England 1938: Nat Herriard ist mürrischer alter Kauz und Sonderling, er lebt recht zurückgezogen auf seinem Herrensitz Lexham Manor, er haßt Gäste, noch dazu seine Familie, die es seiner Meinung sowieso nur auf sein Erbe abgesehen hat. Als sein Bruder Joseph daher ein Weihnachtsdinner mit allem Drum
und Dran und jeder Menge Dekoration organisiert, ist der alte Zausel wenig erbaut und schon bald…mehrEngland 1938: Nat Herriard ist mürrischer alter Kauz und Sonderling, er lebt recht zurückgezogen auf seinem Herrensitz Lexham Manor, er haßt Gäste, noch dazu seine Familie, die es seiner Meinung sowieso nur auf sein Erbe abgesehen hat. Als sein Bruder Joseph daher ein Weihnachtsdinner mit allem Drum und Dran und jeder Menge Dekoration organisiert, ist der alte Zausel wenig erbaut und schon bald gerät er mit allen in Streit. Als Nat dann nicht zum Weihnachtsdinner erscheint, ist zunächst niemand erstaunt. Doch als Neffe Stephan Herriard nach ihm sehen will, macht er eine unschöne Entdeckung, der alte Herr ist tot. Was erst wie ein Unfall aussieht, entpuppt sich bald als heimtückischer Mord und Inspektor Hemingway bekommt es mit einem äußerst kniffligen Fall zu tun, denn Nat Herriard wurde in einem von innen verschlossenen Raum getötet und ein Motiv hat eigentlich jeder im Haus.
"Mord vor dem Weihnachtsdinner" ist ein typisch englischer Whodunit-Krimi im Stil von Agatha Christie. Eine illustre Runde hat sich auf einem abgelegenen Landsitz versammelt, es gibt jede Menge Animositäten untereinander und ein Mord ist fast schon unausweichlich. Dass das Opfer dann auch noch in einem von innen verschlossenen Raum gefunden wird, erhöht natürlich noch den Rätselfaktor und der Leser fragt sich genau wie Inspektor Hemingway, wie die Tat wohl ausgeführt worden ist. Eigentlich hat fast jeder im Haus ein Motiv, wobei sich recht schnell ein Hauptverdächtiger herauskristallisiert und nicht jedes Alibi ist wirklich wasserdicht, hier muß der Inspektor schon akribisch recherchieren und die Fakten immer wieder neu durchgehen.
Wer der Mörder ist, war mir allerdings schon sehr frühzeitig klar, es ist fast ein bisschen zu offensichtlich, allerdings rückt die Täterfrage ein wenig in den Hintergrund, da hier das wirklich Rätselhafte die Ausführung der Tat ist. Wie kann man jemand mit einem Dolch erstechen, wenn Türen und Fenster von innen fest verschlossen sind und es auch keinen Geheimgang gibt? Diese Frage ist das eigentliche Rätsel, dessen Lösung dann auch zum Täter führt. Der Autorin ist es hier gut gelungen, ihren Lesern eine schlüssige und vor allem logische Auflösung zu bieten, die wirklich erst fast zum Schluß geklärt wird und so beim Lesen viel Rätselspaß bietet.
Interessant sind auch die Charaktere, die von schräg bis exzentrisch vertreten sind und von denen jeder einzelne von der Autorin mit viel Liebe zum Detail sehr bildhaft geschildert wird, so dass man die einzelnen Personen geradezu vor sich sieht. Mit viel Wortwitz und schwarzem Humor läßt Georgette Heyer die Familienmitglieder ihre Streitgespräche führen und hat dabei sehr unterhaltsame und hintergründige Dialoge konstruiert, die beim Lesen öfter mal zum Schmunzeln führen. Sehr witzig empfand ich die als "running Gag" eingebaute Suche nach dem Buch "Das Leben der Kaiserin Elisabeth von Österreich", das am Ende eine entscheidende Rolle spielt.
FaziT: ein typischer englischer Rätselkrimi, der mit skurrilen Charakteren, einem verzwickten Fall und reichlich schwarzem Humor überzeugt!