Mont-Oriol was written in the year 1887 by Guy de Maupassant. This book is one of the most popular novels of Guy de Maupassant, and has been translated into several other languages around the world.
This book is published by Booklassic which brings young readers closer to classic literature globally.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.03.19961887
Guy de Maupassant "Mont-Oriol"
Gerade dieser Tage hat Manesse den schönsten, den prächtigsten und verführerischsten Roman des Jahres 1887 ausverkauft und will ihn auch nicht wieder auflegen, "Fortunata und Jacinta" von Pérez Galdós (wohl dem, der ihn hat). Nun nehmen wir einen der andern schönen dieses reichen Jahres, "Mont-Oriol" von Guy de Maupassant. Maupassant, mit jener federnden Genauigkeit, die ihn uns lesen läßt, als wäre er einer von uns, erzählt eine Geschichte aus der Frühzeit des modernen Tourismus, nämlich die Entstehung eines mondänen Heilbads, irgendwo südlich von Clermont-Ferrand, am Rand des so quellenergiebigen alten Vulkangebiets des Puy de Dome. In diese Gründerzeitgeschichte hinein flicht er die betörend romantische Liebe, in die die schöne Frau des großen Investors fällt, als sie einen reichen jungen Mann kennenlernt, der groß ist im Besingen seiner Gefühle. Sie kriegt (das sind die süßen Schatten der Romantik) ein Kind von ihm, er heiratet dann aber (schwanger kommt die Schöne ihm wenig besingenswert vor) eine Tochter des Bauern, auf dessen Grund die neue Quelle fließt. Der Tycoon von Ehemann und Investor glaubt das Kind das seine, er hat es ersehnt und schreibt es nun der belebenden Kraft des Wassers zu, das ihn so doppelt reich mache. An diesem Punkt verdrängt er jenen Jüngling, wir wissen zwar nicht, ob auch aus dem Herzen seiner Frau (die beginnt ihr Kind zu mögen und ist jetzt noch schöner geworden), gewiß aber ein wenig aus unserm. Nicht, daß nun er die Herzen füllen könnte; Maupassant, kühler als oft Balzac und ungleich klüger als wenig später ein Mann wie Hamsun ("Die neue Erde" von 1893, da ist plötzlich der Kaufmann der Größte, unanfechtbar fast, und das Innre ist nichts mehr dagegen), Maupassant spielt nicht, damit wir zufrieden wären, seine Leute gegeneinander aus. Wir sollen erst urteilen, wenn wir alles kennen - und so zieht die Lust auf die ganze Wahrheit über die Welt von einem zum andern und von Buch zu Buch. (Guy de Maupassant: "Mont-Oriol". Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Irene Riesen. Manesse Verlag, Zürich 1991. 390 S., geb., 32,20 DM.) R.V.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Guy de Maupassant "Mont-Oriol"
Gerade dieser Tage hat Manesse den schönsten, den prächtigsten und verführerischsten Roman des Jahres 1887 ausverkauft und will ihn auch nicht wieder auflegen, "Fortunata und Jacinta" von Pérez Galdós (wohl dem, der ihn hat). Nun nehmen wir einen der andern schönen dieses reichen Jahres, "Mont-Oriol" von Guy de Maupassant. Maupassant, mit jener federnden Genauigkeit, die ihn uns lesen läßt, als wäre er einer von uns, erzählt eine Geschichte aus der Frühzeit des modernen Tourismus, nämlich die Entstehung eines mondänen Heilbads, irgendwo südlich von Clermont-Ferrand, am Rand des so quellenergiebigen alten Vulkangebiets des Puy de Dome. In diese Gründerzeitgeschichte hinein flicht er die betörend romantische Liebe, in die die schöne Frau des großen Investors fällt, als sie einen reichen jungen Mann kennenlernt, der groß ist im Besingen seiner Gefühle. Sie kriegt (das sind die süßen Schatten der Romantik) ein Kind von ihm, er heiratet dann aber (schwanger kommt die Schöne ihm wenig besingenswert vor) eine Tochter des Bauern, auf dessen Grund die neue Quelle fließt. Der Tycoon von Ehemann und Investor glaubt das Kind das seine, er hat es ersehnt und schreibt es nun der belebenden Kraft des Wassers zu, das ihn so doppelt reich mache. An diesem Punkt verdrängt er jenen Jüngling, wir wissen zwar nicht, ob auch aus dem Herzen seiner Frau (die beginnt ihr Kind zu mögen und ist jetzt noch schöner geworden), gewiß aber ein wenig aus unserm. Nicht, daß nun er die Herzen füllen könnte; Maupassant, kühler als oft Balzac und ungleich klüger als wenig später ein Mann wie Hamsun ("Die neue Erde" von 1893, da ist plötzlich der Kaufmann der Größte, unanfechtbar fast, und das Innre ist nichts mehr dagegen), Maupassant spielt nicht, damit wir zufrieden wären, seine Leute gegeneinander aus. Wir sollen erst urteilen, wenn wir alles kennen - und so zieht die Lust auf die ganze Wahrheit über die Welt von einem zum andern und von Buch zu Buch. (Guy de Maupassant: "Mont-Oriol". Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Irene Riesen. Manesse Verlag, Zürich 1991. 390 S., geb., 32,20 DM.) R.V.
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