Die Kirche muss immer reformiert werden
Mit diesem von Martin Luther stammenden Kernsatz lässt sich recht gut das Kernanliegen von Peter Zimmerlings Buch „Morgen Kirche sein – Gemeinde glauben, denken und gestalten“ beschreiben. Dabei geht es dem bekannten Praktischen Theologen und
Universitätsprediger aus Leipzig weniger um einen fertigen Masterplan, sondern vielmehr um richtungsweisende…mehrDie Kirche muss immer reformiert werden
Mit diesem von Martin Luther stammenden Kernsatz lässt sich recht gut das Kernanliegen von Peter Zimmerlings Buch „Morgen Kirche sein – Gemeinde glauben, denken und gestalten“ beschreiben. Dabei geht es dem bekannten Praktischen Theologen und Universitätsprediger aus Leipzig weniger um einen fertigen Masterplan, sondern vielmehr um richtungsweisende Impulse für die Zukunft der evangelischen Kirche.
Die 11 Thesen zu Anfang geben einen guten Überblick über die Richtung seines Plädoyers. Er versucht die Zukunft der Kirche ausgehend vom ernüchternden Status quo heraus zu gestalten und versucht dabei nicht in die Extreme zu fallen: Radikale Umbruch oder nur feine Kosmetik.
Der kurze Blick ins Neue Testament ist erfrischend. Besonders sein Eintreten das Priestertum aller Gläubigen auch in den Charismen im Gemeindeleben mehr zur Geltung kommen zur lassen. Hier wären sicherlich noch weitere Perspektiven zu nennen gewesen. Spannend wäre sicherlich gewesen in seine Überlegungen die Sendschreiben aus der Offenbarung des Johannes mit einzubeziehen.
Der Blick in die Geschichte ist dahingehend bereichernd, da deutlich wird, dass die Kirche in ihrer Sozialgestalt schon immer vielseitig war. Im Anschluss führt er seine Gedanken aus, was Gemeinde ist. Dies bringt ihn dazu über verschiedenen Theorien von Gemeindebau zu sprechen, die kritisch gewürdigt werden.
Ein großer Mehrwert war für mich seine Betonung auf die evangelische Spiritualität. Diese gilt es wieder zu entdecken, wieder mit dem auferstandenen Jesus in die Mitte der Kirche und Verkündigung zu rücken und die Gemeindeglieder darin zu schulen. In Anlehnung an das Thema der Nachfolge im Sinne Bonhoeffers betont er nicht nur die die klare Verkündigung, sondern macht sich auch stark mehr das zu leben, was wir glauben. Der Glaube will auch erfahrbar sein. Dabei thematisiert er beispielsweise das Pilgern als Chance Bezug zur Schöpfung, dem eigenen Körper und dem Glauben wieder neu herzustellen.
Horizonterweiternd fand ich auch seine Ausführungen zu einer vernachlässigten Sozialgestalt der Kirche, die der Einkehrhäuser und Kommunität, die gerade in der Ausübung des Glaubens einen großen Beitrag insgesamt für Kirche spielen bzw. wieder spielen sollten. Hier zu nennen sind Tageszeitengebete, Abendmahl, Beichte und die Meditation usw.
Das Buch wird von verschiedenen Praxisbeispielen, wie Aufbrüche gerade im Osten gelungen sind, abgerundet. Diese wären meiner Meinung nach allerdings nicht unbedingt nötig gewesen.
Wer Peter Zimmerling kennt, weiß um seine Vorliebe zu Bonhoeffer, der auf zu fast jedem Thema selbst zu Wort. Wie ich finde, meist bereichernd.
Manchmal tat ich mir etwas schwer, wie die einzelnen Hauptkapitel zusammenhängen. Hier wären ein paar mehr Worte zum weiteren Vorgehen hilfreich gewesen. So hat man manchmal den Eindruck, dass die Kapitel etwas unverbunden nebeneinanderstehen.
Alles in allem eine große Empfehlung für alle, die sich um die Zukunft der (evangelischen) Kirche in Deutschland Gedanken machen. Auf nur knapp 200 Seiten vermag es Herr Zimmerling exemplarisch und thesenhaft dieses große Thema ausgiebig zu behandeln.