Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - 1848, Kaiserreich, Imperialismus, Note: 2, Universität Hamburg (Historisches Seminar), Veranstaltung: Hauptseminar: Bismarck, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Ausarbeitung soll nicht die Frage nach dem Verlauf oder den Folgen dieser Politik behandeln. Im Vordergrund stehen die Voraussetzungen und Motive die diese Politik ermöglichten bzw, erforderten. Welche außen-, bzw. innenpolitischen Faktoren veranlassten Bismarck zu einem Paradigmenwechsel in der Kolonialfrage? Muss Bismarck in Folge dieses Politikwechsels die Rolle eines autonom handelnden, „diktatorischen“3 Entscheidungsträgers zugeschrieben werden, wodurch das frühe parlamentarische System des Reiches zur Kanzlerdiktatur reduziert wäre? Oder hat sich der Reichskanzler entgegen seiner häufig bekundeten Überzeugung gar bereitwillig den Zwängen einer politischen Öffentlichkeit gebeugt? Die Historische Forschung hat hier einige Motivansätze hervorgebracht, die das Bismarckbild und die Bismarck-Ära nachhaltig beeinflußt haben. Vor allem werden hier Wehlers „pragmatischer Imperialismus“4 und der durch Riehls „Kronprinzen-These“5 untermauerte Motivansatz einer anglophoben Prinzipienpolitik angeführt. Diese und andere scheinbar unversöhnlichen Ansätze arbeiten mit unterschiedlichen Gewichtungen einzelner Aspekte und verleiten teils zu „dubiosen monokausalen“6 Geschichtsbetrachtungen, die der Komplexität der Sache nicht gerecht werden. Riehl spricht für den Zeitraum von Ende 1883 bis Mitte 1885 von der „chronologische[n] Parallelität der Handlungsstränge“7, womit bereits angedeutet ist, dass die Motivsuche zu Bismarcks Kolonialpolitik die Begegnung mit einigen Bündeln an Zusammenhängen nicht ausspart. Zudem können diese Zusammenhänge nicht ausschließlich auf die Person des Reichskanzlers bezogen sein. Damit sollen zu Beginn hagiographischen Tendenzen, die Bismarck zum Übermenschen einer ganzen Ära und Nation stilisieren, in den Bereich des Mythenhaften verwiesen werden. Diese Arbeit will vielmehr die verschiedenen ernstzunehmenden Zusammenhänge im Rahmen ihrer Möglichkeiten nachzeichnen und, sofern möglich, zusammenführen.