Das Jahr ist noch jung, aber ich kann jetzt schon sagen, dass der vorliegende fünfte Band von Mayk D. Opiollas "Momentaufnahmen" eines meiner Lesehighlights 2019 ist und bleiben wird.
Das Büchlein kommt recht unscheinbar daher, aber die Texte haben es in sich. Die Grundstimmung ist melancholisch,
teils sogar depressiv, erst zum Ende hin wird es wieder etwas versöhnlicher, ja sogar leichter.
Das…mehrDas Jahr ist noch jung, aber ich kann jetzt schon sagen, dass der vorliegende fünfte Band von Mayk D. Opiollas "Momentaufnahmen" eines meiner Lesehighlights 2019 ist und bleiben wird.
Das Büchlein kommt recht unscheinbar daher, aber die Texte haben es in sich. Die Grundstimmung ist melancholisch, teils sogar depressiv, erst zum Ende hin wird es wieder etwas versöhnlicher, ja sogar leichter.
Das schlichte Cover nimmt mit der Abbildung der Kirche St. Nikolaus auf Langeoog Bezug auf gleich zwei Inhalte: Der Ich-Erzähler lebt auf der Nordseeinsel und konvertiert zum Katholizismus. Dies bringt große Spannungen für ihn, da er nunmehr damit klar kommen muss, dass er seine Homosexualität nach Lehre der Kirche nicht ausleben darf.
Zudem muss der Erzähler mit einigen Abschieden umgehen: Der Geliebte entscheidet sich für einen anderen, und sein Pflegehund findet ein neues Zuhause, so dass der Erzähler seinen Alltag wieder völlig auf sich allein gestellt bewältigen muss.
Apropos "Alltag": Der Alltag in dieser Erzählung verdient eine besondere Erwähnung. Zwar begleitet der Leser den Protagonisten auf seinem Inselalltag; es passiert nicht ständig etwas Neues, oft dümpeln die Tage eher so vor sich hin. Aber Autor Opiolla versteht es meisterlich, im scheinbar Alltäglichen den besonderen Zauber zu entdecken und für den Leser sichtbar zu machen. Im Alltag findet sich Nicht-Alltägliches, und eben dies wird immer wieder in einer zauberhaften, teils poetisch anmutenden Sprache hervorgehoben.
Besonders angetan haben es mir dabei Naturbeschreibungen. Eine Kostprobe gefällig? Gerne: "Der Herbstwind ... verwebt die leisen Gespräche der Ordensleute mit dem Rauschen der Blätter in den Baumkronen."
Der Autor kann definitiv mit Sprache umgehen, er erzeugt eindringliche Bilder, die auch nach der Lektüre noch nachwirken. Einziger Wermutstropfen: Das (Eigen-)Lektorat hat leider etliche Flüchtigkeitsfehler übersehen. Wer sich an Rechtschreibfehlern nicht stört und sich mit der Suche nach dem Glauben, mit Liebe zu Menschen und zu Gott, mit Abschiednehmen und Tod auseinandersetzen möchte, dem kann ich das Buch uneingeschränkt ans Herz legen. Ich selbst stolpere über sprachliche Unstimmigkeiten leider immer, so dass mein Lesefluss gestört und der Lesegenuss etwas getrübt ist, daher vergebe ich "nur" vier von fünf möglichen Sternen.
Die vier Vorgängerbände sind dennoch bereits bestellt und ich freue mich schon sehr auf die Lektüre!