Carla Valentine ist britische Forensikerin und, wie ihre auffällige Erscheinung bereits nahelegt, ziemlich öffentlichkeitsaffin. Sie hat für Channel 4 gearbeitet, betreibt einen Leichenhallen-Blog und leitet ein etwas kurioses Pathologie-Museum.
„Mord ist eine Wissenschaft“ ist nicht ihr erstes
Buch, aber das erste, das ins Deutsche übersetzt wurde. Der Untertitel „Was schon Agatha Christie…mehrCarla Valentine ist britische Forensikerin und, wie ihre auffällige Erscheinung bereits nahelegt, ziemlich öffentlichkeitsaffin. Sie hat für Channel 4 gearbeitet, betreibt einen Leichenhallen-Blog und leitet ein etwas kurioses Pathologie-Museum.
„Mord ist eine Wissenschaft“ ist nicht ihr erstes Buch, aber das erste, das ins Deutsche übersetzt wurde. Der Untertitel „Was schon Agatha Christie über Rechtsmedizin wusste“ gibt inhaltliche ziemlich präzise die Linie vor: Die Autorin nutzt Agatha Christies Romane als Richtschnur für eine kurzweilige Geschichte der Forensik, wobei der Schwerpunkt in der Anfangsphase liegen mag, die weiteren Entwicklungen bis in die Gegenwart aber nicht vernachlässigt werden.
Agatha Christie war durch ihre zeitweise Tätigkeit in einer Apotheke mit Giften und ihrer Wirkung schon vertraut, bevor sie anfing, Krimis zu schreiben. Später suchte sie aktiv den Kontakt zu forensischen Spezialisten ihrer Zeit und bildete sich auf diesem Gebiet ständig fort. Nichts freute sie mehr, als wenn man ihr einen Fehler nachweisen wollte und sie belegen konnte, dass sie dennoch recht hatte. Es ist also wirklich keine dumme Idee, Christies Romane als Spiegel des Standes der Wissenschaft zu betrachten und ihre raffinierten Plots einmal im Detail zu untersuchen.
Carla Valentine ist ausgesprochen belesen, sowohl im Christies-Universum als auch in der Geschichte der Forensik. Sie kennt zahlreiche Anekdoten, interessantes Fußnotenwissen, technische Hintergründe und auch die zeitgeschichtlichen Entwicklungen kommen nicht zu kurz. Es ist erstaunlich, was bereits in den Zwanziger- und Dreißigerjahren in der Praxis möglich war, die wissenschaftlichen Grundlagen reichen sogar bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Die Methoden wurden immer ausgefeilter, aber auch das Verbrechen passte sich an. Ein Katz-und-Maus Spiel, das bis heute anhält.
Valentine schreibt unterhaltsam, ohne flapsig zu sein, dem oft auch ernsten Hintergrund angemessen, ohne jemals staubtrocken zu werden. Insbesondere ihr Anekdotenreichtum macht Spaß, wobei sie strukturiert schreibt, ohne sich zu verzetteln. Auch wenn sie Agatha Christies Romane als roten Faden nutzt, gelingt es ihr doch, die Pointen der Geschichten nicht zu verraten und so die Lust darauf zu bewahren, Agatha Christie selber zu entdecken. Carla Valentine enthüllt sozusagen ihre persönliche Bestenliste, ganz ohne Spoiler. Und es bleibt natürlich nicht bei Christie: andere Altmeister des Kriminalromans wie Conan Doyle sind ebenfalls gern gesehene Gäste.
Eine nostalgische, aber niemals altbackene Reise durch die Frühzeit der kriminaltechnischen und -medizinischen Untersuchungsmethoden, mit vielen biografischen Hintergrundinformationen über Agatha Christie, die Geschichte des Kriminalromans im Allgemeinen und wie sie bis in die Gegenwart wirken. Sehr unterhaltsam und verdammt lehrreich.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)