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MULTIKULTURALITÄT. Ausländerintegration, ethnische Vielfalt, Leitkultur, multikulturelle Gesellschaft, Staatsbürgerschaft, Zuwanderung: Alle diese Schlagwörter der gegenwärtigen deutschen Diskussion belegen die potentielle Aktualität dieses Sammelbandes. Gemessen an der Brisanz des Themas, ist das Ergebnis aber eher enttäuschend. Das trifft vor allem auf die theoretischen Beiträge zum Themenfeld von Multikulturalität, Identität, Differenz und Institutionen zu, die das erste Drittel des Buches ausmachen. Bei ihnen handelt es sich überwiegend um akademische Fingerübungen auf dem Klavier der einschlägigen Forschungsliteratur: Eine Vielzahl von Autoren und Büchern wird angeführt - das bringt für die Fachleute nichts Neues und ist für den Laien meist unverständlich, weil zu knapp ausgeführt. Schon anregender sind die empirischen Beiträge des zweiten Hauptteils über "reife Demokratien", wozu ein Überblicksartikel zu den politischen Konsequenzen aus der faktischen Entwicklung der westeuropäischen Staaten zu multikulturellen Einwanderungsgesellschaften und Aufsätze zum kanadischen Spannungsverhältnis von traditioneller Zweisprachlichkeit und heutiger Multikulturalität sowie zur institutionellen Selbstorganisation von ethnischen Minderheiten in Amsterdam gehören. Richtig informativ sind erst die Artikel im letzten Drittel des Sammelbandes über die ethnischen und multikulturellen Herausforderungen in den Transformationsgesellschaften Spaniens, Südafrikas, Malaysias und Lateinamerikas. In diesen Länderbeiträgen finden sich spannende Hinweise auf das magische Dreieck der widerstrebenden Anforderungen von ethnisch-multikultureller Identität, nationaler Einheit und Demokratie. Doch der im Titel versprochene Vergleich multikultureller Demokratien wird kaum geleistet, eine Addition von Länderstudien ist noch kein Vergleich. Die eher skeptische Beurteilung dieses politikwissenschaftlichen Sammelbandes beruht aber vor allem auf der Tatsache, daß viele seiner Beiträge den Eindruck von elektronischen Zettelkästen vermitteln: Die Belesenheit der Autoren wird unter Beweis gestellt, der eigenständige Beitrag hingegen ist eher schmal. (Hartmut Behr, Siegmar Schmidt : Multikulturelle Demokratien im Vergleich. Institutionen als Regulativ kultureller Vielfalt? Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2001. 332 Seiten, 29,- Euro.)
WILHELM BLEEK
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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