ARMIN NASSEHIS RADIKALE THEORIE DER DIGITALE GESELLSCHAFT Wir glauben, der Siegeszug der digitalen Technik habe innerhalb weniger Jahre alles revolutioniert: unsere Beziehungen, unsere Arbeit und sogar die Funktionsweise demokratischer Wahlen. In seiner neuen Gesellschaftstheorie dreht der Soziologe Armin Nassehi den Spieß um und zeigt jenseits von Panik und Verharmlosung, dass die Digitalisierung nur eine besonders ausgefeilte technische Lösung für ein Problem ist, das sich in modernen Gesellschaften seit jeher stellt: Wie geht die Gesellschaft, wie gehen Unternehmen, Staaten, Verwaltungen, Strafverfolgungsbehörden, aber auch wir selbst mit unsichtbaren Mustern um? Schon seit dem 19. Jahrhundert werden in funktional ausdifferenzierten Gesellschaften statistische Mustererkennungstechnologien angewandt, um menschliche Verhaltensweisen zu erkennen, zu regulieren und zu kontrollieren. Oft genug wird die Digitalisierung unserer Lebenswelt heutzutage als Störung erlebt, als Herausforderung und als Infragestellung von gewohnten Routinen. Im vorliegenden Buch unternimmt Armin Nassehi den Versuch, die Digitaltechnik in der Struktur der modernen Gesellschaft selbst zu fundieren. Er entwickelt die These, dass bestimmte gesellschaftliche Regelmäßigkeiten, Strukturen und Muster das Material bilden, aus dem die Digitalisierung erst ihr ökonomisches, politisches und wissenschaftliches Kontroll- und Steuerungspotential schöpft. Infolge der Digitalisierung wird die Gesellschaft heute also regelrecht neu entdeckt.
- Der Bestseller als Taschenbuch
- Einer der bekanntesten deutschen Soziologen legt seine Gesellschaftstheorie vor
- Eine völlig neue, unerwartete Perspektive auf die Digitalisierung
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.2019Die Verdoppelung der Welt
Wo die Verhältnisse zu unübersichtlich sind, da entdecken die Maschinen hinter unserem Rücken Muster und effektive Lösungen: Armin Nassehi entwirft eine Theorie der digitalen Gesellschaft.
Der Soziologe Armin Nassehi ist ein Autor, der komplexe Zusammenhänge auf anspruchsvolle Weise verständlich machen kann. Und er versteht es, mit allzu simplen Annahmen und naiven Vorstellungen von Gesellschaft aufzuräumen. Auch sein neues Buch führt das vor Augen: Nein, die Digitalisierung ist keine Kolonialmacht, die auf die Gesellschaft zugreift, welche sich angeblich heftig dagegen wehrt, nämlich gegen Arbeitsplatzverluste oder repetitive Tätigkeiten, gegen Überwachungs- und Kontrolltechniken und gegen die vorgeblichen Autonomieverluste eines quantifizierten Selbst. Denn während die Kritik kritisiert, laufen die Algorithmen weiter, weil sie so nützlich sind und funktionieren. Nein, die Digitalisierung ist nichts, was der Gesellschaft von außen oktroyiert wird, sie ist vielmehr der Gesellschaft abgelauscht und liegt in deren eigener Struktur begründet. Durch Digitalisierung macht sich die Gesellschaft ihre eigene Komplexität zwecks Erkenntnis und Problemlösung in den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung, aber auch in Liebes- und Freundschaftsangelegenheiten verfügbar. Nein, das Kennzeichen des digitalen Zeitalters ist nicht etwa die Verflüssigung und Auflösung von Strukturen, denn die Digitaltechnik basiert im Gegenteil gerade auf der Gleichförmigkeit gesellschaftlicher Zusammenhänge, ohne die keine statistische, mathematische und damit digitale Aufbereitung möglich wäre.
Mit diesem Zugang positioniert sich der in München lehrende Soziologe - und auch das ist keine Überraschung - in der Theorietradition der funktionalen Gesellschaftsanalyse von Talcott Parsons und Niklas Luhmann, die er mit neueren Ansätzen der Techniksoziologie verknüpft. Charakteristisch für seinen Ansatz ist die grundlegende Frage, für welche gesellschaftlichen Bezugsprobleme Digitalisierung eigentlich eine Lösung darstellt. Ähnlich wie durch die beiden großen Erfindungen des Buchdrucks und der Dampfmaschine erleben Gesellschaften durch Digitalisierung eine alle Lebensbereiche durchdringende Veränderung, die in ihrer Funktionalität zu verstehen allerdings voraussetzt, dass man Digitalisierung nicht einfach als gegeben setzt, sondern vielmehr ihre gesellschaftlichen Voraussetzungen und mithin die gesellschaftlichen Bedingungen ihres Erfolgs erkundet. Das gelingt am besten dadurch, dass man die Funktion des Digitalen in solchen Beispielen untersucht, die das Digitale in statu nascendi beinhalten, das heißt in Praktiken, die bereits vor der Einführung von Computertechnologien bestanden haben, etwa die Entstehung staatlicher Sozialplanung oder die Anfänge der Verbetrieblichung des Kapitalismus und der medizinischen Vermessung des Menschen im neunzehnten Jahrhundert. Gemeinsam ist diesen Anwendungen der Rekurs auf gesellschaftliche Regelmäßigkeiten, deren Komplexität mit dem bloßen Auge nicht erfasst werden kann und die deshalb einer statistisch-mathematischen Aufbereitung bedürfen.
Digitalität deckt latente gesellschaftliche Muster auf. Digitale Algorithmen funktionieren auf der Basis verborgener sozialer Regelmäßigkeiten, und sie finden in der Gesellschaft so große Verbreitung, weil sie effektive Lösungen beziehungsweise Problemlösungs-Tools für kommerzielle, ästhetische, medizinische, politische oder auch amouröse Probleme anbieten. Mit anderen Worten: In dem Maße, wie digitale Algorithmen gesellschaftliche Regelmäßigkeiten und Muster aufdecken, die hinter dem Rücken der Akteure wirken, sind sie in der Lage, intelligente Steuerungs- und Handlungsprozeduren hervorzubringen, die in allen gesellschaftlichen Funktionssystemen - auf Märkten, Börsen, in Krankenhäusern, Universitäten, bei Wahlkämpfen, Werbekampagnen, Militäreinsätzen wie auch in Freundschafts- und Liebesbeziehungen - zum Einsatz kommen und Handlungen durch Technisierung (und mithin unabhängig von gesellschaftlicher Zustimmung oder Kritik) rationalisieren und optimieren können. Das Digitale steht somit im Pakt mit der Komplexität, das heißt den verborgenen Strukturen der Gesellschaft, und greift auf subtile Weise in diese ein, weil es insbesondere dort zum Einsatz kommt, wo Komplexität besonders groß ist und herkömmliche Formen der Ordnungsbildung - wie etwa Normen und Sanktionen, Konventionen und Etikette oder Herrschaft und Macht - zu grobschlächtig sind.
Die Aufdeckung latenter sozialer Strukturen ist nach Nassehi auch das, was an der Digitalisierung als irritierend und verstörend erlebt wird: Die Computertechnologien führen ihren Benutzern gleichsam eine "dritte Entdeckung" der Gesellschaft, eine neue Sprache der Reflexion und Konzeption von Gesellschaft vor Augen: Gesellschaft erscheint in der Brille der Digitalisierung nicht mehr - wie etwa bei Habermas - als emanzipatorisches Projekt der Moderne, sondern als eine vollständig berechenbare Dynamik, als eine gespenstische Maschinerie im Hintergrund, die für ihre Mitglieder, also für die "User", hinter einer Benutzeroberfläche verborgen bleibt und nicht so leicht zu ändern ist. Weshalb Gesellschaftskritik und politische Intervention unter dem Vorzeichen der Erfahrung der grundlegenden Digitalität von Gesellschaft immer nur von begrenzter Reichweite sein kann.
Trotz der Brillanz von Nassehis Ausführungen: Sehr leserfreundlich ist das Buch über weite Strecken nicht geraten, hätte man sich an manchen Stellen zur Illustration der doch sehr abstrakten Thesen mehr Anschaulichkeit, mehr Beispiele gewünscht. Ein weiterer Nachteil der systemtheoretischen Herangehensweise Nassehis besteht darin, dass der Eindruck eines allzu mechanistischen Gesellschaftsbildes heraufbeschworen wird, einer Gesellschaft, bei der Akteure, Maschinen und Algorithmen gleichsam selbstläufig soziale Strukturen hervorbringen. Hinweise auf die Frage, wie Digitalität in die Sozialstruktur und in die Verteilung von Macht und Ressourcen eingreift, finden sich praktisch nicht.
Schließlich bleibt auch der funktionalistische Ansatz in wichtigen Aspekten unterbelichtet, was sich vor allem im Fehlen einer Synthese, wie es doch eigentlich der Untertitel des Buches, "Theorie der digitalen Gesellschaft", suggeriert, bemerkbar macht. Was fehlt, ist ein Panorama der durchs Digitale veränderten Gegenwartsgesellschaft: Wie etwa verändert sich das Politische durch die Digitalisierung von Wahlkämpfen, wie verändert sich der Begriff von Gesundheit/Krankheit durch die Digitalisierung von medizinischer Diagnostik und Therapie, wie verändern sich Öffentlichkeiten und die Funktion von Massenmedien durch die Ausbreitung des Internets?
Ziel einer solchen Gegenwartsdiagnose könnte sein, die funktionale Differenzierung der Moderne durch die Brille des Digitalen neu zu erzählen: Könnte es nämlich sein, dass Digitalisierung nicht nur konventionelle Ordnungsstrukturen durch digitale Kontrollstrukturen ersetzt, sondern auch die von Niklas Luhmann für die moderne Gesellschaft noch maßgeblich gehaltenen "Kommunikationskodes" allmählich überflüssig macht? Ein Beispiel: Hatte Luhmann die Semantik der romantischen Liebe für eine zentrale Institution der Paarbildung unter Bedingungen der Freisetzung von Familien aus ständischen Bindungen und der Vervielfältigung potentieller Partner erklärt, ist die romantische Liebe als Grund der Paarbildung durch die Verbreitung von Online-Datingplattformen vielleicht bald schon obsolet. Wie einschlägige Studien zeigen, sind Datingplattformen - eben durch die Aufdeckung latenter Strukturen der Partnerwahl - sehr effizient in der Identifikation passender Partner, auch sind die sich digital gefunden habenden Paare laut Selbstauskunft glücklicher als Paare, die sich analog kennengelernt haben; romantisch ist die Suche mit Datingplattformen allerdings nicht. Und vielleicht ist es nicht zufällig ein Zeichen der Zeit, dass romantische Liebe in der Partnerschaft auch sonst ein wenig aus der Mode gekommen zu sein scheint.
Statt solchen Phänomenen nachzugehen, gleitet der Autor immer wieder ins Philosophische ab, indem er in großangelegten Exkursen und mit großer Begeisterung die Grundlagen von Zeichen-, System-, Bewusstseins- und Medientheorie unter Aufbietung vieler Beispiele wie in einem Lehrbuch erläutert. Das ist nicht uninteressant, man erfährt viele Details, die sicherlich eine wichtige Propädeutik für das Verständnis der Zeichenimmanenz und die Dynamik des Digitalen darstellen, aber von einer Gesellschaftsanalyse weit entfernt sind.
Zu den Highlights des Buches gehören zweifellos die stärker materialgesättigten Ausführungen in den Abschnitten über das Internet als Massenmedium und das Störungs- und Veränderungspotential des Digitalen für die bisherige Gesellschaftsordnung: Im Ökonomischen stört Big Data bisherige Geschäftsmodelle und schafft neue Vertriebswege, während der Vertrieb über Ladengeschäfte schwieriger wird; innerhalb unterschiedlicher Bereiche wird Privatheit wie auch das Konstrukt des selbstbestimmten Subjekts zur Illusion; die ausgreifende Datentechnik macht das Automobil möglicherweise zu einem Sensorpunkt im elektronisch gesteuerten Verkehrsstrom und so fort. Besonders relevant erscheint in diesem Zusammenhang die Einsicht, dass die Digitaltechnik Entscheidungen trifft, die im bisherigen Institutionenarrangement noch menschlichen oder korporativen Akteuren zugerechnet worden sind, womit digitale Algorithmen Akteursstatus erlangen.
Diese an sich nicht neuen Erkenntnisse gewinnen dadurch an theoretischer Brisanz, dass Nassehi sie - analog zur Einführung des Buchdrucks - als Struktur der Verdoppelung begreift, welche die funktional differenzierte Gesellschaft von innen verändert, ohne ihre Funktionen im Einzelnen auszuhebeln. Ähnlich wie Schriftlichkeit sich wie ein Netz über die gesellschaftlichen Praktiken legt und damit gewissermaßen eine zweite Realität erzeugt, die in die erste eingreift und selbst zum Teil der Gesellschaft geworden ist, so ist auch Digitalisierung als eine Verdoppelung der Welt zu begreifen, welche einen inneren Verweisungs- und Operationshorizont erzeugt, der in die Welt eingreift. Aber welche Veränderungen hier konkret stattgefunden haben und welche Auswirkungen Digitalisierung auf gesellschaftliche Denkweisen, soziale Praktiken und Strukturen im Einzelnen hat, wird, wenn überhaupt, nur ausschnittweise behandelt. Dennoch ist das Buch von Nassehi insgesamt eine sehr anregende und lohnende Lektüre, die nicht mit den sonst üblichen Katastrophenszenarien aufwartet, sondern zum differenzierten Weiterdenken einlädt.
CORNELIA KOPPETSCH
Armin Nassehi: "Muster". Theorie der digitalen
Gesellschaft.
Verlag C. H. Beck, München 2019. 352 S., geb., 26,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wo die Verhältnisse zu unübersichtlich sind, da entdecken die Maschinen hinter unserem Rücken Muster und effektive Lösungen: Armin Nassehi entwirft eine Theorie der digitalen Gesellschaft.
Der Soziologe Armin Nassehi ist ein Autor, der komplexe Zusammenhänge auf anspruchsvolle Weise verständlich machen kann. Und er versteht es, mit allzu simplen Annahmen und naiven Vorstellungen von Gesellschaft aufzuräumen. Auch sein neues Buch führt das vor Augen: Nein, die Digitalisierung ist keine Kolonialmacht, die auf die Gesellschaft zugreift, welche sich angeblich heftig dagegen wehrt, nämlich gegen Arbeitsplatzverluste oder repetitive Tätigkeiten, gegen Überwachungs- und Kontrolltechniken und gegen die vorgeblichen Autonomieverluste eines quantifizierten Selbst. Denn während die Kritik kritisiert, laufen die Algorithmen weiter, weil sie so nützlich sind und funktionieren. Nein, die Digitalisierung ist nichts, was der Gesellschaft von außen oktroyiert wird, sie ist vielmehr der Gesellschaft abgelauscht und liegt in deren eigener Struktur begründet. Durch Digitalisierung macht sich die Gesellschaft ihre eigene Komplexität zwecks Erkenntnis und Problemlösung in den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung, aber auch in Liebes- und Freundschaftsangelegenheiten verfügbar. Nein, das Kennzeichen des digitalen Zeitalters ist nicht etwa die Verflüssigung und Auflösung von Strukturen, denn die Digitaltechnik basiert im Gegenteil gerade auf der Gleichförmigkeit gesellschaftlicher Zusammenhänge, ohne die keine statistische, mathematische und damit digitale Aufbereitung möglich wäre.
Mit diesem Zugang positioniert sich der in München lehrende Soziologe - und auch das ist keine Überraschung - in der Theorietradition der funktionalen Gesellschaftsanalyse von Talcott Parsons und Niklas Luhmann, die er mit neueren Ansätzen der Techniksoziologie verknüpft. Charakteristisch für seinen Ansatz ist die grundlegende Frage, für welche gesellschaftlichen Bezugsprobleme Digitalisierung eigentlich eine Lösung darstellt. Ähnlich wie durch die beiden großen Erfindungen des Buchdrucks und der Dampfmaschine erleben Gesellschaften durch Digitalisierung eine alle Lebensbereiche durchdringende Veränderung, die in ihrer Funktionalität zu verstehen allerdings voraussetzt, dass man Digitalisierung nicht einfach als gegeben setzt, sondern vielmehr ihre gesellschaftlichen Voraussetzungen und mithin die gesellschaftlichen Bedingungen ihres Erfolgs erkundet. Das gelingt am besten dadurch, dass man die Funktion des Digitalen in solchen Beispielen untersucht, die das Digitale in statu nascendi beinhalten, das heißt in Praktiken, die bereits vor der Einführung von Computertechnologien bestanden haben, etwa die Entstehung staatlicher Sozialplanung oder die Anfänge der Verbetrieblichung des Kapitalismus und der medizinischen Vermessung des Menschen im neunzehnten Jahrhundert. Gemeinsam ist diesen Anwendungen der Rekurs auf gesellschaftliche Regelmäßigkeiten, deren Komplexität mit dem bloßen Auge nicht erfasst werden kann und die deshalb einer statistisch-mathematischen Aufbereitung bedürfen.
Digitalität deckt latente gesellschaftliche Muster auf. Digitale Algorithmen funktionieren auf der Basis verborgener sozialer Regelmäßigkeiten, und sie finden in der Gesellschaft so große Verbreitung, weil sie effektive Lösungen beziehungsweise Problemlösungs-Tools für kommerzielle, ästhetische, medizinische, politische oder auch amouröse Probleme anbieten. Mit anderen Worten: In dem Maße, wie digitale Algorithmen gesellschaftliche Regelmäßigkeiten und Muster aufdecken, die hinter dem Rücken der Akteure wirken, sind sie in der Lage, intelligente Steuerungs- und Handlungsprozeduren hervorzubringen, die in allen gesellschaftlichen Funktionssystemen - auf Märkten, Börsen, in Krankenhäusern, Universitäten, bei Wahlkämpfen, Werbekampagnen, Militäreinsätzen wie auch in Freundschafts- und Liebesbeziehungen - zum Einsatz kommen und Handlungen durch Technisierung (und mithin unabhängig von gesellschaftlicher Zustimmung oder Kritik) rationalisieren und optimieren können. Das Digitale steht somit im Pakt mit der Komplexität, das heißt den verborgenen Strukturen der Gesellschaft, und greift auf subtile Weise in diese ein, weil es insbesondere dort zum Einsatz kommt, wo Komplexität besonders groß ist und herkömmliche Formen der Ordnungsbildung - wie etwa Normen und Sanktionen, Konventionen und Etikette oder Herrschaft und Macht - zu grobschlächtig sind.
Die Aufdeckung latenter sozialer Strukturen ist nach Nassehi auch das, was an der Digitalisierung als irritierend und verstörend erlebt wird: Die Computertechnologien führen ihren Benutzern gleichsam eine "dritte Entdeckung" der Gesellschaft, eine neue Sprache der Reflexion und Konzeption von Gesellschaft vor Augen: Gesellschaft erscheint in der Brille der Digitalisierung nicht mehr - wie etwa bei Habermas - als emanzipatorisches Projekt der Moderne, sondern als eine vollständig berechenbare Dynamik, als eine gespenstische Maschinerie im Hintergrund, die für ihre Mitglieder, also für die "User", hinter einer Benutzeroberfläche verborgen bleibt und nicht so leicht zu ändern ist. Weshalb Gesellschaftskritik und politische Intervention unter dem Vorzeichen der Erfahrung der grundlegenden Digitalität von Gesellschaft immer nur von begrenzter Reichweite sein kann.
Trotz der Brillanz von Nassehis Ausführungen: Sehr leserfreundlich ist das Buch über weite Strecken nicht geraten, hätte man sich an manchen Stellen zur Illustration der doch sehr abstrakten Thesen mehr Anschaulichkeit, mehr Beispiele gewünscht. Ein weiterer Nachteil der systemtheoretischen Herangehensweise Nassehis besteht darin, dass der Eindruck eines allzu mechanistischen Gesellschaftsbildes heraufbeschworen wird, einer Gesellschaft, bei der Akteure, Maschinen und Algorithmen gleichsam selbstläufig soziale Strukturen hervorbringen. Hinweise auf die Frage, wie Digitalität in die Sozialstruktur und in die Verteilung von Macht und Ressourcen eingreift, finden sich praktisch nicht.
Schließlich bleibt auch der funktionalistische Ansatz in wichtigen Aspekten unterbelichtet, was sich vor allem im Fehlen einer Synthese, wie es doch eigentlich der Untertitel des Buches, "Theorie der digitalen Gesellschaft", suggeriert, bemerkbar macht. Was fehlt, ist ein Panorama der durchs Digitale veränderten Gegenwartsgesellschaft: Wie etwa verändert sich das Politische durch die Digitalisierung von Wahlkämpfen, wie verändert sich der Begriff von Gesundheit/Krankheit durch die Digitalisierung von medizinischer Diagnostik und Therapie, wie verändern sich Öffentlichkeiten und die Funktion von Massenmedien durch die Ausbreitung des Internets?
Ziel einer solchen Gegenwartsdiagnose könnte sein, die funktionale Differenzierung der Moderne durch die Brille des Digitalen neu zu erzählen: Könnte es nämlich sein, dass Digitalisierung nicht nur konventionelle Ordnungsstrukturen durch digitale Kontrollstrukturen ersetzt, sondern auch die von Niklas Luhmann für die moderne Gesellschaft noch maßgeblich gehaltenen "Kommunikationskodes" allmählich überflüssig macht? Ein Beispiel: Hatte Luhmann die Semantik der romantischen Liebe für eine zentrale Institution der Paarbildung unter Bedingungen der Freisetzung von Familien aus ständischen Bindungen und der Vervielfältigung potentieller Partner erklärt, ist die romantische Liebe als Grund der Paarbildung durch die Verbreitung von Online-Datingplattformen vielleicht bald schon obsolet. Wie einschlägige Studien zeigen, sind Datingplattformen - eben durch die Aufdeckung latenter Strukturen der Partnerwahl - sehr effizient in der Identifikation passender Partner, auch sind die sich digital gefunden habenden Paare laut Selbstauskunft glücklicher als Paare, die sich analog kennengelernt haben; romantisch ist die Suche mit Datingplattformen allerdings nicht. Und vielleicht ist es nicht zufällig ein Zeichen der Zeit, dass romantische Liebe in der Partnerschaft auch sonst ein wenig aus der Mode gekommen zu sein scheint.
Statt solchen Phänomenen nachzugehen, gleitet der Autor immer wieder ins Philosophische ab, indem er in großangelegten Exkursen und mit großer Begeisterung die Grundlagen von Zeichen-, System-, Bewusstseins- und Medientheorie unter Aufbietung vieler Beispiele wie in einem Lehrbuch erläutert. Das ist nicht uninteressant, man erfährt viele Details, die sicherlich eine wichtige Propädeutik für das Verständnis der Zeichenimmanenz und die Dynamik des Digitalen darstellen, aber von einer Gesellschaftsanalyse weit entfernt sind.
Zu den Highlights des Buches gehören zweifellos die stärker materialgesättigten Ausführungen in den Abschnitten über das Internet als Massenmedium und das Störungs- und Veränderungspotential des Digitalen für die bisherige Gesellschaftsordnung: Im Ökonomischen stört Big Data bisherige Geschäftsmodelle und schafft neue Vertriebswege, während der Vertrieb über Ladengeschäfte schwieriger wird; innerhalb unterschiedlicher Bereiche wird Privatheit wie auch das Konstrukt des selbstbestimmten Subjekts zur Illusion; die ausgreifende Datentechnik macht das Automobil möglicherweise zu einem Sensorpunkt im elektronisch gesteuerten Verkehrsstrom und so fort. Besonders relevant erscheint in diesem Zusammenhang die Einsicht, dass die Digitaltechnik Entscheidungen trifft, die im bisherigen Institutionenarrangement noch menschlichen oder korporativen Akteuren zugerechnet worden sind, womit digitale Algorithmen Akteursstatus erlangen.
Diese an sich nicht neuen Erkenntnisse gewinnen dadurch an theoretischer Brisanz, dass Nassehi sie - analog zur Einführung des Buchdrucks - als Struktur der Verdoppelung begreift, welche die funktional differenzierte Gesellschaft von innen verändert, ohne ihre Funktionen im Einzelnen auszuhebeln. Ähnlich wie Schriftlichkeit sich wie ein Netz über die gesellschaftlichen Praktiken legt und damit gewissermaßen eine zweite Realität erzeugt, die in die erste eingreift und selbst zum Teil der Gesellschaft geworden ist, so ist auch Digitalisierung als eine Verdoppelung der Welt zu begreifen, welche einen inneren Verweisungs- und Operationshorizont erzeugt, der in die Welt eingreift. Aber welche Veränderungen hier konkret stattgefunden haben und welche Auswirkungen Digitalisierung auf gesellschaftliche Denkweisen, soziale Praktiken und Strukturen im Einzelnen hat, wird, wenn überhaupt, nur ausschnittweise behandelt. Dennoch ist das Buch von Nassehi insgesamt eine sehr anregende und lohnende Lektüre, die nicht mit den sonst üblichen Katastrophenszenarien aufwartet, sondern zum differenzierten Weiterdenken einlädt.
CORNELIA KOPPETSCH
Armin Nassehi: "Muster". Theorie der digitalen
Gesellschaft.
Verlag C. H. Beck, München 2019. 352 S., geb., 26,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.09.2019Die Unwiderstehlichkeit des Binären
Der Soziologe Armin Nassehi fragt, warum die Digitalisierung erfolgreich war, und
attackiert dabei manches kulturkritische Kinder- und Hausmärchen der Gegenwart
VON STEFFEN MARTUS
In den Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat, lasen Menschen Bücher, über die sie sich zuvor im Rezensionsteil ihrer Tageszeitung informiert und die sie beim Buchhändler um die Ecke gekauft hatten. In der literarischen Öffentlichkeit begegneten sich die Gebildeten. Was und wie gelesen wurde, galt gleichwohl als Privatsache. Der Literaturbetrieb spiegelte die Werte und Normen der bürgerlichen Gesellschaft wider. Der Büchertisch gehörte zum guten Ton, das Bücherregal dokumentierte stolz die erbrachte Leseleistung. In der Schule galten „Ganztexte“ als zumutbar, und beim geselligen Miteinander tauchte man sich über wichtige Neuerscheinungen aus. Wer über bestimmte Werke und Autoren nichts zu sagen wusste, hatte Anlass, sich zu schämen.
Eines Tages aber kam die böse Digitalisierung. Amazon & Co. zerstörten den stationären Buchhandel wie so viele andere vertraute Wirtschaftsformen. Bildung wurde durch Erlebnismanagement ersetzt, Qualitätsjournalismus durch soziale Medien. Die Privatheit geriet in die Krise, weil die digitalen Lesegeräte permanent Informationen über den Verlauf der Lektüre dokumentierten und die Daten an Großkonzerne weiterreichten. Auf Partys unterhielt man sich nicht mehr über den Aufmacher der Buchmessenbeilage, sondern über die neueste Serie, die auf irgendeinem Streaming-Portal lief und auf die man gerade bei Facebook gestoßen war. Im Ikea-Katalog wurde die Bücherwand durch andere Dekorationen ersetzt. Die digitalen Medien hatten die schöne alte, analoge Welt kaputt gemacht.
Warum aber war die Digitalisierung so erfolgreich? Warum haben sich alle so schnell darauf eingelassen? Das ist die einfache Ausgangsfrage des Münchner Soziologen Armin Nassehi. Seine Antwort lautet: Die Digitalisierung pirschte sich gar nicht von außen an die Moderne heran. Sie drang nicht als Fremdkörper ein. Sie gehörte vielmehr schon immer dazu. Die ganze Geschichte von der Zerstörung einer wohlsituierten analogen Welt durch eine digitale Postmoderne zählt für ihn zu den Kinder- und Hausmärchen der Gegenwart. Medien, so die funktionalistische Überzeugung Nassehis, haben nur dann Durchsetzungschancen, wenn die Gesellschaft etwas mit ihnen anfangen kann. Worin also bestand das Problem, für das die Digitalisierung eine so evidente Lösung anbot, dass sich binär codierte Daten aus dem Alltag nicht mehr wegdenken lassen?
Nassehi ist ein Vertreter der Systemtheorie und erzählt Gesellschaftsgeschichte nach dem Vorbild des Bielefelder Soziologen Niklas Luhmann. Demnach orientierte sich die vormoderne Gesellschaft an einem Schema, das alles in den Kategorien von „oben“ und „unten“ unterbrachte. Wer sich „oben“ befand, war wichtiger, relevanter, hatte recht und durfte entscheiden. Äußere Merkmale markierten den Platz in der sozialen Hierarchie. Verhaltenslehren, Kleider- oder Zeremonialordnungen gaben klare Regeln vor und machten Ordnung sichtbar. In der Moderne setzt sich ein anderes Strukturprinzip durch: die funktionale Differenzierung der Gesellschaft in soziale Subsysteme, die nicht übereinander-, sondern nebeneinanderliegen. Die Politik etwa kann zwar „Anreize“ für die Wirtschaft setzen. Was aber die Wirtschaft mit diesen Anreizen anfängt, handeln die ökonomischen Akteure unter sich aus. Ähnlich verhält es sich mit Wissenschaft oder Kunst.
Der entscheidende Effekt dieser sozialen Strukturveränderung besteht darin, dass die Gesellschaft komplexer wird. Es geht nun immer sehr speziell zu, als hätte man es mit Nerds zu tun, die zwar über ein extrem differenziertes Problemlösungsvermögen in ihrem Bereich verfügen, dafür aber den Rest der Welt aus dem Blick verlieren.
Zudem wird die soziale Ordnung zunehmend unsichtbar. Sie lässt sich nicht mehr so einfach aus Äußerlichkeiten ableiten und in repräsentative Formen bringen. Die Gesellschaft benötigt daher neue Verfahren, um im Chaos scheinbar individueller oder hoch spezialisierter Handlungen noch „Regelmäßigkeiten“ zu entdecken. Hier tritt seit dem späten 17. und massiv seit dem 19. Jahrhundert die Statistik auf den Plan und damit ein modernes Datenmanagement, das latente Strukturen entdeckt, die den Akteuren nicht bewusst sind. Die neuen Sozialingenieure listen Zahlenkolonnen auf, mit denen sie die Welt in einem extrem abstrakten Datenformat „verdoppeln“.
Bereits sehr früh wird auf diese Weise beispielsweise in Untersuchungen zum Heiratsverhalten das „Parshippen“ vorbereitet. Das romantische Paradigma der Liebe bürdet zwar vordergründig den Individuen die Entscheidungslast für die Paarbildung auf, gleichwohl ergibt sich aus einer breiten Datengrundlage, dass das alles viel schematischer funktioniert, als den Akteuren bewusst ist.
Es zeigen sich auf neue Weise „Muster“, und genau hier beginnt für Nassehi die Digitalisierung der Gesellschaft. Digitale Technologien machen diese Verfahren der Mustererkennung lediglich zu ihrer Geschäftsgrundlage. Sie holen gewissermaßen auf Ebene der Hardware nach, was vom Problembezug her schon lange an der Zeit war. Was auch immer wir tun, stets fallen Daten an, auf deren Grundlage die unbewusste soziale Ordnung errechnet wird, und zwar weit entfernt von den Intentionen, mit denen die „User“ PCs und Smartphones bedienen. Diese Mustererkennung zielt auf die Potenziale einer Gesellschaft, auf unsere politischen Neigungen und ökonomische Verführbarkeit, aber auch auf die Bereitschaft zur Kriminalität oder den Beitrag zum Verkehrsverhalten.
Nassehi geht allerdings noch einen Schritt weiter und formuliert eine starke These: Die Pointe an digitalen Verfahren liegt darin, dass der maximal einfache, nämlich binäre Code eine maximale Vielfalt von Einsatzmöglichkeiten bei der „Rekombination“ von Daten erlaubt. Aus Perspektive der Systemtheorie ist die soziale Welt ebenso binär codiert, ebenso funktionstüchtig und ebenso selbstbezogen wie die digitale Datenwelt. Ob es sich dabei um eine „bloße Äquivokation“ oder tatsächlich um eine „operative Parallele“ handelt, mögen die Soziologen diskutieren. Für ein breiteres Publikum – also für Beobachter aus anderen sozialen Systemen als der Wissenschaft – gibt das Buch auch so genug zu denken.
Der Kursbuch-Herausgeber Nassehi, der vor Kurzem für „Herausragende Leistungen auf dem Gebiet der öffentlichen Wirksamkeit der Soziologie“ ausgezeichnet wurde, trägt zur Selbstaufklärung bei, weil gerade die Digitalisierung auf die „Gesellschaft“ in ihrer ganzen Widerständigkeit und Robustheit aufmerksam macht. Allein die Ausführungen zur Überzeugungskraft funktionierender Technik, die sich stets gegen das „gute Argument“ durchsetzen wird, wenn sie sich praktisch bewährt, lässt Berge an kulturkritischem Räsonnement über Autonomieverlust durch Digitalisierung Makulatur werden.
Die Generalthese von Nassehi lautet: „Ausgerechnet die so fluide aussehende Digitalisierung“ verweist auf „Stabilitäten“. Wir befinden uns mithin zwar in einer Phase mit speziellen Risiken und Technologienebenwirkungen, diese stellen jedoch die Strukturen der Moderne nicht „disruptiv“ infrage. Allerdings tut sich Nassehi mit der extremen historischen Ausweitung der Digitalisierung keinen Gefallen. Um die Durchsetzungsfähigkeit eines Mediums zu verdeutlichen, spiegelt er immer wieder die Etablierung digitaler Techniken in der Erfolgsgeschichte des Buchdrucks – die Schrift sei das „erste digitale Medium“, weil sie eine „Verdoppelung“ der Welt in Datenform ermögliche. Der Buchdruck hat aber nicht nur auf die Beschaffenheit vormoderner Verhältnisse hingewiesen, sondern diese auch zersetzt und moderne Strukturprinzipien angebahnt.
Wenn digitale Medien die gleiche Wirkung wie der Buchdruck entfalten: Stehen wir dann doch an der Schwelle zur „nächsten Gesellschaft“? Dies jedenfalls ist die Deutung von Dirk Baecker, der ebenfalls als Sachwalter von Luhmanns Gedankenerbe auftritt und im letzten Jahre seine Gegenwartsdiagnose vorgelegt hat. Die Medienepoche „4.0“, so spekuliert Baecker, werde vermutlich nicht mehr funktional ausdifferenziert, sondern netzwerkförmig organisiert sein. Es ist daher bemerkenswert, dass Nassehi zumindest für einen kurzen Moment Bruno Latours Akteur-Netzwerk-Theorie als intellektuelle Alternative zur Systemtheorie zulässt. Bei der einzigen Begegnung zwischen Luhmann und Latour auf einer Tagung im Jahr 1995 attackierte der französische Meisterdenker geradezu wütend die Differenzierungstheorie als Sündenfall der Luhmann’schen Soziologie und votierte emphatisch dafür, Vernetzungen zu analysieren. Luhmann reagierte darauf gewohnt lässig.
Wohlfeile Einwände gegen die Systemtheorie kann man sich tatsächlich sparen. Dafür war Luhmann viel zu klug und erwartete, dass man ihm zumindest die Kenntnis der gängigen Gegenargumente zutraute. Als er in einem Interview einmal gefragt wurde, welche Kritiker er am meisten fürchte, meinte er trocken: „Die dummen.“
Nassehi profitiert von der intellektuellen Kaltschnäuzigkeit der Systemtheorie und liebt es, den Leser narzisstisch zu kränken: Auch die „natürliche“ Intelligenz verhält sich im Normalfall nicht so außerordentlich, dass die „künstliche“ den Vergleich mit Menschen scheuen müsste. Die Privatheit, die viele durch die sozialen Medien in Gefahr sehen, gab es nie. Individuen gleichen sich in ihrer Individualität doch sehr stark. Die Datenmaschinerie weiß besser über uns Bescheid als wir selbst, und stellt daher die Autonomiefiktionen des modernen Subjekts infrage. Wie nebenbei gibt Nassehi damit nicht nur eine Einführung in die Systemtheorie, sondern zugleich in ausnüchterndes soziologisches Beobachten und Denken.
Weil aber Luhmann einer der klügsten Menschen war, die jemals gelebt haben, sind seine Schüler nicht nur in der Regel extrem schlau, sondern immer auch ein wenig zu bedauern. Entweder stellen sie sich in den Schatten des Meisters oder sie müssen sehr laut „Ich“ sagen, um ihr Stimmrecht geltend zu machen. Und das tut Nassehi auf eine fast schon unanständig aufdringliche Weise. Luhmann war nicht weniger hart in der Verachtung der meisten soziologischen Angebote, die ihm – wie auch Nassehi – als unrettbar naiv und kurzschlüssig erschienen, nur formulierte er seine Vorbehalte deutlich vornehmer. Sein Arbeitsalltag, zu dem es auch gehörte, sich „ganz konzentriert auszuruhen“, endete in der Regel um 23 Uhr im Bett, wo er „ein paar Dinge“ las, die er „zu dieser Zeit noch verdauen“ mochte. Welche Werke seiner Kollegen damit gemeint waren, bleibt der Fantasie überlassen. Jürgen Habermas konnte jedenfalls nie ganz ausschließen, dass seine „Theorie des kommunikativen Handelns“ auf Luhmanns Nachttisch lag.
Bei Nassehi muss man nicht lange spekulieren, worüber er einschläft. Es gibt bei ihm ganze Listen zu Studien, die sich unter seinem Beobachtungsniveau befinden. Theoretisch mag ihm die „Zurechnung auf Personen“ suspekt sein. Rhetorisch schätzt er diese „Illusio“ des modernen Individualismus dann aber doch.
Die Digitalisierung pirschte sich
gar nicht von außen
an die Moderne heran
Funktionierende Technik hat
mehr Überzeugungskraft als
ein „gutes Argument“
Der Autor liefert Listen von
Studien, die sein Niveau
der Beobachtung unterschreiten
Armin Nassehi lehrt Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der Ludwig-Maxmilians-Universität München und ist Herausgeber der Kulturzeitschrift Kursbuch. Foto: imago/Horst Galuschka
Der maximal einfache, der binäre Code erlaubt eine maximale Vielfalt von Einsatzmöglichkeiten bei der „Rekombination“ von Daten.
Foto: imago/Westend61
Armin Nassehi: Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft. Verlag C.H. Beck, München 2019. 352 Seiten, 26 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Der Soziologe Armin Nassehi fragt, warum die Digitalisierung erfolgreich war, und
attackiert dabei manches kulturkritische Kinder- und Hausmärchen der Gegenwart
VON STEFFEN MARTUS
In den Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat, lasen Menschen Bücher, über die sie sich zuvor im Rezensionsteil ihrer Tageszeitung informiert und die sie beim Buchhändler um die Ecke gekauft hatten. In der literarischen Öffentlichkeit begegneten sich die Gebildeten. Was und wie gelesen wurde, galt gleichwohl als Privatsache. Der Literaturbetrieb spiegelte die Werte und Normen der bürgerlichen Gesellschaft wider. Der Büchertisch gehörte zum guten Ton, das Bücherregal dokumentierte stolz die erbrachte Leseleistung. In der Schule galten „Ganztexte“ als zumutbar, und beim geselligen Miteinander tauchte man sich über wichtige Neuerscheinungen aus. Wer über bestimmte Werke und Autoren nichts zu sagen wusste, hatte Anlass, sich zu schämen.
Eines Tages aber kam die böse Digitalisierung. Amazon & Co. zerstörten den stationären Buchhandel wie so viele andere vertraute Wirtschaftsformen. Bildung wurde durch Erlebnismanagement ersetzt, Qualitätsjournalismus durch soziale Medien. Die Privatheit geriet in die Krise, weil die digitalen Lesegeräte permanent Informationen über den Verlauf der Lektüre dokumentierten und die Daten an Großkonzerne weiterreichten. Auf Partys unterhielt man sich nicht mehr über den Aufmacher der Buchmessenbeilage, sondern über die neueste Serie, die auf irgendeinem Streaming-Portal lief und auf die man gerade bei Facebook gestoßen war. Im Ikea-Katalog wurde die Bücherwand durch andere Dekorationen ersetzt. Die digitalen Medien hatten die schöne alte, analoge Welt kaputt gemacht.
Warum aber war die Digitalisierung so erfolgreich? Warum haben sich alle so schnell darauf eingelassen? Das ist die einfache Ausgangsfrage des Münchner Soziologen Armin Nassehi. Seine Antwort lautet: Die Digitalisierung pirschte sich gar nicht von außen an die Moderne heran. Sie drang nicht als Fremdkörper ein. Sie gehörte vielmehr schon immer dazu. Die ganze Geschichte von der Zerstörung einer wohlsituierten analogen Welt durch eine digitale Postmoderne zählt für ihn zu den Kinder- und Hausmärchen der Gegenwart. Medien, so die funktionalistische Überzeugung Nassehis, haben nur dann Durchsetzungschancen, wenn die Gesellschaft etwas mit ihnen anfangen kann. Worin also bestand das Problem, für das die Digitalisierung eine so evidente Lösung anbot, dass sich binär codierte Daten aus dem Alltag nicht mehr wegdenken lassen?
Nassehi ist ein Vertreter der Systemtheorie und erzählt Gesellschaftsgeschichte nach dem Vorbild des Bielefelder Soziologen Niklas Luhmann. Demnach orientierte sich die vormoderne Gesellschaft an einem Schema, das alles in den Kategorien von „oben“ und „unten“ unterbrachte. Wer sich „oben“ befand, war wichtiger, relevanter, hatte recht und durfte entscheiden. Äußere Merkmale markierten den Platz in der sozialen Hierarchie. Verhaltenslehren, Kleider- oder Zeremonialordnungen gaben klare Regeln vor und machten Ordnung sichtbar. In der Moderne setzt sich ein anderes Strukturprinzip durch: die funktionale Differenzierung der Gesellschaft in soziale Subsysteme, die nicht übereinander-, sondern nebeneinanderliegen. Die Politik etwa kann zwar „Anreize“ für die Wirtschaft setzen. Was aber die Wirtschaft mit diesen Anreizen anfängt, handeln die ökonomischen Akteure unter sich aus. Ähnlich verhält es sich mit Wissenschaft oder Kunst.
Der entscheidende Effekt dieser sozialen Strukturveränderung besteht darin, dass die Gesellschaft komplexer wird. Es geht nun immer sehr speziell zu, als hätte man es mit Nerds zu tun, die zwar über ein extrem differenziertes Problemlösungsvermögen in ihrem Bereich verfügen, dafür aber den Rest der Welt aus dem Blick verlieren.
Zudem wird die soziale Ordnung zunehmend unsichtbar. Sie lässt sich nicht mehr so einfach aus Äußerlichkeiten ableiten und in repräsentative Formen bringen. Die Gesellschaft benötigt daher neue Verfahren, um im Chaos scheinbar individueller oder hoch spezialisierter Handlungen noch „Regelmäßigkeiten“ zu entdecken. Hier tritt seit dem späten 17. und massiv seit dem 19. Jahrhundert die Statistik auf den Plan und damit ein modernes Datenmanagement, das latente Strukturen entdeckt, die den Akteuren nicht bewusst sind. Die neuen Sozialingenieure listen Zahlenkolonnen auf, mit denen sie die Welt in einem extrem abstrakten Datenformat „verdoppeln“.
Bereits sehr früh wird auf diese Weise beispielsweise in Untersuchungen zum Heiratsverhalten das „Parshippen“ vorbereitet. Das romantische Paradigma der Liebe bürdet zwar vordergründig den Individuen die Entscheidungslast für die Paarbildung auf, gleichwohl ergibt sich aus einer breiten Datengrundlage, dass das alles viel schematischer funktioniert, als den Akteuren bewusst ist.
Es zeigen sich auf neue Weise „Muster“, und genau hier beginnt für Nassehi die Digitalisierung der Gesellschaft. Digitale Technologien machen diese Verfahren der Mustererkennung lediglich zu ihrer Geschäftsgrundlage. Sie holen gewissermaßen auf Ebene der Hardware nach, was vom Problembezug her schon lange an der Zeit war. Was auch immer wir tun, stets fallen Daten an, auf deren Grundlage die unbewusste soziale Ordnung errechnet wird, und zwar weit entfernt von den Intentionen, mit denen die „User“ PCs und Smartphones bedienen. Diese Mustererkennung zielt auf die Potenziale einer Gesellschaft, auf unsere politischen Neigungen und ökonomische Verführbarkeit, aber auch auf die Bereitschaft zur Kriminalität oder den Beitrag zum Verkehrsverhalten.
Nassehi geht allerdings noch einen Schritt weiter und formuliert eine starke These: Die Pointe an digitalen Verfahren liegt darin, dass der maximal einfache, nämlich binäre Code eine maximale Vielfalt von Einsatzmöglichkeiten bei der „Rekombination“ von Daten erlaubt. Aus Perspektive der Systemtheorie ist die soziale Welt ebenso binär codiert, ebenso funktionstüchtig und ebenso selbstbezogen wie die digitale Datenwelt. Ob es sich dabei um eine „bloße Äquivokation“ oder tatsächlich um eine „operative Parallele“ handelt, mögen die Soziologen diskutieren. Für ein breiteres Publikum – also für Beobachter aus anderen sozialen Systemen als der Wissenschaft – gibt das Buch auch so genug zu denken.
Der Kursbuch-Herausgeber Nassehi, der vor Kurzem für „Herausragende Leistungen auf dem Gebiet der öffentlichen Wirksamkeit der Soziologie“ ausgezeichnet wurde, trägt zur Selbstaufklärung bei, weil gerade die Digitalisierung auf die „Gesellschaft“ in ihrer ganzen Widerständigkeit und Robustheit aufmerksam macht. Allein die Ausführungen zur Überzeugungskraft funktionierender Technik, die sich stets gegen das „gute Argument“ durchsetzen wird, wenn sie sich praktisch bewährt, lässt Berge an kulturkritischem Räsonnement über Autonomieverlust durch Digitalisierung Makulatur werden.
Die Generalthese von Nassehi lautet: „Ausgerechnet die so fluide aussehende Digitalisierung“ verweist auf „Stabilitäten“. Wir befinden uns mithin zwar in einer Phase mit speziellen Risiken und Technologienebenwirkungen, diese stellen jedoch die Strukturen der Moderne nicht „disruptiv“ infrage. Allerdings tut sich Nassehi mit der extremen historischen Ausweitung der Digitalisierung keinen Gefallen. Um die Durchsetzungsfähigkeit eines Mediums zu verdeutlichen, spiegelt er immer wieder die Etablierung digitaler Techniken in der Erfolgsgeschichte des Buchdrucks – die Schrift sei das „erste digitale Medium“, weil sie eine „Verdoppelung“ der Welt in Datenform ermögliche. Der Buchdruck hat aber nicht nur auf die Beschaffenheit vormoderner Verhältnisse hingewiesen, sondern diese auch zersetzt und moderne Strukturprinzipien angebahnt.
Wenn digitale Medien die gleiche Wirkung wie der Buchdruck entfalten: Stehen wir dann doch an der Schwelle zur „nächsten Gesellschaft“? Dies jedenfalls ist die Deutung von Dirk Baecker, der ebenfalls als Sachwalter von Luhmanns Gedankenerbe auftritt und im letzten Jahre seine Gegenwartsdiagnose vorgelegt hat. Die Medienepoche „4.0“, so spekuliert Baecker, werde vermutlich nicht mehr funktional ausdifferenziert, sondern netzwerkförmig organisiert sein. Es ist daher bemerkenswert, dass Nassehi zumindest für einen kurzen Moment Bruno Latours Akteur-Netzwerk-Theorie als intellektuelle Alternative zur Systemtheorie zulässt. Bei der einzigen Begegnung zwischen Luhmann und Latour auf einer Tagung im Jahr 1995 attackierte der französische Meisterdenker geradezu wütend die Differenzierungstheorie als Sündenfall der Luhmann’schen Soziologie und votierte emphatisch dafür, Vernetzungen zu analysieren. Luhmann reagierte darauf gewohnt lässig.
Wohlfeile Einwände gegen die Systemtheorie kann man sich tatsächlich sparen. Dafür war Luhmann viel zu klug und erwartete, dass man ihm zumindest die Kenntnis der gängigen Gegenargumente zutraute. Als er in einem Interview einmal gefragt wurde, welche Kritiker er am meisten fürchte, meinte er trocken: „Die dummen.“
Nassehi profitiert von der intellektuellen Kaltschnäuzigkeit der Systemtheorie und liebt es, den Leser narzisstisch zu kränken: Auch die „natürliche“ Intelligenz verhält sich im Normalfall nicht so außerordentlich, dass die „künstliche“ den Vergleich mit Menschen scheuen müsste. Die Privatheit, die viele durch die sozialen Medien in Gefahr sehen, gab es nie. Individuen gleichen sich in ihrer Individualität doch sehr stark. Die Datenmaschinerie weiß besser über uns Bescheid als wir selbst, und stellt daher die Autonomiefiktionen des modernen Subjekts infrage. Wie nebenbei gibt Nassehi damit nicht nur eine Einführung in die Systemtheorie, sondern zugleich in ausnüchterndes soziologisches Beobachten und Denken.
Weil aber Luhmann einer der klügsten Menschen war, die jemals gelebt haben, sind seine Schüler nicht nur in der Regel extrem schlau, sondern immer auch ein wenig zu bedauern. Entweder stellen sie sich in den Schatten des Meisters oder sie müssen sehr laut „Ich“ sagen, um ihr Stimmrecht geltend zu machen. Und das tut Nassehi auf eine fast schon unanständig aufdringliche Weise. Luhmann war nicht weniger hart in der Verachtung der meisten soziologischen Angebote, die ihm – wie auch Nassehi – als unrettbar naiv und kurzschlüssig erschienen, nur formulierte er seine Vorbehalte deutlich vornehmer. Sein Arbeitsalltag, zu dem es auch gehörte, sich „ganz konzentriert auszuruhen“, endete in der Regel um 23 Uhr im Bett, wo er „ein paar Dinge“ las, die er „zu dieser Zeit noch verdauen“ mochte. Welche Werke seiner Kollegen damit gemeint waren, bleibt der Fantasie überlassen. Jürgen Habermas konnte jedenfalls nie ganz ausschließen, dass seine „Theorie des kommunikativen Handelns“ auf Luhmanns Nachttisch lag.
Bei Nassehi muss man nicht lange spekulieren, worüber er einschläft. Es gibt bei ihm ganze Listen zu Studien, die sich unter seinem Beobachtungsniveau befinden. Theoretisch mag ihm die „Zurechnung auf Personen“ suspekt sein. Rhetorisch schätzt er diese „Illusio“ des modernen Individualismus dann aber doch.
Die Digitalisierung pirschte sich
gar nicht von außen
an die Moderne heran
Funktionierende Technik hat
mehr Überzeugungskraft als
ein „gutes Argument“
Der Autor liefert Listen von
Studien, die sein Niveau
der Beobachtung unterschreiten
Armin Nassehi lehrt Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der Ludwig-Maxmilians-Universität München und ist Herausgeber der Kulturzeitschrift Kursbuch. Foto: imago/Horst Galuschka
Der maximal einfache, der binäre Code erlaubt eine maximale Vielfalt von Einsatzmöglichkeiten bei der „Rekombination“ von Daten.
Foto: imago/Westend61
Armin Nassehi: Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft. Verlag C.H. Beck, München 2019. 352 Seiten, 26 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
"Eine fundamentale wissenschaftliche Beschreibung der digitalen Welt. (Nassehi) führt mit exzellenter Denkschärfe vor, was Wissenschaft vermag: Die Legobausteine der digitalen Gesellschaft in den Blick zu nehmen, die Dynamiken wirtschaftlicher Interessen ebenso wie die "Widerständigkeiten" gesellschaftlicher Verharrung. Das ist Aufklärung im besten Sinn."
Frankfurter Rundschau, Thomas Kaspar
"Ohne apokalyptischen Beigeschmack."
Falter, Heinz P. Wassermann
"Der Münchner Soziologieprofessor Armin Nassehi hat seit dem letzten Jahr die Führung unter den deutschen Intellektuellen übernommen."
taz, Peter Unfried
"Für mich das grandioseste Buch über eine digitalisierte Gesellschaft!"
ZDF Kultur, Gert Scobel
"Nassehis Analyse kann dabei helfen, sich selbst im verworrenen Geflecht, das sich Gesellschaft nennt, zu verorten."
ZEIT Wissen, Sophie Weller
"Armin Nassehi - einer der meist beachteten Denker der Gegenwart - erklärt, warum die Digitalisierung ein gesellschaftliches Problem löst und unsere ureigensten Strukturen entlarvt."
Die Furche, Brigitte Quint
"Überzeugende und inspirierende Darlegung."
Wiener Zeitung, Gerald Schmickl
"Nassehis Buch ist blendend geschrieben, stellenweise funkelnd polemisch, nie grimmig, mit fein ziseliertem Spott über das Panikorchester kritischer Kollegen."
ZEIT, Thomas Assheuer
"Brillante und erfrischend differenzierte Darstellung der Leistungsfähigkeit Künstlicher Intelligenz."
literaturkritik.de, Christophe Fricker
"Weil (Armin Nassehi) systemtheoretisch denkt, geht es ihm darum, wie die Dinge funktionieren. Das hat den Vorteil, dass man auf einmal freie Sicht hat darauf, was die Digitalisierung mit unserer Gesellschaft tatsächlich tut."
Tages-Anzeiger, Pascal Blum
"Wertfrei, soziologisch, gut - und angesichts des komplexen Gegenstands leicht verständlich."
Fränkischer Tag
"Nassehi hat sein bislang wichtigstes Buch verfasst (...) Eine kleine Sensation, denn 'Muster' folgt mit seiner hermeneutischen Tiefenschärfe den großen Gesellschaftsstudien eines Adorno, Habermas, Luhmann, Bourdieu (...) Wenn es so klug und unterhaltsam passiert wie hier, könnte Gesellschaftswissenschaft wieder eine echte Leitdisziplin sein."
WELT, Marc Reichwein
"Viele Thesen, viele Hinweise, viel Stoff zum Nachdenken über das wunderlichste und nach wie vor unbegriffene Phänomen unserer Zeit."
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Jürgen Kaube
"Eine wunderbare Analyse des Digitalisierungsprozesses."
Wolfram Eilenberger
"Es ist das Buch der Stunde. (...) Nassehis Buch ist ein Augenöffner. Ein origineller Theorieansatz, frei von Alarmismus und Allgemeinplätzen."
SRF Kultur, Yves Bossart
"Ein wirklich wichtiges Werk. Wer es liest, wird durch dieses Buch sehr viel klüger."
Deutschlandfunk Kultur, Florian Felix Weyh
"Helles Licht der Aufklärung strahlt aus dem eleganten Buch des deutschen Soziologen Armin Nassehi."
Falter, Armin Thurnher
"Eine ungemein anregende Diagnose der Gegenwart"
Tagesspiegel
"Sein Buch [macht] eindringlich darauf aufmerksam, wie tief die Gesellschaft bereits von digitalen Strukturen imprägniert ist."
WDR3, Martin Hubert
"Nassehi hat ein interessantes, das philosophische Denken herausforderndes, spannendes Buch geschrieben. Musterhaft!"
Philosophie Magazin, Gert Scobel
"So radikal wie originell."
WDR 3, Martin Hubert
"Ein lesenswertes Buch."
Basler Zeitung, Christine Richard
"Ein anspruchsvolles, kluges Buch."
WELT am Sonntag
"Dieses Buch lenkt den Blick weg von der Katastrophenerwartung, hin zur Herausforderung, das grosse Ganze in den Blick zu nehmen. Sein Reiz liegt im Versuch, die Grundfesten der Gesellschaft freizulegen."
Neue Zürcher Zeitung, Martina Läubli
"Die Argumente sind eine aufschlussreiche Ergänzung, um die Erfolgsbedingungen der gegenwärtigen digitalen Entwicklungen nachvollziehen zu können."
socialnet.de, Christoph Schnabel
Frankfurter Rundschau, Thomas Kaspar
"Ohne apokalyptischen Beigeschmack."
Falter, Heinz P. Wassermann
"Der Münchner Soziologieprofessor Armin Nassehi hat seit dem letzten Jahr die Führung unter den deutschen Intellektuellen übernommen."
taz, Peter Unfried
"Für mich das grandioseste Buch über eine digitalisierte Gesellschaft!"
ZDF Kultur, Gert Scobel
"Nassehis Analyse kann dabei helfen, sich selbst im verworrenen Geflecht, das sich Gesellschaft nennt, zu verorten."
ZEIT Wissen, Sophie Weller
"Armin Nassehi - einer der meist beachteten Denker der Gegenwart - erklärt, warum die Digitalisierung ein gesellschaftliches Problem löst und unsere ureigensten Strukturen entlarvt."
Die Furche, Brigitte Quint
"Überzeugende und inspirierende Darlegung."
Wiener Zeitung, Gerald Schmickl
"Nassehis Buch ist blendend geschrieben, stellenweise funkelnd polemisch, nie grimmig, mit fein ziseliertem Spott über das Panikorchester kritischer Kollegen."
ZEIT, Thomas Assheuer
"Brillante und erfrischend differenzierte Darstellung der Leistungsfähigkeit Künstlicher Intelligenz."
literaturkritik.de, Christophe Fricker
"Weil (Armin Nassehi) systemtheoretisch denkt, geht es ihm darum, wie die Dinge funktionieren. Das hat den Vorteil, dass man auf einmal freie Sicht hat darauf, was die Digitalisierung mit unserer Gesellschaft tatsächlich tut."
Tages-Anzeiger, Pascal Blum
"Wertfrei, soziologisch, gut - und angesichts des komplexen Gegenstands leicht verständlich."
Fränkischer Tag
"Nassehi hat sein bislang wichtigstes Buch verfasst (...) Eine kleine Sensation, denn 'Muster' folgt mit seiner hermeneutischen Tiefenschärfe den großen Gesellschaftsstudien eines Adorno, Habermas, Luhmann, Bourdieu (...) Wenn es so klug und unterhaltsam passiert wie hier, könnte Gesellschaftswissenschaft wieder eine echte Leitdisziplin sein."
WELT, Marc Reichwein
"Viele Thesen, viele Hinweise, viel Stoff zum Nachdenken über das wunderlichste und nach wie vor unbegriffene Phänomen unserer Zeit."
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Jürgen Kaube
"Eine wunderbare Analyse des Digitalisierungsprozesses."
Wolfram Eilenberger
"Es ist das Buch der Stunde. (...) Nassehis Buch ist ein Augenöffner. Ein origineller Theorieansatz, frei von Alarmismus und Allgemeinplätzen."
SRF Kultur, Yves Bossart
"Ein wirklich wichtiges Werk. Wer es liest, wird durch dieses Buch sehr viel klüger."
Deutschlandfunk Kultur, Florian Felix Weyh
"Helles Licht der Aufklärung strahlt aus dem eleganten Buch des deutschen Soziologen Armin Nassehi."
Falter, Armin Thurnher
"Eine ungemein anregende Diagnose der Gegenwart"
Tagesspiegel
"Sein Buch [macht] eindringlich darauf aufmerksam, wie tief die Gesellschaft bereits von digitalen Strukturen imprägniert ist."
WDR3, Martin Hubert
"Nassehi hat ein interessantes, das philosophische Denken herausforderndes, spannendes Buch geschrieben. Musterhaft!"
Philosophie Magazin, Gert Scobel
"So radikal wie originell."
WDR 3, Martin Hubert
"Ein lesenswertes Buch."
Basler Zeitung, Christine Richard
"Ein anspruchsvolles, kluges Buch."
WELT am Sonntag
"Dieses Buch lenkt den Blick weg von der Katastrophenerwartung, hin zur Herausforderung, das grosse Ganze in den Blick zu nehmen. Sein Reiz liegt im Versuch, die Grundfesten der Gesellschaft freizulegen."
Neue Zürcher Zeitung, Martina Läubli
"Die Argumente sind eine aufschlussreiche Ergänzung, um die Erfolgsbedingungen der gegenwärtigen digitalen Entwicklungen nachvollziehen zu können."
socialnet.de, Christoph Schnabel
Thomas Assheuer, DIE ZEIT
"Viele Thesen, viele Hinweise, viel Stoff zum Nachdenken über das wunderlichste und nach wie vor unbegriffene Phänomen unserer Zeit."
Jürgen Kaube, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
"Muster folgt mit seiner hermeneutischen Tiefenschärfe den großen Gesellschaftsstudien eines Adorno, Habermas, Luhmann, Bourdieu... Wenn es so klug und unterhaltsam passiert wie hier, könnte Gesellschaftswissenschaft wieder eine echte Leitdisziplin sein."
Marc Reichwein, Die Welt
"Viele Thesen, viele Hinweise, viel Stoff zum Nachdenken über das wunderlichste und nach wie vor unbegriffene Phänomen unserer Zeit."
Jürgen Kaube, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
"Muster folgt mit seiner hermeneutischen Tiefenschärfe den großen Gesellschaftsstudien eines Adorno, Habermas, Luhmann, Bourdieu... Wenn es so klug und unterhaltsam passiert wie hier, könnte Gesellschaftswissenschaft wieder eine echte Leitdisziplin sein."
Marc Reichwein, Die Welt