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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
von Paris
Kleine Humor-Schule:
„Mr. Chas und Lisa Sue treffen
die Pandas“ von Fran Lebowitz
Jedwede Altersempfehlung für dieses Buch ist reine Willkür und stammt nicht von der Autorin Fran Lebowitz. Die hat beim Erscheinen des amerikanischen Originals 1994 nur verkündet, sie habe keinen blassen Dunst, für wen genau sie diesen kleinen Roman verfasst habe. Sie vermutete aber, Bücher für Kinder seien schon deswegen eine gute Idee, weil bessere Bibliotheken für Kinder möglicherweise einen Einfluss auf die künftige Notwendigkeit von Gefängnisbibliotheken hätten. Das ist vielleicht übertriebener Optimismus. Aber „Mr. Chas und Lisa Sue treffen die Pandas“ ist auf jeden Fall eine gute Schule für feinsinnigen Humor, und der hilft in allen Lebenslagen.
Es ist außerdem das einzige Buch, das die New Yorker Quasselstrippe Fran Lebowitz, spätestens seit der Netflix-Serie „Pretend it’s a City“ auch bei uns bekannt, je vollendet hat – der Rest sind Essay-Sammlungen. Mr. Chas, der Erzähler, der eigentlich Charles heißt, und seine Freundin Lisa Sue aus der Wohnung gegenüber sind jedenfalls zu beneiden. Für ihr großes Abenteuer müssen sie nicht einmal das Appartementhaus verlassen, in dem sie wohnen. Die beiden sind sieben und ziemliche Schlaumeier, besonders Chas, der seinen Wortschatz ständig um Absurditäten aus dem Wörterbuch erweitert. Sie sind aber nur die Hälfte des Heldenquartetts in diesem Buch, die andere sind natürlich die Pandas, die ebenfalls sehr eloquent sind. Sie heißen „Pandämonium“ und „Panda, der nicht dem Massengeschmack huldigt“.
Die Kinder haben die beiden über einen Flur rennen sehen, und weil sie höfliche Kinder sind, freunden sie sich an und versuchen herauszufinden, was die Pandas eigentlich in der großen Stadt wollen. Die Antwort liegt auf der Hand: das Großstadtleben genießen. Was ihnen aber dadurch sehr erschwert wird, dass sich die Leute so leicht davon beeindrucken lassen, dass es sich bei ihnen um Pandas handelt. Chas und Lisa sehen schnell ein, dass ein so vorurteilsbehaftetes Benehmen gegenüber ihren neuen Freunden sehr betrüblich ist, und man kommt überein, die wahre Lösung für die Panda-Probleme sei Paris. Eine Reise nach Paris ist allerdings kostspielig, also muss erst einmal ein bisschen Geld her.
Sieht man von einer möglichen Infektion mit Altklugheit und dezidierter Schlaumeierei ab, enthält diese herrliche Geschichte keinerlei Gefahren, egal wie alt man ist. Genaugenommen ist sie sogar für ältere Kindsköpfe geeignet, solche mit ersten grauen Haaren. Kann schon sein, dass manche Gags an Siebenjährigen vorbeirauschen, aber dafür hat man als erwachsener Vor- oder Mitleser auch seinen Spaß gehabt.
SUSAN VAHABZADEH
Fran Lebowitz: Mr. Chas und Lisa Sue treffen die Pandas. Aus dem Amerikanischen von Willi Winkler, mit Illustrationen von Ralf König. Rowohlt Berlin, 96 Seiten. 20 Euro, auch als E-Book erhältlich.
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