Der deutsch-Schweizer Schriftsteller Ulrich Becher (1910-1990) ist leider etwas in Vergessenheit geraten. Mit den beiden Diogenes-Ausgaben „Murmeljagd“ und „Das Herz des Hais“ hat man nun die Gelegenheit, ihn und sein Werk wiederzuentdecken.
„Murmeljagd“ ist einer der großen Exil-Romane der
deutschen Literatur, der einen starken autobiografischen Charakter hat. Der Wiener Journalist Albert…mehrDer deutsch-Schweizer Schriftsteller Ulrich Becher (1910-1990) ist leider etwas in Vergessenheit geraten. Mit den beiden Diogenes-Ausgaben „Murmeljagd“ und „Das Herz des Hais“ hat man nun die Gelegenheit, ihn und sein Werk wiederzuentdecken.
„Murmeljagd“ ist einer der großen Exil-Romane der deutschen Literatur, der einen starken autobiografischen Charakter hat. Der Wiener Journalist Albert Trebla, der im Ersten Weltkrieg Jagdflieger war, flieht im Frühjahr 1938 mit seiner Frau aus dem von deutschen Truppen besetzten Österreich auf Umwegen in die Schweiz, in die Bergwelt des Engadins. Hier fühlt sich der linke Marxist allerdings immer noch von der Gestapo verfolgt. Wie ein Murmeltier versucht Trebla, in Deckung zu gehen, aber wo er auch hinkommt, meint er die Nähe des faschistischen Liquidationskommandos, in Person der beiden Spitzel Krainer und Mostny, zu spüren. Eine Serie von mysteriösen Todesfällen schürt noch weiter seine Befürchtungen und Ängste. So häuft Trebla Verdacht auf Verdacht und erliegt dabei auch Täuschungen. Damit präsentiert sich „Murmeljagd“ auch als Kriminalroman voller Überraschungen.
In den Erinnerungen Treblas gelang Becher auch eine genaue Beschreibung der langsamen faschistoiden Ausrichtung in der österreichischen Gesellschaft, der Niedergang der Sozialdemokratie und des aufkeimenden Nationalsozialismus. Ergänzt wird die Diogenes-Ausgabe durch ein Nachwort „So lacht die Hölle“ der Schriftstellerin Eva Menasse, die Treblas Exil als eine Geisterbahnfahrt bezeichnet, „bei der man nicht weiß, was hinter der nächsten Kurve lauert“. Ein Dank an den Verlag für die Taschenbuchausgabe.