Bachelorarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,9, Universität Mannheim (Philosophische Fakultät), Sprache: Deutsch, Abstract: Erich Kästner ist gemeinhin als Kinderbuchautor bekannt. Vermutlich hat jeder von uns als Kind wenigstens eine seiner großen Geschichten für kleine Leute gelesen oder als Film gesehen. "Pünktchen und Anton", "Emil und die Detektive" und "Das fliegende Klassenzimmer" gehören dazu. Weitaus weniger bekannt ist Kästner als Autor von Erwachsenenliteratur. Sein Roman "Fabian. Die Geschichte eines Moralisten" ist Kästners erstes zeitkritisches Prosawerk und mit einer Auflage von 30.000 Exemplaren im Veröffentlichungsjahr überaus erfolgreich. Kästner zeichnet darin das düstere Bild einer durch politische und ökonomische Missstände verkommenen Gesellschaft. Diese Arbeit betrachtet, wie Moral und Anstand im großstädtischen Überlebenskampf aufgegeben werden. Mit dem Angestelltenroman Fabian hat Kästner wichtigestilistische Eigenarten und thematische Schwerpunkte der Neuen Sachlichkeit aufgegriffen. Kästners literarisches Werk ist besonders stark von seiner Biografie geprägt. Er ist ein Moralist mit einer sehr pessimistischen Einstellung und bleibt seinen Idealvorstellungen treu, obwohl er selbst nicht daran glauben mag, dass Menschen zu einer Einsicht gelangen könnten („Jede Bemühung, die Menschheit zu bessern, wird an deren Unverbesserlichkeit scheitern.“). Die literaturwissenschaftliche Bearbeitung des Romans wird belegen, wie fortgeschritten Kästner den durch die beschriebenen Rahmenbedingungen hervorgerufen sittlichen Verfall einstuft und für wie nötig Kästner es hält, an der moralischen Verbesserung der Menschen zu arbeiten. Die Unmoral durchzieht alle Gesellschaftsschichten, wobei die obere Schicht sich vergnügt und die von der Wirtschaftskrise Gebeutelten sich erniedrigen müssen, um nicht zu verhungern. Kästner beklagt die Sittenlosigkeit der emanzipierten, neuen deutschen Frau, die Unmoral in Liebesbeziehungen, die auswegslose Massenarbeitslosigkeit und eine fehlende Richtungsvorgabe der Politik. Schließlich wirft diese Arbeit einen Blick auf Fabians Ende, welches nicht ausbleiben darf, denn es soll als negatives Beispiel den Leser zum Moralismus „missionieren“.