"Musik" (sg.) beinhaltet im kulturüberschreitenden Diskurs immer schon ein Stück des eigenen, ethnozentrisch gebundenen Selbstverständnisses. Sie impliziert im erweiterten Konzept der "Musiken der Welt" (pl.) bereits das Fremdverständnis vom "Anderen" und definiert sich in der Reflexion darauf als Wechselbeziehung kulturspezifischer Konstrukte. Als unerschöpfliches Reservoir musikalischen Wissens über Singen, Tanzen und Musizieren in mannigfachen Sprachen, Tonsystemen und rhythmischen Mustern, des weltweit differenzierten Instrumentenbaus und der verschiedensten religiösen, rituellen, traditionellen und künstlerischen Ausdrucksformen gehören alle "Musiken der Welt" - an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten - zum Gesamterbe der Menschheit. Musik, Tanz und Gesang sind zwar universale Erscheinungen sowohl in traditionellen als auch komplexen Gesellschaften, aber als kulturelle Ausdrucksformen sind sie historisch durch ihre regionalen Besonderheiten geprägt, die sich in der dynamischen Vielfalt und Differenz der Musiksprachen, Überlieferungsarten und Funktionen unterscheiden. In der Begegnung der Kulturen, im Gefolge von Migration, Segregation, Integration und Modernisierung, bei regionalen Musik-Events und transnationalen Festivals, in der Gleichzeitigkeit traditioneller, globaler, "hybridisierter" und mediasierter Kulturlandschaften von ethnischen Musik, von Kunstmusik, Jazz oder world music ist das Dialogische längst schon ein integratives Moment des gegenseitigen Verstehens und Verstehen-Wollens geworden, das - trotz Ökonomisierung des Neuen und Ästhetischen, trotz Machtkonflikt, Markt und Hegemonie - die interkulturelle Idee eines besseren Lebens grenzüberschreitend am Leben hält.
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