
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