In den Büchern Exodus, Levitikus und Numeri tritt Jahwe als Gesetzgeber auf und übermittelt Mose die Tora. Im Deuteronomium spricht nicht mehr Jahwe, sondern Mose. Nach Dtn 1,5 legt Mose im Deuteronomium die Tora für das Volk Israel aus. Entgegen dieser Darstellung hat sich in den letzten 150 Jahren weitgehend die Meinung durchgesetzt, dass ein Großteil der Gesetze aus Exodus, Levitikus und Numeri jünger ist als das deuteronomische Gesetz und folglich im deuteronomischen Gesetz nicht ausgelegt sein kann. Benjamin Kilchör vergleicht systematisch das gesamte deuteronomische Gesetz (Dtn 12,2-26,15) mit all seinen Parallelen in den Büchern Exodus, Levitikus und Numeri. Dabei zeigt sich, dass die Gesetze in Exodus, Levitikus und Numeri nicht nur auf der Ebene der Erzählung, sondern auch rechtsgeschichtlich im Deuteronomium vorausgesetzt sind. Das Deuteronomium greift diese älteren Gesetze auf, nicht um sie zu ersetzen, sondern um sie auf neue Situationen hin anzuwenden, zu ergänzen, oder um Gesetzeslücken zu schließen. Eine wichtige Rolle für die Auslegung dieser älteren Gesetze spielen die Zehn Gebote, die dem deuteronomischen Gesetz seine Struktur und seinen Interpretationsrahmen geben.
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