Orphaned John Trenchard grows up in the village of Moonfleet with his aunt, entranced by the local legend of the ghostly Blackbeard, who rises each winter night to search for his lost diamond. While conducting his own hunt for the treasure, John is trapped in the church crypt and discovers the true secret of the village: smuggling. Taken under the wing of the gruff innkeeper and chief smuggler, Elzevir Block, John begins a dangerous adventure which will see him in a hair-raising chase along a precarious cliff path and deciphering a hidden code in an ancient castle. Moonfleet is thrilling story of revenge and betrayal, of loyalty and great sacrifice, but it is above all a story about friendship..
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.06.2016Der Bart des toten Colonel
Neu übersetzt: John Meade Falkners „Moonfleet“
Magisch angezogen von einem Riss, der sich im Boden des Friedhofs geöffnet hat, dringt der junge John nachts in einen unterirdischen Gang ein. Er gelangt in eine Höhle, in der die sterblichen Überreste der Mohunes, die früher über das Dorf Moonfleet geherrscht haben, ruhen. Der unheimliche Ort wird aber auch von den örtlichen Schmugglern benutzt, um Schnapsfässer zu lagern. Als die rauen Kerle auftauchen, versteckt John sich hinter dem brüchigen Sarg von Colonel Mohune, der hundert Jahre zuvor unter dem Namen Schwarzbart berühmt-berüchtigt war.
Später, als er wieder alleine in der Höhle ist, entdeckt der 15-Jährige ein Medaillon, in dem sich ein Pergament befindet, das den Weg zu einem sagenhaften Diamanten weist, den Schwarzbart seinerzeit versteckt hat. Elzevir Block, der Anführer der Schmuggler, wird Johns väterlicher Freund. Fälschlich des Mordes beschuldigt, müssen die beiden untertauchen. Es gelingt ihnen, die Schatzkarte zu entschlüsseln, und sie beschließen, den Edelstein, auf dem ein Fluch liegen soll, an sich zu bringen.
Die Handlung von „Moonfleet“ ist in der Grafschaft Dorset, Mitte des 18. Jahrhunderts angesiedelt. John Meade Falkner (1858 – 1932), der den Roman 1898 veröffentlichte, wird in Großbritannien als solider Autor in der Nachfolge Robert Louis Stevensons geschätzt. In Deutschland lässt sein Name vor allem Fritz Lang-Kenner aufhorchen. Langs Adaptation von „Moonfleet“ – nichtssagender deutscher Titel: „Das Schloss im Schatten“ – kam 1955 in die Kinos.
„Moonfleet“ ist nicht einer der bekanntesten Filme Langs, aber einer seiner besten. Elzevir ist hier nur eine Nebenfigur. Viel wichtiger ist der schillernde Gentleman-Verbrecher Jeremy Fox – gespielt von Stewart Granger –, den es bei Falkner überhaupt nicht gibt. Die naive Verehrung, die John für Fox hegt, erlaubt es Lang, eines seiner zentralen Themen zu verhandeln: die komplizierte Dialektik von Schuld und Unschuld. Für das von viktorianischer Moral geprägte Happy End des Romans gibt es im Film daher keine Entsprechung; die Ambivalenzen, die er entfaltet, bleiben unaufgelöst.
Allerdings hat das Buch, das nun in einer Neuübersetzung von Michael Kleeberg vorliegt, seine eigenen Stärken. Wie liebevoll vertraut der Autor mit der südenglischen Küstenlandschaft war, wird immer dann deutlich, wenn er, kurz und prägnant, den Wechsel der Jahreszeiten schildert: das tobende, gischtende Meer im Herbst und Winter; dagegen die sommerliche Hitze, die auf Gärten und Feldern lastet. Morbides und Schauerliches lauern stets im Hintergrund, etwa wenn die düstere Stimmung evoziert wird, die in dem ärmlichen, heruntergekommenen Moonfleet herrscht, oder wenn John aus Versehen den Bart des mumifizierten Mohune abreißt.
Die ruhige Beharrlichkeit, mit der Falkner Elemente der Gothic Novel und des realistischen Romans verschmilzt, macht aus diesem Werk mehr als nur einen gemütlichen Schmöker.
CHRISTOPH HAAS
John Meade Falkner: Moonfleet. Roman. Aus dem Englischen von Michael Kleeberg. Verlagsbuchhandlung Liebeskind, München 2016. 352 Seiten, 24 Euro. E-Book 16,99 Euro. Der Film von Fritz Lang ist als DVD in der Originalfassung mit englischen Untertiteln erhältlich.
Viktorianische Moral? Szene aus Fritz Langs Verfilmung von „Moonfleet“, 1955.
Foto: action press / Everett Collection
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Neu übersetzt: John Meade Falkners „Moonfleet“
Magisch angezogen von einem Riss, der sich im Boden des Friedhofs geöffnet hat, dringt der junge John nachts in einen unterirdischen Gang ein. Er gelangt in eine Höhle, in der die sterblichen Überreste der Mohunes, die früher über das Dorf Moonfleet geherrscht haben, ruhen. Der unheimliche Ort wird aber auch von den örtlichen Schmugglern benutzt, um Schnapsfässer zu lagern. Als die rauen Kerle auftauchen, versteckt John sich hinter dem brüchigen Sarg von Colonel Mohune, der hundert Jahre zuvor unter dem Namen Schwarzbart berühmt-berüchtigt war.
Später, als er wieder alleine in der Höhle ist, entdeckt der 15-Jährige ein Medaillon, in dem sich ein Pergament befindet, das den Weg zu einem sagenhaften Diamanten weist, den Schwarzbart seinerzeit versteckt hat. Elzevir Block, der Anführer der Schmuggler, wird Johns väterlicher Freund. Fälschlich des Mordes beschuldigt, müssen die beiden untertauchen. Es gelingt ihnen, die Schatzkarte zu entschlüsseln, und sie beschließen, den Edelstein, auf dem ein Fluch liegen soll, an sich zu bringen.
Die Handlung von „Moonfleet“ ist in der Grafschaft Dorset, Mitte des 18. Jahrhunderts angesiedelt. John Meade Falkner (1858 – 1932), der den Roman 1898 veröffentlichte, wird in Großbritannien als solider Autor in der Nachfolge Robert Louis Stevensons geschätzt. In Deutschland lässt sein Name vor allem Fritz Lang-Kenner aufhorchen. Langs Adaptation von „Moonfleet“ – nichtssagender deutscher Titel: „Das Schloss im Schatten“ – kam 1955 in die Kinos.
„Moonfleet“ ist nicht einer der bekanntesten Filme Langs, aber einer seiner besten. Elzevir ist hier nur eine Nebenfigur. Viel wichtiger ist der schillernde Gentleman-Verbrecher Jeremy Fox – gespielt von Stewart Granger –, den es bei Falkner überhaupt nicht gibt. Die naive Verehrung, die John für Fox hegt, erlaubt es Lang, eines seiner zentralen Themen zu verhandeln: die komplizierte Dialektik von Schuld und Unschuld. Für das von viktorianischer Moral geprägte Happy End des Romans gibt es im Film daher keine Entsprechung; die Ambivalenzen, die er entfaltet, bleiben unaufgelöst.
Allerdings hat das Buch, das nun in einer Neuübersetzung von Michael Kleeberg vorliegt, seine eigenen Stärken. Wie liebevoll vertraut der Autor mit der südenglischen Küstenlandschaft war, wird immer dann deutlich, wenn er, kurz und prägnant, den Wechsel der Jahreszeiten schildert: das tobende, gischtende Meer im Herbst und Winter; dagegen die sommerliche Hitze, die auf Gärten und Feldern lastet. Morbides und Schauerliches lauern stets im Hintergrund, etwa wenn die düstere Stimmung evoziert wird, die in dem ärmlichen, heruntergekommenen Moonfleet herrscht, oder wenn John aus Versehen den Bart des mumifizierten Mohune abreißt.
Die ruhige Beharrlichkeit, mit der Falkner Elemente der Gothic Novel und des realistischen Romans verschmilzt, macht aus diesem Werk mehr als nur einen gemütlichen Schmöker.
CHRISTOPH HAAS
John Meade Falkner: Moonfleet. Roman. Aus dem Englischen von Michael Kleeberg. Verlagsbuchhandlung Liebeskind, München 2016. 352 Seiten, 24 Euro. E-Book 16,99 Euro. Der Film von Fritz Lang ist als DVD in der Originalfassung mit englischen Untertiteln erhältlich.
Viktorianische Moral? Szene aus Fritz Langs Verfilmung von „Moonfleet“, 1955.
Foto: action press / Everett Collection
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