Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Didaktik - Theologie, Religionspädagogik, Note: 2,5, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Ev.-theolog. Seminar), Veranstaltung: Einführung in religionspädagogische Fragestellungen, Sprache: Deutsch, Abstract: Gutes Benehmen, Anstand, Respekt und Sitte gelten als erstrebenswert und werden vor allem von der jungen Generation erwartet. Es handelt sich dabei um soziale Konventionen (z. B. sollen Kinder höflich sein) und Vorstellungen darüber, was ein gutes Leben oder was moralisch wichtig ist (z. B. soll man die Wahrheit sagen). Obwohl Werte in der Gesellschaft also große Beachtung finden, ist die Jugend im Bezug auf Wertorientierungen tief verunsichert. Die moderne Welt bietet den jungen Menschen ein Überangebot an Weltanschauungen und Identifikationsmustern. Zugleich nehmen die zum Teil gegensätzlichen Anforderungen und der Leistungsdruck zu und zwingen den jungen Menschen, aus dem Angebot der bestehenden, oft widersprüchlichen Werte zu wählen und seine eigene soziale Identität ohne Anleitung zu konstruieren. In dieser Situation ist es nicht erstaunlich, wenn Kinder überfordert resignieren und sich zu selbstgefälligen Widersachern ohne Antrieb und Moral entwickeln. Menschen, die in ihren Berufen mit Kindern oder Jugendlichen arbeiten, haben immer – wenn auch in vielen Fällen unbewusst – Einfluss auf deren moralische Entwicklung. Ihre Reaktionen auf das Sozialverhalten anderer beinhalten stets eine moralisch relevante Erfahrung für die Kinder. Soll dieser Einfluß bewußt zur Unterstützung sozialer und moralischer Kompetenzen eingesetzt werden, ist grundlegendes psychologisches Wissen erforderlich, das helfen kann, Konzeptionen der moralischen Erziehung auf ihre Angemessenheit hin zu überprüfen. Im Folgenden soll deshalb die Theorie der Entwicklung moralischer Urteilsfähigkeit von Lawrence Kohlberg, die seit Jahrzehnten in der Entwicklungspsychologie maßgeblich ist, vorgestellt werden. Vorweg sollen jedoch einige Definitionen und Begriffsklärungen, das weite Feld von ‘Moral’ und ‘Moralerziehung’ eingrenzen und die Voraussetzungen für Kohlbergs Theorienbildung genannt werden. Im Anschluss sollen die Ergebnisse ausgewertet und im dritten Kapitel für ein Modell einer Unterrichtsstunde fruchtbar gemacht werden. Neben einigen ergänzenden Ansätzen der moralischen Selbstbestimmung, soll mit einem Blick auf eine Dilemmageschichte im Religionsunterricht der Bogen zu einer christlichen Moral gespannt werden.