Wessen Gebeine ruhen eigentlich unter dem Eiffelturm? Wo befinden sich die Überreste der ältesten Kathedrale von Paris? Und was hat diese Frage mit einem Parkhaus im fünften Arrondissement zu tun? Als passionierter Paris-Liebhaber unternimmt der bekannte französische Schauspieler Lorànt Deutsch eine atemberaubende Zeitreise, deren Fahrplan so einfach wie verblüffend ist: Im Takt der Métro, von ihrer ältesten bis zur jüngsten Station, taucht er ein in die bewegten Jahrhunderte der Stadt und entführt uns tief in die Geschichte Frankreichs. Wir werden Zeuge, wie im alten Gallien Invasoren abgewehrt werden, lernen rebellische Prinzen und mutige Bürger kennen, entdecken ägyptische Mumien, wo wir sie nicht vermutet hätten, und sehen Kunst und Wissenschaft erblühen. Ob die erste bürgerliche Revolte Frankreichs, die Anfänge der Universität an der Place Maubert oder der Sturm auf die Bastille - mit überraschenden Seitenblicken zeichnet Deutsch voller Charme und Leichtigkeit ein ungewöhnliches Porträt Frankreichs und seiner Hauptstadt. Ein Muss für alle Paris-Fans und jeden, der die Stadt besuchen will!
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.12.2013Unter, auf und vor den Barrikaden
Ein französischer Bestseller liegt nun auch auf Deutsch vor: gefällig erzählte Kapitel aus der Geschichte Frankreichs, die jeweils an den Namen einer Station der Pariser Métro anknüpfen, von "Cité" bis "La Défense". Originell ist da eigentlich nur der Rückgriff auf die Métro, er hat dem Buch des Schauspielers Lorànt Deutsch einen durchschlagenden Erfolg bei unseren Nachbarn eingetragen. Der deutsche Verlag orientiert sich ganz am französischen Vorbild: Auf dem Umschlag sieht man den knapp vierzigjährigen Autor im Studenten-Outfit, beladen mit einem riesigen Stapel Bücher - die man sich alle sparen soll können, wenn man dieses eine kauft (Lorànt Deutsch: "Métronom". Die Geschichte Frankreichs im Takt der Pariser Métro. Propyläen Verlag, Berlin 2013. 365 S., br., 19,99 [Euro]).
Man hätte diese Bücher zumindest gerne angeführt gesehen, aus denen der Autor seine Geschichte und Geschichten zieht. Literaturhinweise gehören allerdings nicht ins Programm. Spätestens bei einem durchaus typischen Satz wie: "Durch ganz Skandinavien hallte der Schrei" (nämlich der Wikinger, die sich dann Karl III. vorknöpfen), denkt man deshalb an einen anderen französischen Autor, der auch nicht von Haus aus Historiker ist, dabei ausgewiesener Kenner der Geschichte von Paris, ein guter Erzähler, doch immer seine Zeugen benennend, und überdies sehr daran interessiert, was es mit solch hallenden Schreien wirklich auf sich hat.
Denn Éric Hazan hält es mit den Insurrektionen, den Aufständen von unten, deren Verlaufsformen er als Historiker von Paris studiert hat. Gerade ist von ihm ein Band über eines ihrer Mittel erschienen: die Barrikade ("La barricade". Histoire d'un objet révolutionnaire. Éd. Autrement, Paris 2013. 169 S., br., 15,- [Euro]). Er reicht vom Aufstand der Ligue 1588 bis zu den Barrikaden der Kommune 1871 und ist auch eine vorzügliche Ergänzung zu Hazans bereits auf Deutsch vorliegender "Erfindung von Paris". Die historischen Insurrektionen sind für Hazan freilich nicht nur Gegenstand retrospektiver Parteinahme. Sie sind für ihn auch Geschichten, aus denen für die kommenden Aufstände einige grundsätzliche Dinge zu lernen sind.
Denn dass diese Aufstände kommen, daran besteht für den bald achtzigjährigen Hazan kein Zweifel. Überall sieht er schon die Zeichen, dieser Emphatiker einer revolutionären Naherwartung. Und weil es nicht enden soll wie im Geschichtslauf, wo den Revoltierenden immer ihr Sieg geklaut wurde von den mit Ordnung und Besitzstand Verbündeten, weil vielmehr wirklich die neue Zeit anbrechen soll und muss, hat er schon einmal die ersten revolutionären Maßnahmen für die Zeit unmittelbar nach den lokalen Umstürzen fixiert - in einem Traktat, der gleichzeitig mit dem Buch über die Barrikade in seinem eigenen Verlag erschien (Éric Hazan & Kamo: "Premières mesures révolutionnaires". Éd. La Fabrique, Paris 2013. 109 S., br., 8,- [Euro]). Der Historiker als Schreckensmann also oder auch umgekehrt. Aber als Führer durch Paris nicht zu verachten.
HELMUT MAYER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein französischer Bestseller liegt nun auch auf Deutsch vor: gefällig erzählte Kapitel aus der Geschichte Frankreichs, die jeweils an den Namen einer Station der Pariser Métro anknüpfen, von "Cité" bis "La Défense". Originell ist da eigentlich nur der Rückgriff auf die Métro, er hat dem Buch des Schauspielers Lorànt Deutsch einen durchschlagenden Erfolg bei unseren Nachbarn eingetragen. Der deutsche Verlag orientiert sich ganz am französischen Vorbild: Auf dem Umschlag sieht man den knapp vierzigjährigen Autor im Studenten-Outfit, beladen mit einem riesigen Stapel Bücher - die man sich alle sparen soll können, wenn man dieses eine kauft (Lorànt Deutsch: "Métronom". Die Geschichte Frankreichs im Takt der Pariser Métro. Propyläen Verlag, Berlin 2013. 365 S., br., 19,99 [Euro]).
Man hätte diese Bücher zumindest gerne angeführt gesehen, aus denen der Autor seine Geschichte und Geschichten zieht. Literaturhinweise gehören allerdings nicht ins Programm. Spätestens bei einem durchaus typischen Satz wie: "Durch ganz Skandinavien hallte der Schrei" (nämlich der Wikinger, die sich dann Karl III. vorknöpfen), denkt man deshalb an einen anderen französischen Autor, der auch nicht von Haus aus Historiker ist, dabei ausgewiesener Kenner der Geschichte von Paris, ein guter Erzähler, doch immer seine Zeugen benennend, und überdies sehr daran interessiert, was es mit solch hallenden Schreien wirklich auf sich hat.
Denn Éric Hazan hält es mit den Insurrektionen, den Aufständen von unten, deren Verlaufsformen er als Historiker von Paris studiert hat. Gerade ist von ihm ein Band über eines ihrer Mittel erschienen: die Barrikade ("La barricade". Histoire d'un objet révolutionnaire. Éd. Autrement, Paris 2013. 169 S., br., 15,- [Euro]). Er reicht vom Aufstand der Ligue 1588 bis zu den Barrikaden der Kommune 1871 und ist auch eine vorzügliche Ergänzung zu Hazans bereits auf Deutsch vorliegender "Erfindung von Paris". Die historischen Insurrektionen sind für Hazan freilich nicht nur Gegenstand retrospektiver Parteinahme. Sie sind für ihn auch Geschichten, aus denen für die kommenden Aufstände einige grundsätzliche Dinge zu lernen sind.
Denn dass diese Aufstände kommen, daran besteht für den bald achtzigjährigen Hazan kein Zweifel. Überall sieht er schon die Zeichen, dieser Emphatiker einer revolutionären Naherwartung. Und weil es nicht enden soll wie im Geschichtslauf, wo den Revoltierenden immer ihr Sieg geklaut wurde von den mit Ordnung und Besitzstand Verbündeten, weil vielmehr wirklich die neue Zeit anbrechen soll und muss, hat er schon einmal die ersten revolutionären Maßnahmen für die Zeit unmittelbar nach den lokalen Umstürzen fixiert - in einem Traktat, der gleichzeitig mit dem Buch über die Barrikade in seinem eigenen Verlag erschien (Éric Hazan & Kamo: "Premières mesures révolutionnaires". Éd. La Fabrique, Paris 2013. 109 S., br., 8,- [Euro]). Der Historiker als Schreckensmann also oder auch umgekehrt. Aber als Führer durch Paris nicht zu verachten.
HELMUT MAYER
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"Ein ungewöhnliches Porträt Frankreichs und seiner Hauptstadt." Buchmedia Magazin 20131024